Lux Aeterna (German Edition)
Jahre alt und eine begnadete Violinistin. Sie war als Gastkünstlerin bei der Philharmonie geladen und spielte einfach hinreißend. An diesem Abend trug Fiona ein langes grünes Seidenkleid, das den Kontrast zu dem hochgesteckten, kupferblondem Haar und den meergrünen Augen noch unterstrich. Sie war eine Frau, bei der jeder Mann gerne zweimal hinschaute.
Doch das machte sie für Jason weniger interessant als die Tatsache, dass sie eine frisch erschaffene Vampirin war. Das brachte höchstens seine Begleiterin aus der Fassung. Rita trug ein nachtblaues Kleid mit paillettenbesticktem Oberteil. Die braunen Locken ebenfalls aufgesteckt, sah sie wie eine Aristokratin aus. Niemand würde in ihr eine Kriminalbeamtin vermuten. Was Jason wirklich beunruhigte war der Dirigent, ebenfalls ein Gastkünstler, ein Italiener mit Namen Adriano Orsini – einer der alten Vampirmeister.
In der Pause unterhielten sich Jason und Rita im Foyer über ihre Befürchtungen.
„Das gefällt mir gar nicht“, meinte Rita besorgt und nippte an dem Glas Sekt, das Jason gerade geholt hatte.
„Mir auch nicht. Offenbar hat sich Orsini nicht an die Abmachung gehalten, keine neuen Vampire zu erschaffen. Was bezweckt er bloß damit?“
„Sie ist eine schöne Frau“, bemerkte Rita daraufhin.
„Wäre mir gar nicht aufgefallen“, kam die Antwort. Er hatte wieder dieses freche, herausfordernde Lächeln aufgesetzt.
„Lass diese Spielchen mit mir!“, forderte sie für die Umstehenden unhörbar.
„Vertrau mir. Aber ich muss herausfinden, aus welchem Grund sie erschaffen wurde. Sie sieht nicht so aus, als wäre sie freiwillig in ihr Verderben gelaufen“, flüsterte er zurück.
„Da täuschst du dich! Sie hat mich sogar auf Knien angefleht! Sie war wirklich eine Ausnahme, sonst hätte ich mich natürlich an unsere Vereinbarungen gehalten“, sagte Orsini zu Jason und unterstrich mit einer theatralischen Geste seine Worte. Der alte Vampirmeister war schon zu seinen Lebzeiten als Mensch Dirigent gewesen und logierte jetzt in einer noblen Suite im Grand Hyatt Berlin, wo alle Gäste der Philharmonie untergebracht wurden.
„Wer, glaubst du, hat dieses Talent in ihr zum Vorschein gebracht?“, höhnte er. „Gerade bereitet sie ihre Solokarriere vor, und ich bin sehr stolz auf sie! Eigentlich bin ich nur hierher gekommen, um sie bei ihrem ersten großen Auftritt zu erleben.“
„Und wenn sie das erste Mal Menschenblut trinkt, verliert sie ihre Seele für immer“, erwiderte Jason mit unterdrücktem Zorn in der Stimme.
Orsini lachte laut auf.
„Das mag schon sein. Du und deine Nachforschungen. Ich habe bereits davon gehört. Aber ich sage dir was, mein Junge, niemand von uns kann seine Instinkte verleugnen. Willst du sie daran hindern?“
„Wenn es sein muss!“
Orsini blickte den jungen Unsterblichen misstrauisch an. „Glaub mir, diese Frau duldet keine Götter neben sich. Vielleicht solltest du dich lieber um deine Gefährtin kümmern“, meinte er dann mit einem süffisanten Lächeln und spielte damit auf Rita an, die er im Publikum neben Jason gesehen hatte.
„Sie ist nicht meine Gefährtin“, stritt Jason ab.
Orsini machte ein erstauntes Gesicht. „Oh, soll das etwa heißen, sie ist noch ein Mensch?“ „Allerdings, und das wird sie auch bleiben.“
Wieder lachte der alte Vampir amüsiert. „Sicher, sicher…. Was denkst du eigentlich, was Menschen schon alles aus Liebe getan haben? Soll ich der hübschen Signora mal einen Vorschlag machen?“
„Rühr sie nicht an!“ Jason wollte wütend das Hotelzimmer verlassen, doch kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal um. Seine dunklen Augen durchbohrten den viel mächtigeren Vampir vor ihm. „Was ist eigentlich mit Adriana Carmosa geschehen?“
Wenn Vampire noch blasser werden könnten, dann wäre jetzt alle Farbe aus Orsinis Gesicht gewichen. Doch so gab er Jasons durchdringen Blick gleichgültig zurück.
„Du weißt also von der kleinen Halbvampirin?“, stellte er fest. „Dann weißt du auch, dass sie versucht hat, mich zu töten.“
Jason nickte. Er hatte sich wieder in der Gewalt. „Hast du sie gewandelt?“
Um Orsinis Mundwinkel zuckte ein Lächeln. „Mein junger Freund. Es gibt Dinge, die besser verborgen bleiben sollten. Ich mache dir einen Vorschlag: du behältst unser kleines Geheimnis für dich und ich rühre deine Signora nicht an.“
Wieder spürte Jason heißen Zorn in sich aufsteigen. Am liebsten wäre er dem alten Meister an die Kehle
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