Lux Aeterna (German Edition)
Ich habe keine Ahnung, wie die Auswirkungen auf das Baby waren. Ihr Name ist Adriana Carmosa. Du könntest aber auch nach einer Adriana Orsini suchen.“
Rita blickte ihn entsetzt an. „Keine Angst, sie ist kein Vampir“, beruhigte Jason sie wieder und ging fast sachlich zur Tagesordnung über. „Das Foto stammt noch aus Italien.“
„Das heißt, wir müssten Interpol einschalten. Sie kann überall sein. Da besteht wenig Hoffnung. Sie könnte auch ihren Namen geändert haben.“
Rita hatte sich von ihrem ersten Schreck erholt und blickte Jason mit fragenden Augen an. „Wieso interessierst du dich auf einmal für vermisste Kriegskinder?“
Jason verzog das Gesicht zu seinem bekannt frechen Grinsen.
„Sie ist nicht von mir, keine Sorge. Es handelt sich um einen persönlichen Gefallen.“
Rita verstand. „Ich werde das Foto zum Einscannen mitnehmen und unser Experte soll ihr heutiges Aussehen per Computer ermitteln. Dann gebe ich die Beschreibung raus. Wie gesagt, es besteht wenig Hoffnung.“
Der Vampir nickte. „Ich versteh schon. Aber glaub mir, wir haben unendlich viel Zeit.“
Da war wieder dieser Spott in seiner Stimme, so als würde er sich über die menschlichen Schwächen lustig machen. Fast verärgert wollte die Polizistin noch etwas einwenden, da bemerkte sie, dass ihr Besucher schon wieder verschwunden war. Rita seufzte und begab sich zum Erkennungsdienst.
Mit Staunen blickte Rita auf den Computermonitor. Es war immer wieder überraschend, was die Technik heute so alles leisten konnte. Mit über sechzig Jahren musste Adriana Carmosa immer noch eine attraktive Frau sein, wenn sie noch lebte. Rita seufzte. Da hatte ihr Freund ihr eine harte Nuss zu knacken gegeben, und sie konnte diesen Job nur in ihrer wenigen Freizeit machen. Kommissar Welsch wäre bestimmt nicht damit einverstanden, wenn sie ihre anderen Fälle dafür vernachlässigen würde.
Es folgten zahllose Telefonate und Faxe an die italienischen Behörden, die damalige Vermittlungsstellen für Kriegskinder, die Ämter für vermisste Personen und, und, und. Rita arbeitete das ganze Wochenende durch und fragte sich selbst, ob wofür sie das tat. Dann sah sie wieder Jason magnetische Augen im Geiste vor sich. Gleichzeitig wurde ihr erneut vor Augen geführt, wie aussichtslos eine Beziehung zwischen ihren beiden Rassen war.
Die Ergebnisse waren äußerst mager nach der langen Zeit. Viele Absagen, ellenlange Listen mit Verstorbenen, die die beiden genannten Vor- oder Nachnamen trugen. So ging es zwei bis drei Wochen. Rita war nah dran zu verzweifeln. Sie hatte das Gefühl, einem Phantom hinterher zu jagen. Von Jason hörte sie in all der Zeit nichts. Sie konnte nicht ahnen, dass der sich selbst auf die Suche gemacht hatte, nachdem sie ihm die „neuen“ Fotos der Adriana Carmosa übergeben hatte. Selbst Laetitia, die sie im Restaurant aufsuchte, wusste nicht, wo er war. Nur der Blick, mit dem die Italienerin die Beamtin musterte, war ein anderer geworden, das konnte Rita deutlich spüren. Eine stille Dankbarkeit lag darin und verursachte irgendwie ein schlechtes Gewissen bei der jungen Polizistin, denn sie wusste nicht, wie sie noch helfen konnte.
Jason hätte gerne mit Orsini, dem alten Vampirfürsten gesprochen, aber wenn dieser seine Schlafphase hatte, war es unmöglich, ihn zu finden. Also setzte er seine Ermittlungen in den Kreisen der Vampire fort. Aber auch hier konnte sich niemand an diese Frau erinnern.
„Was macht ein Teenager, der von seiner Mutter enttäuscht und von seinem angeblichen Vater verlassen wurde?“, überlegte Jason. „Er sucht sich ein neues Leben, eine neue Welt“, murmelte er zur Antwort. „Neue Welt“, schnaubte er dann. „Sie könnte sogar in Amerika sein, schließlich hat Sizilien genug Seeverbindungen.“
Fasziniert von seiner neuen Idee, nahm er Kontakt mit Rita auf.
„Kannst du an die Passagierlisten aller Überseelinien von Sizilien nach USA aus den Jahren Neunzehnhundertdreiundsechzig und Neunzehnhundertvierundsechzig kommen?“, fragte er telefonisch.
Rita wäre fast der Hörer aus der Hand gefallen, als sie die bekannte Stimme hörte.
„Dir auch einen guten Morgen“, bemerkte sie zynisch. „Ich verbringe mittlerweile meine gesamte Zeit mit deinem ‚Fall’, ich hoffe, das ist dir klar.“
„Entschuldige bitte“, gab Jason kleinlaut zurück. „Ich weiß, dass ich ziemlich viel verlange, aber du bist unsere einzige Unterstützung.“
Rita seufzte. Er konnte manchmal
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