Lux Aeterna (German Edition)
als das Feuer im Kamin langsam herunterbrannte, überkam den Halbengel aus Atlantis eine bleierne Müdigkeit. Das Buch rutschte aus seiner Hand auf den gefliesten Boden.
Er spürte eine starke mentale Kraft im Raum, die sich im Halbdunkel manifestierte. Die zierliche Gestalt von Lady Alderley erschien in Umrissen vor seinen schlaftrunkenen Augen. Ihr bodenlanges, schwarzes Kleid schien mit den Schatten zusammen zu fließen, die den Raum ausfüllten. Sie bewegte sich langsam auf Leander zu, der auf der Couch in einen tranceähnlichen Zustand gesunken war. Ihre lavendelblauen Augen leuchteten im Dunkeln wie blaue Flammen, erforschten seinen Geist. Mit aller Macht stemmte er sich gegen die Gedankenkraft der Fürstin, die sich vor das Sofa kniete und mit ihrer schmalen Hand über seine Wange strich.
„Wehrt Euch nicht, mein Freund“, gurrte sie in sein Ohr. „Vor gar nicht allzu langer Zeit wäret Ihr nicht abgeneigt gewesen. Eure Blicke sind mir nicht entgangen.“
Ihre Hand glitt weiter über seinen Hals, seine Brust, öffneten die Knöpfe an seinem dunkelroten Seidenhemd einen nach dem anderen.
„Für das, was Ihr da tun wollt, hättet Ihr den Tod verdient“, kam Leanders Stimme mühsam aus seinem Mund. In diesem Trancezustand fiel es ihm schwer, ganze Sätze zu fassen. Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass er unter dem Bann dieser Frau stand. Einem Bann, dessen Kraft ungeheuer stark war und keiner der ihm bekannten Fürsten auch noch annähernd gleich kam.
Lady Alderley lächelte charmant. „Nicht doch, Ihr habt so lange auf all die menschlichen Genüsse verzichtet, habt Euch mit den Engeln der Nacht verbrüdert, warum also wollt Ihr diese Verbrüderung nicht auch endgültig besiegeln.“
Leander versuchte eine schwache Abwehrbewegung, doch die Macht dieses dunklen Geschöpfes war unglaublich stark. Das frische Blut! Sie hätte niemals Celestes Blut trinken dürfen. Aber das allein konnte es nicht gewesen sein. Es musste etwas damit zu tun haben, das Celeste es ihr freiwillig angeboten hatte! All die teuflischen Instinkte der mächtigen Alten waren dadurch in ihr erwacht. Oder war es etwas noch Älteres? Hatte sie etwa all die Zeit nur auf ihre Chance gewartet? Hatte sie die Fügsame nur gespielt? Trug sie womöglich Schuld an all den Geschehnissen der letzten Monate, am Tode von Marcus Carolus, an der Verbannung von Xavier? Wieso gab es so wenig…?
All diese Fragen, die Zweifel, die Wahrheiten jagten innerhalb von nur Sekundenbruchteilen durch Leanders Kopf.
„Ihr seid älter, als wir alle annahmen“, stellte er leise fest, als spräche er zu sich selbst. „Und die Aufzeichnungen, die ich über Euch fand…“
„…waren gefälscht“, ergänzte sie sanft.
„Dann seid Ihr…“
„…die Letzte der Lamia“, vollendete Lady Alderley erneut den Satz. Sie war eine geborene Vampirin, kein gewandelter Mensch. Sie stammte, wie Leander, aus der Zeit von Atlantis. Vielleicht hatte er sich deshalb immer so zu ihr hingezogen gefühlt, von ihrer überirdischen Schönheit, das Erbe eines gefallenen Engels.
Lydia Alderley hatte sich zu ihm auf das Sofa gesetzt. Das schattenhafte Gewand löste sich langsam auf und gab mehr und mehr von ihrem alabasterweißem Körper preis. Leanders menschliche Seite begann, sich zu regen.
„Das dürft Ihr nicht tun!“ Fast bittend kam dieser Satz über Leanders Lippen. Die schwarzhaarige Schönheit legte ihren Zeigefinger auf seinen Mund.
„Ich muss es sogar tun. Ich muss unsere Rasse wieder aufleben lassen, und das kann ich nur mit Hilfe eines Engels – oder eines Vampirs.“
„Ihr seid wahnsinnig!“
Ein leises Lachen war die Antwort.
„Oh nein, wahnsinnig wird bald jemand anderer sein!“
Wieder schoss eine Erkenntnis durch Leanders Kopf. „Celeste, das arme Kind, was habt Ihr mit ihr gemacht?“ Er wollte diesen Satz empört ausrufen, doch es war nur ein Flüstern aus seinem Mund gekommen.
„Gar nichts.“
„Ihr habt sie ohne Führung zurückgelassen? Sie wird verrückt werden und maßlos!“
Lady Alderley nickte fast ergeben. „Genau wie Vlad, Bathory und all die anderen, ich weiß.“
„Ihr habt also Celeste und uns alle beeinflusst. Oh, mein Gott!“, stöhnte Leander jetzt.
„Der hat uns längst verlassen!“, stellte die Vampirin nüchtern fest. Ihre zarten, weißen Hände glitten verlangend über seine bloße, unbehaarte Brust, hinunter zum Gürtel seiner Hose, den sie langsam öffnete. Dann spürte Leander ihre weichen, lockenden Lippen
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