Lux Aeterna (German Edition)
Blick erinnerte ihn wieder einmal an Rita Hold.
„Weißt du“, begann sie fast schüchtern, und sie verfluchte sich für ihre Verlegenheit, „auf der Bühne machst du so einen unglaublich starken, energetischen Eindruck, aber irgendwie unantastbar. Du hast so was wie eine… eine dunkle Aura, würde ich sagen. Aber im Alltag bist du richtig …“ Sie fand für einen Augenblick nicht das richtige Wort.
„Sympathisch?“, ergänzte Jason mit einem frechen Grinsen. Seine samtbraunen Augen blitzten auf. Dabei hatte Celeste nach dem Wort „liebenswürdig“ gesucht. Jetzt schwieg sie lieber. Immer noch verlegen griff sie nach ihrem Glas Cola auf dem Tisch vor ihnen. Jasons Blick ließ sie dennoch nicht los. Sie blickte auf und sah ihm direkt in die Augen - oder in einen Abgrund?
Ein Empfinden erfasste sie, als befände sie sich im freien Fall, aber sie hatte keine Angst. Ihre Gefühle für den jungen Rocksänger konnte sie nicht länger verbergen, aber es kam ihr so vor, als wüsste dieser schon längst darüber Bescheid
„Wir sind erwachsene Menschen“ , dachte sie, als Jason mit seiner rechten Hand sanft über ihre Wange strich und die rötlich-braunen Locken aus ihrem Gesicht schob. Es war, als würde der Abendwind sie umschmeicheln. Sie wollte am liebsten die Augen schließen und sich fallen lassen. Ihre letzte Beziehung war schon so lange her, dass sie sich kaum noch an den Namen ihres damaligen Freundes erinnern konnte. Sie konnte nicht ahnen, dass Jason ihre Bedürfnisse genau erfasste und sie führte. Celeste schloss tatsächlich die Augen und sank gegen die Lehne des Sofas.
Sie wusste, dass Jasons Lippen gleich ihren Mund berühren würden, denn seine Arme legten sich bereits um sie und zogen sie an ihn heran. Sie genoss seine Nähe, atmete den Duft seiner Haut ein, der sie irgendwie an Abschied erinnerte, an Abendnebel und Vergänglichkeit. Und sie verlor sich in einem Kuss, der so wild und so süß war wie eine verbotene Frucht. Ihr Blut rauschte in den Adern. Sie konnte ja nicht ahnen, wie sehr dieses Geräusch ihn erst recht erregte. Sie wollte ihn – jetzt.
Als sie gemeinsam nach oben gingen, dachte sie noch daran, wie unprofessionell es doch war, mit einem Künstler auf Tour etwas anzufangen. Was würde ihr Boss dazu sagen?
Aber als die Tür zu Jasons Hotelzimmer ins Schloss fiel und er sie zu seinem Bett trug, um sie zu entkleiden, war ihr einfach alles egal. Ihre Vergangenheit, ihre Zukunft, alles schien wie ausgelöscht. Die verbotene Haut des Vampirs hüllte sie ein wie kühlende Seide und das Feuer ihrer Haut wärmte dafür seinen schlanken Körper, riss sie beide in einen Strudel aus Leidenschaft, Begierde und … Liebe?
* * *
IV. Gefühle im Zwielicht
„Ich würde gerne einen Abstecher nach Italien machen, bevor wir nach Frankreich fahren“, verkündete Jason am nächsten Morgen am Frühstückstisch im Hotel. Aus persönlichen Gründen, erklärte er der erstaunten Band auf telepathischem Wege. Lejla zog verwundert die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts. Auch die Jungs sahen sich kurz an.
„Aber…“, wollte Celeste aufbegehren. Alle sahen sie an, und sie verstummte sofort wieder. Ihr Zeitplan für die Tour kam damit etwas durcheinander. Sie würde einige Hotels umbuchen müssen. Und einen genauen Grund dafür wollte ihr keiner nennen.
Leilas Blick am Frühstückstisch war dagegen umso merkwürdiger gewesen. Irgendwie hatte Celeste das Gefühl, dass diese Frau etwas wusste. Sah man ihr die gemeinsame Nacht mit dem Leadsänger an der Nasenspitze an?
Hastig und schweigend schlang die Tourmanagerin ihr Frühstück herunter und ging nach draußen zum Bus, um mit dem Fahrer den Umweg über Italien zu besprechen.
Celeste war verwirrt und verletzt. Jason behandelte sie heute Morgen freundlich, aber neutral. War sie für ihn nur ein One-Night-Stand gewesen? Hatte ihm diese Nacht gar nichts bedeutet?
Sie konnte nicht wissen, dass Jason gerade wegen ihr diese Fahrt nach Italien vorgeschlagen hatte. Er musste unbedingt mit Leander sprechen, bevor er und die Band nach Paris gelangten. In der letzten Nacht hatte er gespürt, dass diese junge Frau ihn wirklich liebte. Wieder war es jemand, der nicht zu seiner Welt gehörte. Wieder jemand, der ein leichtes Pfand für seine Widersacher sein könnte. Deshalb wollte sich Jason nicht mehr auf eine engere Beziehung einlassen, erst recht nicht zu einer Menschenfrau. Vielleicht wusste sein Freund und ehemaliger
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