Lux Aeterna (German Edition)
auf seinem Mund. Verzweifelt kämpfte er gegen die Versuchung in Gestalt dieser boshaften Schönheit an – vergebens.
* * *
Fast zur gleichen Zeit war die Weihnachtsparty von Jasons Band in ihrem Hamburger Haus in vollem Gange. Es war ein ausgelassenes Fest zu mystischen Klängen, die aus unsichtbaren Lautsprechern die Räume erfüllten. Die jungen Leute tanzten und lachten, genossen den hochprozentigen Punsch und lagen bald in den Armen der Vampire, gebannt von deren geheimnisvoller Anziehungskraft. Pärchen verschwanden in den einzelnen Schlafzimmern. Auch Jason konnte sich dem Reiz der Situation kaum entziehen, vor allem nachdem einige der geladenen Mädchen ihm aufreizende Blicke zuwarfen. Viele davon waren seine Fans. Aber er durfte niemanden dieser Menschen beißen.
Deshalb hielt er sich bewusst aus dem Gedränge raus, er fühlte sich wie ein Gefangener, nur ließ er sich diesmal nicht dazu hinreißen, die Blut-Vorräte des nächstgelegenen Krankenhauses zu plündern.
Lejla aber schien ihr Versprechen wahr machen zu wollen. Sie kostete den Lebenssaft eines der leicht angetrunkenen Gäste, ohne diesen jedoch zu stark zu ermüden. Dann ging sie hinüber zu dem jungen Fürsten, der etwas abseits saß, und ehe sich dieser versah, presste sie ihren Mund auf den seinen. Kaum waren seine Lippen halb geöffnet, spürte er einen Strahl frischen, warmen Menschenblutes in seinen Mund schießen und seine Kehle hinunter rinnen. Damit hatte er nicht gerechnet. Erschrocken schob er Lejla von sich fort.
„Oh, nun hab dich doch nicht so“, maulte diese scherzhaft wegen seiner Reaktion. „Kleiner Liebesdienst unter Freunden. Sag Bescheid, wenn du mehr willst. Irgendwann wird das künstliche Zeug, von dem du dich noch ernährst, zur Neige gehen.“ Sie zwinkerte ihm aufmunternd zu und wandte sich erneut ihrer Beute zu.
Jason dachte daran, dass sie mit dem letzten Satz leider Recht haben würde, auch wenn ihm dann immer noch die nächtlichen Besuche in den Schlachthöfen blieben. „Ein ziemlich unwürdiges Dasein für einen Fürsten“ , dachte er für sich. Dabei kam ihm auch in den Sinn, das Lejla ihm vielleicht etwas mehr als Sympathie entgegen bringen könnte. Was sie gerade getan hatte, ging über die übliche Loyalität zu einem Vampirfürsten hinaus. Zugegeben, sie war eine wahnsinnig attraktive Frau und eine fantastische Musikerin, aber er hatte in ihr immer nur eine Kollegin gesehen.
* * *
Nachdem Lady Alderley ihr Ziel erreicht hatte und sie behutsam den Bann von Leander nahm, erhob sich dieser wutentbrannt und schlüpfte in seine Kleidung. Wie hatte er sich nur so hinreißen lassen können? Der zierliche Körper der schönen Vampirin wurde dagegen nur von den langen, blauschwarzen Haaren bedeckt.
„Sag nur nicht, es täte dir leid“, lächelte sie, als sie seine Eile, sich wieder anzuziehen, amüsiert beobachtete. Leanders nachtblaue Augen starrten sie voller Zorn an.
„Wenn du das alte Kastensystem wieder auferstehen lassen willst, werden die Menschen erneut an unterster Stelle stehen, wie damals in Atlantis. Das werde ich nicht zulassen! Du weißt, was mit der Insel geschehen ist“, drohte er ihr. Er war unvermittelt aus dem respektvollen Ihr zum Du gewechselt.
„Oh, nun tu doch nicht so. Da stehen sie doch schon längst. Sie gehören alle uns, bis auf die wenigen, die einen wirklich starken Willen haben und sich unserem Bann widersetzen können. Und die sind keine Gefahr!“, meinte sie.
„Was soll das Ganze dann?“, fragte Leander verwundert.
Lydia Alderley lächelte.
„Es ist doch ganz einfach. Wir Lamia können uns auf ganz natürliche Weise vermehren, wie du weißt, aber nur mit den ranghöchsten oder würdigsten Vampiren oder Engeln. Wenn wir uns mit einem Vampir paaren, gebären wir einen Sohn, Engel aber zeugen weibliche Nachkommen. Ich würde sagen, wenn die Zeit reif ist, wird unsere Tochter einen der beiden Fürsten wählen müssen“, mit diesen Worten streckte sie sich wollüstig auf dem Sofa aus und strich mit ihren Händen über den flachen Bauch.
Leander wurde blass. „Also doch, du willst die alte Rasse erneuern!“, rief er aus. „Was ist, wenn sich einer deiner Nachkommen nicht an die alten Gesetze hält und sich mit einem Menschen paart? Weißt du, was dann passiert? Ihr zeugt niedere Dämonen, die gleichen Kreaturen, die einen ganzen Kontinent vernichtet haben!“
„Dazu brauchen die Menschen heute keine Dämonen mehr, das schaffen
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