Lux Aeterna (German Edition)
Führung zurück zu lassen, verstieß eigentlich gegen den Ehrenkodex der alten Fürsten. Aber Lady Alderley gehörte eigentlich nicht zu diesen.
Die junge Hybridin schlenderte in die Küche. Ein Generator im Nebengebäude versorgte das Schloss in dieser verlassenen Gegend mit Strom. Sie öffnete die Kühltruhe und fand darin tatsächlich noch einige der ihr bekannten neutralen Verpackungen mit dem künstlichen Hämoglobin. Eine davon riss sie auf. Das hier war ihr erstes Frühstück als Vampirin.
„Gar nicht mal so übel“, murmelte sie nach einem Schluck und kippte auch den Rest hinunter. Jetzt verstand sie auch den Begriff „Energydrink“, den ihr die Band mal auf der Tour genannt hatte.
Dann beschloss sie, sich erst einmal frisch zu machen. Die Fürstin hatte ihr für eine Woche ein Zimmer zugeteilt. Sie sollte hier so lange bleiben, bis keiner der Vampire mehr ihren neuen Zustand bemerken würde. Leander hatte bei diesem Vorschlag zwar die Stirn gerunzelt, aber letztendlich zugestimmt. Celeste hoffte auch, dass der Halbengel ihr helfen würde und Jason umstimmen konnte.
Unter der Dusche kam Celeste zum ersten Mal der Gedanke, dass die Vorräte in der Küche irgendwann einmal aufgebraucht sein würden. Sie würde auch nicht immer bei der Fürstin bleiben können. Wo steckten eigentlich die beiden Diener? Wie und wo kam man an dieses Zeug? Niemand hatte sie über die lebensnotwendigen Dinge ihres neuen Daseins aufgeklärt. Eine unerklärliche Furcht überkam die junge Vampirin plötzlich. Eine Mischung aus Panik und unglaublich starkem Überlebenswillen. Trotz des Wasserrauschens hörten sie mit ihren feinen Sinnen, dass der bronzene Türklopfer am Eingangsportal betätigt wurde.
* * *
Jason Dawn stand zu dieser Zeit im Hamburger Tonstudio und nahm die letzten Gesangstracks für das neue Album der Band auf, das im kommenden Frühjahr veröffentlicht werden sollte. Hierbei konnte er seinen Gefühlen und seinem inneren Schmerz Ausdruck verleihen.
Lejla, die Keyboarderin, saß diesmal neben Stefan, dem Tontechniker, und überwachte die Aufnahmen. Ihr Gesicht zeigte einen denkbar unzufriedenen Ausdruck. Sie spürte genau, dass Jasons Gedanken nicht bei dem Song waren. „Versuch, dich mehr zu konzentrieren“ , übermittelte sie ihm mental.
Jetzt kam Jason endgültig aus dem Takt. „Pause!“, rief er dem Techniker zu und schenkte seiner Bandkollegin einen wütenden Blick. Dann ging er in den Aufenthaltsraum des Studios. Lejla folgte ihm.
„Na schön, was ist eigentlich los mit dir?“, maulte sie und schnappte sich einen Stuhl, auf den sie sich ziemlich undamenhaft hinsetzte.
„Irgendetwas stimmt hier nicht“, murmelte Jason, der unruhig auf und ab lief.
„Wieso? Läuft doch alles bestens. Oder ist es die kleine Rothaarige, die dich so durcheinander bringt?“, wollte die platinblonde Vampirin wissen.
Jason schüttelte den Kopf, selbst Lejla durfte nichts von Celestes Wandlung und dem Vertragsbruch der Fürstin erfahren. Er ließ sich lässig in einen der bequemen Ledersessel fallen. „Ich weiß nicht, was es ist, aber im Augenblick scheint es so, als wären wir alle nur Puzzlestücke in einem großen Spiel, das ich nicht kenne“, antwortete er stattdessen.
Die Hybridin hob verwundert die Augenbrauen.
„Entweder ist ein Philosoph an dir verloren gegangen, oder du siehst Gespenster.“
Jason hielt in seinem Umherlaufen inne und blickte Lejla jetzt geradewegs in die strahlendblauen Augen. „Es läuft einfach zu glatt, verstehst du? Unser Zusammenleben mit den Menschen war noch nie so leicht!“
Die Musikerin seufzte. „OK, das liegt vermutlich daran, dass wir alle unsere Bannkraft nutzen und niemandem ernsthaften Schaden zufügen. Aber wer sollte uns manipulieren? Xavier? Der ist außer Gefecht gesetzt.“ Sie hielt plötzlich inne.
„Weißt du eigentlich, wo Leander ihn hin verfrachtet hat?“
Jason verneinte. „Nein, und ich will es auch gar nicht wissen.“
Das stimmte sogar, denn Jason mochte sich gar nicht vorstellen, was geschehen würde, wenn dieser Vampirprinz jemals wieder aus seinem Tiefschlaf erwachen sollte. Er hoffte, dass Leander dem gut genug vorgebeugt hatte.
Leander Knight selbst musste sich in der Vorweihnachtszeit wieder um die Geschäfte seines Weingutes kümmern und befand sich bereits wieder in Italien.
„Wir sollten wieder an die Arbeit gehen“, meinte Lejla und deutete mit dem Kopf zur Tür des Aufnahmeraumes. „Bleibst du eigentlich in
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