Lux Aeterna (German Edition)
sollte!
Schwester Renata traf die Vene routinemäßig auf Anhieb und beruhigte den Spender, der unter dem Einstich zusammengezuckt war.
„Keine Sorge, gleich gibt’s auch ein gutes Frühstück!“, sagte sie in ihrer fröhlichen Art. Renata liebte ihre Arbeit und den Dienst an den Kranken. Vor dem Blutspendezentrum warteten schon die Transporter, die die frischen Blutkonserven zur Verteilung abholen sollten. Für ihre Lieferung wählte Renata einen ganz besonderen Transporter, der gleich mit Blaulicht davon fuhr. Die beiden in weiß gekleideten Fahrer hatten ihr freundlich zugenickt. Am Hamburger Flughafen wartete schon eine startbereite Maschine, und genau diese Maschine verschwand Stunden später vom Radarschirm.
Die Mitteilung darüber erhielt Kommissar Welsch am nächsten Tag auf seinen Schreibtisch.
„Eine ganze Lieferung Blutkonserven. Wer könnte daran wohl Interesse haben?“, mit dieser hintergründigen Frage schaute er auf seine Partnerin Rita Hold, die nach ihrer Schussverletzung endlich wieder einsatzfähig war.
Sie wusste sofort, an wen er da dachte. „Auf keinen Fall. Jason hat doch gesagt, es wäre ‚tote Energie’“, antwortete sie darauf.
„Und Sie glauben alles, was dieser Jason erzählt?“
Rita musste nicht überlegen. „Er hat uns bisher noch nie enttäuscht!“, sagte sie bestimmt.
Das war richtig. Und es lag durchaus nicht in der Absicht von Hauptkommissar Welsch, gegen seine „Hilfssheriffs“ wie er sie nannte, zu ermitteln.
„Fragen Sie ihn trotzdem“, ordnete er an. „Ich möchte jede Möglichkeit ausschließen, die zu unseren Freunden führt.“ Das Wort „Freunden“ betonte er dabei besonders.
„Um sich davon zu ernähren, benötigt man große Mengen, gerade weil es nicht mehr ‚frisch’ ist“, erklärte Jason bei seinem nächsten Wiedersehen mit Rita, nachdem sie ihn direkt auf diesen Fall angesprochen hatte.
„Und die Maschine ist mit einer solch großen Menge verschwunden!“
„Noch keine Spur von dem Absturz?“, fragte Jason, ohne im Mindesten überrascht zu sein.
Rita schüttelte den Kopf. „Irgendwo im Dschungel“, sagte sie.
„Vielleicht waren das die ‚Vertrauten’“, war Jasons trockene Antwort.
Rita sah ihn fragend an.
„Die versorgen einen Großteil von uns, vor allen Dingen die alten Meister. Diese müssen entweder regelmäßig töten, was zu neuen Vampiren führen würde oder sich etwas anderes einfallen lassen.“
„Schöne, neue Welt“, spottete Rita.
„Willst du dich dann nicht als Vampirjäger betätigen?“, spottete Jason zurück. „Die Waffe hast du ja schon! Wir modernen Vampire können gegen die mächtigen Alten nichts ausrichten, das weißt du.“
Die Kommissarin gab nach. „Wie könnten wir das stoppen?“
Der junge Unsterbliche schüttelte den Kopf. „Gar nicht, ich kenne niemanden, der sich mit den Meistern anlegen würde. Selbst wenn, würdest du Feuer mit Feuer bekämpfen.“
Rita wurde zornig. „Soll das heißen, diese Typen können uns Menschen benutzen wie … Tankstellen? Und kommen auch noch ungestraft davon?“
Jason nahm die Herausforderung an. „Erzähl doch einfach den Medien von uns! Du wirst schon sehen, was du für ein Kesseltreiben auslöst!“, rief er aus und verschwand.
* * *
Dieser erste ernsthafte Streit, den Rita mit Jason führte, machte sie traurig, denn sie verspürte eine seltsame Zuneigung zu diesem attraktiven, jungen Mann mit den mädchenhaften Augen. Innerlich hatte sie sich von Anfang an gegen diese Anziehungskraft gewehrt. Es war aussichtslos, trotz der Verbundenheit zwischen ihnen. Eine Beziehung mit einem Untoten war aus ihrer Sicht von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Und selbst wenn Jason seine Seele vielleicht wiedererhalten sollte, so blieb er doch, was er war und wie er war – jung und unsterblich. Sie dagegen würde altern. Der Gedanke daran machte sie krank.
Was hatte er gesagt? Feuer mit Feuer bekämpfen?
Am nächsten Morgen im Büro erzählte sie Kommissar Welsch von diesem Gespräch.
„Wir müssen vorsichtig sein, Rita. Sonst haben wir bald Zustände wie im Mittelalter“, warnte der Kommissar seine Partnerin.
„Was sollen wir denn tun?“, Rita blickte ihn resigniert an. Laetitia hatte ihr damals gesagt, dass man die alten Meister nur mit Pfählen, Köpfen oder Sonnenlicht töten konnte. Aber sie zu finden war das Problem!
„Was ist denn mit so einer Art ‚Bluthandel’“, überlegte Welsch jetzt.
„Hm, aber das wäre doch
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