Lux Aeterna (German Edition)
wirklich charmant sein.
„Ich werde es versuchen“, versprach sie, „sobald ich Zeit habe. Davon gibt’s bei uns nicht soviel im Sonderangebot!“ Damit legte sie auf. In Gedanken sah sie Jasons Grinsen vor sich.
Wieder verging eine Woche, wieder ohne Ergebnisse. Leider hatte auch Jasons Tipp nichts gebracht. Laetitias Tochter schien der Erdboden verschluckt zu haben. Bis Jasons Bemühungen in seiner „Szene“ ihm zumindest einen Hinweis einbrachten.
Bei einem seiner Besuche in der Cathedrale Noir tippte ihm einer der anwesenden Gäste auf die Schulter. Ein Hybridenvampir wie er. Ein junger, schlaksiger Mann mit blonden, strähnigen Haaren blickte ihn aus fragenden blauen Augen an. Der Typ trug den Spitznamen „Spy“, denn er war dafür bekannt, für eine Zusatzration künstlichen Blutes fast alles zu tun und herauszufinden.
„Suchst du immer noch nach deiner Lady?“, fragte Spy den jungen Engländer.
Jason nickte und zog den Hybriden in eine Nische, wo sie ungestört reden konnten.
„Also?“, fragte er.
Spy grinste.
Jason gab ihm einen der Bezugsscheine, den er von Laetita erhalten hatte.
Spys Grinsen wurde noch breiter. „Dein Schlüssel liegt im Grab“, gab er dann zur Antwort.
„Drück dich gefälligst klar aus!“, schimpfte Jason.
„Also schön, ich kann dir nur sagen, was ich selbst gehört hab. Also deine Kleine ist abgehauen und hat ihren Vater gesucht.“
„Orsini?!“, staunte Jason.
Spy nickte. „Ganz recht, die hat wohl eine Mordswut im Bauch gehabt“, kicherte er wegen seines Wortwitzes.
Jason verstand trotzdem „Sie hat versucht, Orsini umzubringen?“
Spy nickte stolz. „Mut hatte sie, dass muss man ihr lassen, einfach so mit einem Holzpflock auf einen Fürsten loszugehen. Na ja, den Rest kannst du dir ja denken!“
Jason schwieg betroffen. Die Gedanken schossen ihm nur so durch den Kopf.
„Hat er sie getötet?“, fragte er dann den anderen Hybriden.
Der Blonde nickte. „Gebissen, soviel ich gehört habe.“
„Und gewandelt?“, hakte Jason nach. Am liebsten hätte er den Typen am Kragen gepackt und alle Informationen aus ihm herausgeschüttelt. Der spürte wohl Jasons aufkeimenden Zorn und die Ungeduld. „Das weiß keiner, sorry.“ Damit wandte er sich ab und drängelte sich durch die anderen Gäste in Richtung Ausgang.
Jason blieb mit einem ungelösten Rätsel zurück.
Wenn Orsini seine Ziehtochter gebissen und auch gewandelt hatte, dann lief da draußen eine Kreatur herum, die bereits bei ihrer Geburt ein halber Vampir gewesen war. Niemand konnte ahnen, welche Kräfte sie durch eine mögliche Wandlung erhalten hatte. Auf jeden Fall eine Macht, die selbst die alten Meister das Fürchten lehren konnte.
„Der Schlüssel liegt im Grab“, wiederholte Jason leise, als auch er den Club verließ. Er beschloss, Laetitia nichts davon zu erzählen und auch Rita von ihrer Mühe zu befreien. Niemand sollte dieses Geheimnis erfahren. Laetitia würde sich sonst vielleicht mit ihrem eigenen Erschaffer anlegen wollen, und das konnte für sie tödlich enden. Nein, zunächst einmal wollte er den Mantel des Schweigens über diese Geschichte legen.
Rita war erstaunt, dass Jason so plötzlich die Suche nach Adriana einstellen wollte.
„Wieso der plötzliche Sinneswandel?“, fragte sie, als er sie am gleichen Abend noch besuchte. Sie spürte deutlich, dass ihn etwas bedrückte.
„Ich habe meine Gründe dafür“, erwiderte er nur. Er wirkte unkonzentriert als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders. „Gründe, von denen ich nichts wissen soll, nehme ich an“, ergänzte Rita enttäuscht.
„Jedenfalls danke ich dir für deine Hilfe“, sagte der junge Vampir und wandte sich zur Tür. Rita schüttelte den Kopf. Sie wurde wieder einmal nicht schlau aus ihm. Dann wandte er sich noch einmal um, kam zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Erst jetzt verließ er das Apartment. Rita blickte noch eine Zeitlang auf die geschlossene Tür. Sie hatte das Gefühl, dass seine Welt ihr immer fremd bleiben würde.
(9) Herzensdieb
„Bis dass der Tod euch scheidet“, hatte der Pfarrer gerade gesagt.
Nicolas Kerner und Sarah Schiffer strahlten sich verliebt an.
‚Ich werde schon dafür sorgen, dass das zur rechten Zeit geschieht’ , dachte Nicolas für sich. Dabei hatte er mit der zierlichen, blondgelockten Sarah ein echtes Goldstück ergattert. Ihr Vater ein schwerreicher Firmeninhaber, die Mutter von adeliger Herkunft. Er selbst dagegen stammte aus
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