Lux Aeterna (German Edition)
schon ein richtig „gefundenes Fressen“ gewesen, und so mancher Verschollene war nicht unbedingt in Feindesland verblieben. Aber was wussten diese Bürokraten schon davon?
Der Staatssekretär am anderen Ende der Leitung ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und bedauerte die Entwicklung mit der Stimme eines Nachrichtensprechers. Dann legte er ohne weiteren Kommentar auf.
Leander blieb mit einem ungeklärten Problem zurück. Ein anderes würde sich dafür wohl in naher Zukunft lösen, wenn Jason erneut auf Xavier traf. Deshalb wollte er Jason vorläufig nicht über seinen gescheiterten Plan informieren. Der sollte sich ganz auf seine Aufgabe konzentrieren.
Wenn Celeste Martin gewusst hätte, dass sie und Norbert Klein, der Fahrer, die einzigen Menschen in diesem Tourbus waren, wäre sie zu diesem Zeitpunkt vermutlich schreiend davon gelaufen. Aber jetzt machten ihr die Hektik und der Stress bei den Konzertvorbereitungen richtig Spaß. Das war ein so ganz anderes, aufregendes Arbeiten als nur im Büro zu sitzen. Bis auf Jason verhielten sich die Bandmitglieder recht distanziert, besonders Lejla wechselte kaum ein Wort mit ihr. Vielleicht war sie eifersüchtig, dass sie sich so gut mit ihrem Leadsänger verstand? Überhaupt schien die Band Lampenfieber so gut wie gar nicht zu kennen. Die Musiker waren stets sehr ruhig und machten einen professionellen Job. Die junge Künstleragentin konnte ja nicht ahnen, dass die Fünf auf telepathischem Wege kommunizieren konnten und somit wenige Worte untereinander verschwendeten. Bei den abendlichen Treffen der Band blieb Celeste außen vor, aber das war nichts Ungewöhnliches. Musiker waren stets eine eingeschworene Gemeinschaft, und Manager gehörten irgendwie nicht richtig dazu.
Dabei waren die Hybriden viel mehr als nur Musiker. Laut Leanders Plan bildete ihr Team so etwas wie Bodyguards für Jason, nur für den Fall, dass Xavier seine Schergen auf ihn hetzen würde. Und sie sollten Jason bei Xaviers Vernichtung unterstützen. Offenbar war aber die Besorgnis des Halbengels übertrieben, denn von Xaviers Anhängern hatte sich bislang niemand blicken lassen oder es gar gewagt, einen Anschlag zu verüben.
Celeste hatte bei diesem Job das Gefühl, als arbeiteten diese Vier auf ein bestimmtes Ziel hin.
Natürlich packte die Agenturassistentin überall mit an, schleppte Instrumentenkoffer und Flightcases gemeinsam mit den Musikern durch die Gegend. Jason hatte aus Sicherheitsgründen darauf verzichtet, extra für die Tour Roadies mitzunehmen, in den meisten Locations war bereits ein gewisses Maß an Technik vorhanden, und in Europa war die Band noch nicht so bekannt, dass sie große Hallen hätte füllen können. So beschränkte man sich auf kleinere Clubs und bewältigte den Auf- und Abbau eben allein. Derzeit befand die Band sich in München.
Die Tourmanagerin wunderte sich nur, dass die Gruppe stets eine große, versiegelte Kühlbox mit sich herumschleppte, die Lejla bewachte wie ein Polizeihund. Sie ließ Celeste nicht einmal in die Nähe der Truhe kommen. „Spezielle Energydrinks“, hatte Miles einmal grinsend geantwortet, als die Künstlerbetreuerin ihn danach fragte, worauf Lejla ihn mit einem zornigen Blick zurechtwies. Celeste hoffte nur, dass es da nicht um Drogen ging und sprach eines Abends im Hotel Jason direkt darauf an, als sie spät abends allein an einem Tisch in der fast leeren Lounge saßen, in der weich gepolsterte Zweisitzersofas und Sessel für einen angenehmen Aufenthalt der wartenden Gäste sorgten.
„Keiner von uns nimmt Drogen“, beruhigte er sie. „Es handelt sich wirklich nur um Nahrungsmittel.“ Die junge Frau seufzte. Der junge Vampirfürst spürte ihre Zweifel und legte beruhigend seine Hand auf die ihre. Sie war kühl. Er blickte ihr tief in die Augen.
„Ich schwöre es dir“, sicherte er zu. Dann lehnte er sich lächelnd in dem bequemen Sofa zurück. „Glaubst du eigentlich an Übersinnliches?“, fragte er unvermittelt.
„An Geister oder Engel?“, fragte Celeste zurück und schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich.“
Jasons Lächeln wurde breiter. „Das solltest du aber. Du bist ständig davon umgeben. Auch gerade jetzt!“ Das war wieder ganz der alte Jason Dawn. Er liebte diese Spielchen.
Dieses hübsche Menschenkind wäre so ein leichtes Opfer. Dieser Gedanke schoss ihm tatsächlich kurz durch den Kopf, bevor er ihn verwarf.
Celeste blickte ihn mit großen, dunklen Augen fragend an, und dieser fast naive kindliche
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