Lux Aeterna (German Edition)
und ihrem Chef hatte Jason bereits einige Verbrecher zur Strecke gebracht und wurde so mehr oder weniger ungewollt vom zornigen Racheengel zu einem Werkzeug der Gerechtigkeit. Doch nun, da er einen Teil seiner menschlichen Seele zurückerhalten hatte, war er vom Fluch des Bluttrinkens befreit. Alles andere, wie die Unsterblichkeit, aber war ihm geblieben. Doch wieder einen Menschen töten durfte er auf keinen Fall!
Diese Welt war selbst für die Vampire gefährlich geworden. Bereits mehrmals waren Jason und seine Freundin auf die Existenz einer geheimen Gesellschaft namens Trilobit gestoßen, die ihrerseits auf der Jagd nach der Unsterblichkeit war, und alles dafür tun würde, um einen seiner Rasse in die Hände zu bekommen. Ihr Ziel war die Beherrschung der Zeit und die Schaffung einer elitären, menschlichen Rasse. Es hatte bereits vor nicht allzu langer Zeit eine weltweite Suche nach Vampiren gegeben, die aber im Sande verlaufen war. Immer noch lauerte diese Gesellschaft im Untergrund und hätte sie von Ritas Existenz gewusst… Die hübsche Frau wäre ihres Lebens nicht mehr sicher gewesen. Sie war genau das, was diese Leute suchten und was sie selbst so gerne wären: ein Kind der Ewigkeit, ohne ein Vampir zu sein.
Von Ritas Unsterblichkeit wusste nur noch ihr Chef, der Kommissar Harald Welsch, und - durch eine unüberlegte Äußerung von Jason auch eine junge Hybridvampirin namens Lioba Olsen - die sich gerade an ihr neues, dunkles Leben gewöhnte. Jason half ihr dabei, in dem er sie in die Gesetze der Vampire einweihte. Lioba führte Tagebuch über all die Dinge, die sie in ihrer neuen Existenz kennen lernte, und dabei schrieb sie auch über Jason Dawn und den einzigen Menschen, der Zugang zu all diesen Dingen hatte, ohne selbst dieser Rasse anzugehören: Rita Hold.
* * *
Lioba Olsen wollte Hamburg verlassen und in Berlin einen neuen Job annehmen. Bisher hatte sie freiberuflich als Fotografin für verschiedene Zeitungen gearbeitet. Durch ihre Fürsprache war auch Jason an seinen jetzigen Job gekommen. Ein Frauenmagazin mit Sitz in Berlin hatte Lioba eine neue Stellung angeboten und sie hatte zugesagt. Morgen war der Tag des Umzugs gekommen, heute wollte sie sich noch verabschieden von alten und neuen Freunden. Sie hoffte inständig, Jason noch einmal zu sehen. Die zierliche, dunkelblonde Fotografin hatte in der Zwischenzeit mehr als Zuneigung für den androgyn wirkenden ehemaligen Sänger entwickelt. Und sie war eifersüchtig – eifersüchtig auf Rita. Ihrer Meinung nach passte ein menschliches Wesen nicht an die Seite eines Vampirs, nicht einmal ein unsterblicher Mensch.
In der halbleeren Wohnung, in der sich die gepackten Kartons stapelten, wartete Lioba auf Jason Dawn, der – wie es seine Art war – völlig unvermutet auftauchen sollte. Sie spürte die Kraft seiner Gedanken noch bevor sie ihn sah. Völlig ruhig wandte sie sich zu dem jungen, schwarz gekleideten Mann um. Der Blick dieser großen, schönen Augen war stets neugierig und irgendwie wusste man nie, woran man bei ihm war. Er faszinierte nicht nur Menschen mit seiner mysteriösen Art.
Lioba trat auf ihn zu und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Es ist schön, dich noch einmal zu sehen“, flüsterte sie.
Jason zog die Augenbrauen leicht hoch, dieses Spiel amüsierte ihn. Und obwohl sie sich an ihn schmiegte wie ein Kätzchen und er durchaus versucht war, seine Arme um ihre schlanke Taille zu legen, nahm er die Herausforderung nicht an und löste sich sanft aber bestimmt aus ihren Armen. „Du weißt doch, dass ich nicht frei bin“, sagte er fast unbeteiligt, obwohl er die hübsche Frau durchaus gerne in seiner Nähe hatte. Allerdings nur als Freundin.
Lioba war enttäuscht. „Was findest du bloß an dieser Rita?“, fragte sie fast zickig.
Jason lächelte vor sich hin. „Das kann ich dir auf die Schnelle nicht erklären. Ich bin nur hier, um mich zu verabschieden und dir alles Gute für den neuen Job zu wünschen.“
„Ich hoffe, wir sehen uns trotzdem ab und zu. Schließlich sind wir ja nicht unbedingt auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen“, sagte die junge Fotografin jetzt wieder ganz gefasst mit einem Anflug von Spott in der Stimme.
„Natürlich“, meinte Jason und sah sich kurz in der trostlos wirkenden Wohnung um. „Du beginnst offenbar gerne ein neues Leben“, fügte er noch hinzu.
Das war eine kleine Anspielung auf ihr noch junges Dasein als Vampirin. Liobas blaue Augen blitzten kurz
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