Lux Aeterna (German Edition)
Hamburg?“, fragte sie noch.
„Zumindest bis das Album fertig abgemischt ist. Mich zieht es im Augenblick nicht nach Schottland“, gab Jason zur Antwort und erhob sich.
„Wie wäre es denn dann mit einer besonderen Weihnachtsfeier, du Herzensbrecher?“, erkundigte sich seine Bandkollegin mit einem hintergründigen Lächeln. Jason grinste.
„Das dürfte in meinem Fall wohl etwas schwierig sein“, gab er mit leichtem Bedauern zu. „Vielleicht können wir da ja helfen. Du musst ja nicht immer alles selbst erledigen… oder erlegen“, grinste jetzt Lejla zurück.
Jason lachte kurz auf, mit einer leisen Spur von Bitterkeit in seiner Stimme. Dann gingen beide zurück in die Studioräume, um ihre musikalische Arbeit fortzusetzen.
* * *
„Guten Morgen, darf ich sie am kommenden Sonntag zu unserem Pfarrfest im Dorf einladen?“, fragte der junge Mann in Wintermantel und Schal vor der Türe von Ashford Manor und hielt Celeste einen bunt bedruckten Zettel unter die Nase. Ein weißer Pfarrerskragen blitzte unter dem schwarzen Schal hervor.
„Ich bin Reverend Finley. Lord Ashford war früher immer so freundlich und hat den Obdachlosen und Ärmsten unserer Gemeinde jedes Jahr zu Weihnachten ein Festessen spendiert“, fügte er noch höflich hinzu.
Celeste starrte zunächst in die großen, wässrig-blauen Augen des Pfarrers, dann auf den Zettel, den er ihr in die Hand gedrückt hatte.
„Wohltätigkeit“, wiederholte sie leise. Fiel dem Mann eigentlich gar nicht auf, dass ihr Atem nicht, wie bei einem Menschen, in der schneekalten Winterluft gefror und kleine Wölkchen bildete?
„Genau, und ich darf behaupten, es war immer ein gelungenes Fest. Aber der Lord hat sich ja leider in die Großstadt zurückgezogen“, bedauerte der langbeinige, rotblonde Engländer eifrig.
Celeste blickte ihren Besucher überraschend freundlich an. „Was spricht denn dagegen, wenn Sie auch dieses Jahr hier auf Ashford Manor feiern?“, schlug sie mit einem seltsamen Unterton der Stimme vor. Ihr war da gerade ein Gedanke gekommen. „Wir sind zwar nur Mieter, aber ich bin sicher, der Lord wird nichts dagegen haben“, räumte sie noch ein und versuchte zu lächeln.
„Oh, da bin ich aber hocherfreut.“ Der blasse Pfarrer schien ganz außer sich vor Freude. „Ich werde gleich ein paar Helfer organisieren und für die Planung vorbeischicken. Wir wollen Ihnen so wenige Umstände wie möglich machen. Würde es Ihnen am Samstag passen?“
Celeste nickte nur.
Aufgeregt huschte der Besucher zu seinem Minicooper, der im krassen Gegensatz zu seiner Größe stand, so dass Celeste sich unwillkürlich fragte, wie der Mann in diesen kleinen Wagen passte. Offenbar gab es dafür eine Lösung, denn wenig später brauste der junge Pfarrer winkend auf der schneenassen Straße davon.
Gleichzeitig flog ein Schwarm Krähen dicht über das alte Anwesen hinweg. Ihr eintöniges Kreischen schien das Unglück förmlich herbeizurufen. Celeste blickte zu ihnen hinauf. Sie hatte das Gefühl, von einer unsichtbaren Macht beobachtet zu werden.
Als die Dämmerung an diesem Tage einbrach und die Herrin des Hauses sich immer noch nicht blicken ließ, wurde Celeste bewusst, dass sie wirklich allein war. Allein mit ihr unbekannten Fähigkeiten und einem sehr begrenzten Vorrat an Nahrung. Das Wort „Verdammnis“ bekam auf einmal eine ganz neue Bedeutung für sie.
* * *
Leander Knight liebte die Einsamkeit und die Stille während der Feiertage. Die meisten Menschen befanden sich bei ihrer Familie, so auch seine Haushälterin Maria, die für eine ganze Horde von Enkelkindern zu kochen hatte. Er hatte sie für diese Zeit beurlaubt.
Nun, Leander hatte keine Familie. Er war nur ein verstoßener Engel, der sich mit den Kindern der Nacht eingelassen hatte, mit einer menschlichen Seele und genau so vielen, oft verwirrenden Gefühlen. Er zog es vor, in diesen Tagen auf dem einsamen Gut in der Toskana zu bleiben.
In diesem Jahr war irgendetwas anders, es war fast zu sorglos. Keine Beschwerden, keine Anrufe, keine Probleme zu lösen? Das hatte es noch nie gegeben. Sollte es endlich möglich worden sein, ein friedliches Zusammenleben zwischen Menschen und Vampiren zu schaffen? Der Halbengel mochte fast selbst nicht daran glauben. Genau wie bei seinem Freund Jason hatte sich eine merkwürdige Unruhe in ihm breitgemacht, die er an diesem Abend versuchte, mit einem Glas Wein und einem guten Buch zu betäuben.
Kurz nach Mitternacht,
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