Lux Aeterna (German Edition)
jedenfalls sah die elegante Vierzimmerwohnung noch etwas verwaist aus, was das Mobiliar anging.
„Der Typ ist mir zu glatt“, flüsterte Rita ihrem Chef zu, nachdem sie den Verdächtigen kennen gelernt hatten.
„Ich dachte, Sie stehen auf so glatte Typen“, grinste der zurück. Das war eine Anspielung auf ihren jungen Verbündeten Jason Dawn, dessen androgyner Typ beim Kommissar nicht so gut ankam wie bei der Damenwelt.
Rita stieß ihren Chef ärgerlich an. „Achtung, er kommt zurück!“
Nicolas Kerner war kurz in der Küche verschwunden gewesen, wo sein Mittagessen auf dem Herd stand und zu verbrennen drohte.
„Entschuldigen Sie bitte“, meinte er. „Was wollten Sie noch mal wissen?“
„Wie gut kannten Sie Sybille Meinhard?“, fragte der Kommissar.
„Wir sind ein paar Mal ausgegangen“, kam die Antwort. „Und ich habe sie bei einem neuen Filmprojekt beraten. Mehr war da nicht.“ Dabei verschwieg Kerner den Kripobeamten, dass auch Sybilles Geld bald ausgegangen wäre. Er hatte ihr bereits über die Hälfte für einen imaginären Film abgeschwatzt, der nie gedreht werden sollte.
„Sie wissen, dass sie gestern tot aufgefunden wurde?“, fragte Welsch weiter.
Kerner nickte. „Ich las es in der Zeitung, wirklich furchtbar!“ Sein Bedauern war gespielt.
„Bitte verlassen Sie Hamburg vorerst nicht!“ Das war keine Bitte des Kommissars sondern eine Aufforderung.
„Keine Sorge, schließlich habe ich gerade erst diese Wohnung gekauft“. Was er nicht verriet, war, dass er bereits eine „Neue“ im Auge hatte und seinen Wirkungskreis erweitern wollte.
Die Damen sollten seinem exklusiven Geschmack nach jetzt nicht nur wohlhabend, sondern auch prominent sein. Nicolas Kerner war wieder auf der Jagd.
„Der hat nicht nur einen Wohnsitz“, recherchierte Welsch. „Außerdem hat er schon fast in jedem Land dieser Welt gelebt und zwar immer mit einer reichen Frau an seiner Seite. Scheint so eine Art Playboy zu sein.“
„Was ist aus den Frauen geworden?“, fragte Rita interessiert.
„Pleite oder verstorben, die Letzte hat er geheiratet, bevor sie ein Jahr später bei einem Autounfall starb.“
„Sicher, das es ein Unfall war?“, hakte Rita nach.
„Hm, bei dem Knaben ist nichts wirklich sicher.“
„Aber eins interessiert mich doch sehr“, sagte Rita nachdenklich, „Wie hat er die Meinhard zu den Tigern gelockt?“
Diese Frage konnte ihr wenige Stunden später bei der Befragung des Theaterensembles die ältliche Garderobiere beantworten, die die Schauspielerin seit über einem Jahrzehnt betreute.
„Sybille war so froh, wieder einen Film machen zu dürfen. Sie war sogar bereit, das Projekt selbst mitzufinanzieren, obwohl ich versucht habe, sie zu warnen. Soviel ich weiß, sollte sie eine Obdachlose spielen, die an der Flasche hing und Selbstmord begehen wollte. In der Flasche dürfte normalerweise nur Wasser gewesen sein. Für Sybille war diese Rolle ideal, schließlich war sie ja tatsächlich Alkoholikerin. Aber das wollte sie nie wahrhaben. Ich glaube, die wollten irgendwann mal nachts in Hagenbeck drehen. War angeblich eine private Filmproduktion. Das Textbuch und die Requisiten einschließlich der Schlüssel lagen eines Morgens in einem Paket in der Garderobe. Zusammen mit einem Strauß roter Rosen. Das ist alles, was ich weiß.“
„Und dieser Kerner war der Drahtzieher“, murmelte Rita. „Er hat dafür gesorgt, dass echter Schnaps in der Flasche war und sie betrunken in ihr Verderben gelockt. Aber wie sollen wir ihm das beweisen?“
„Lassen Sie uns mal herausfinden, auf wen er es als nächstes abgesehen hat.“, schlug der Kommissar vor, als sie das Theater durch den Bühneneingang verließen.
Seine Partnerin dachte kurz nach. „Warten Sie mal, Chef. Auf dem Tisch in Kerners Wohnzimmer lagen eine Menge Modejournale. Recht ungewöhnlich für einen Männerhaushalt, oder? Und alle zeigten auf der Titelseite das Gesicht von Elena Sawarovski, einem Topmodel russischer Herkunft, aufgewachsen in den Staaten – und wieder Single.“
Welsch sah sie prüfend von der Seite an.
„Hab ich aus der Klatschpresse, Chef“, lachte Rita. „Und das Beste ist, diese Elena wird nächste Woche auf der Modenschau von Luigi Berlucci laufen, einem italienischen Topdesigner, und zwar hier in Hamburg.“
„Zeit für einen Plan“, sagte Kommissar Welsch zufrieden.
Zurück im Büro führte er zunächst einige Telefonate. „Und jetzt, Rita“, – den Ton kannte sie
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