Lux Aeterna (German Edition)
Mentor einen Rat.
Natürlich hätte er ihn auch hierher bitten können, aber er wollte die Zeit der Fahrt nutzen, um sich über einige Dinge klar zu werden. Also bat Jason Leander telefonisch um ein Treffen in Rom. Celeste würde der Band dort noch einen Auftritt vermitteln. Während der Fahrt nach Italien vermied Jason jeden engeren Kontakt mit der hübschen Frau, obwohl es ihm selbst schwer fiel und er spürte, wie sehr sie sich nach seiner Nähe sehnte. Sie war traurig und verletzt.
* * *
„Es gibt immer zwei Möglichkeiten“, erklärte Leander bei seiner Zusammenkunft mit Jason, nachdem dieser ihn von seinen Bedenken bezüglich einer neuen Gefährtin unterrichtet hatte. Der Sänger hatte Celeste den Halbengel als einen Bekannten und Journalist einer Musikzeitschrift vorgestellt und ihn allein zu einem Interview auf sein Zimmer in dem kurzfristig gebuchten Mittelklassehotel gebeten. Diese Räumlichkeiten hatten auch schon bessere Tage gesehen, aber das spielte jetzt keine Rolle.
Die anderen Mitglieder der Band wussten natürlich um Leanders wahre Identität.
„Gibt es Probleme?“, hatte Shane kurz gefragt.
„Nur private“, war Jasons kurze Antwort gewesen.
Danach stellte niemand mehr Fragen.
Jason stand am Fenster mit den heruntergelassenen Jalousien, hinter denen die grelle Sommersonne funkelte. „Ich höre“, forderte er seinen Freund zum Sprechen auf.
„Ganz einfach, entweder du sagst ihr die ganze Wahrheit und überlässt ihr die Entscheidung oder spielst Verstecken, bis sie dich eines Tages entweder langweilt oder sie bemerkt, das du überhaupt nicht älter wirst“, war Leanders Antwort.
„Das hilft mir nicht gerade weiter“, murmelte Jason enttäuscht.
„Was hast du erwartet? Du kennst die Gefühle eines Menschen schon, bevor er selbst davon weiß. Du trägst mehr Wissen in dir als diese ganze unvollkommene Rasse. Das Problem wird immer das Gleiche bleiben. Es hat mit Rita begonnen und endete mit Miriam, die auch aus Liebe zu dir gestorben ist. Steh endlich zu dem, was du bist! Du hast das Recht auf eine Gefährtin, aber du bist nicht für andere verantwortlich. Es genügt, wenn die Menschen euch verleugnen. Du brauchst es nicht auch noch zu tun!“, klang Leanders energische Stimme.
Für einige Minuten hörte man nur das aufdringliche Summen einer Fliege im Zimmer. Leander beobachtete seinen jungen Freund, der immer noch regungslos am Fenster stand.
Er war so ganz anders als die Vampire, die er bisher immer gekannt hatte. Die brutalen alten Fürsten, die bis auf Lady Alderley alle vernichtet worden waren.
Die Grenzgänger, die von ihrer Einstellung zu ihren Nahrungsquellen auch nicht viel besser waren, aber immerhin verantwortungsvoller mit ihren Fähigkeiten umgingen und die fast harmlos scheinenden Hybriden, die man gerade deshalb nicht unterschätzen durfte. Denn auch sie konnten zu Mördern werden, wenn sie niemand unter Kontrolle hielt.
„Soll ich mir ihr reden?“, schlug Leander schließlich vor, nachdem Jason immer noch schweigend seinen Überlegungen nachhing. Der junge Vampirfürst drehte sich zu ihm um.
„Sie glaubt übrigens auch nicht an Engel“, grinste er.
Leander musste lachen. „Dann wird es Zeit, sie eines besseren zu belehren. Hol sie her. Jetzt ist eine gute Gelegenheit.“
Jason befand sich schon auf dem Weg zur Tür.
Celeste lauschte dem, was Leander und Jason ihr erklärten, mit ungläubigem Staunen. Sollte sie lachen oder weinen? Wurde sie gerade veralbert, oder veränderte sich gerade gesamtes bisheriges Weltbild für immer?
Dabei berichtete ihr Jason nur in groben Zügen von seinem bisherigen Leben, von seiner Rasse und den Bedingungen, unter denen diese lebte. Er konnte sehen, wie die Gedanken in Celestes hübschem Kopf Achterbahn fuhren. Sie konnte nicht mehr ruhig dasitzen und begann, in dem abgedunkelten Raum umher zu laufen. Was Jason da erzählte, war die Erklärung für vieles. Für das seltsame Verhalten der Band, die Kühlbox und für Jasons plötzliche abwehrende Haltung nach ihrer gemeinsamen Nacht.
„Was verlangt ihr jetzt von mir, nachdem ihr mich in das alles eingeweiht habt?“, fragte sie mit einem zweifelnden Unterton in der Stimme.
„Als erstes Stillschweigen“, gab Leander zur Antwort.
„Und als zweites eine Entscheidung, wie du jetzt zu mir stehst“, ergänzte Jason und blickte sie voller Zweifel an.
Celeste packte sich mit beiden Händen an den Kopf. „Ich … ich weiß einfach nicht, was ich davon
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