Lux Aeterna (German Edition)
zu Jason und übergab ihm Kopien der Blätter, die sie im Büro von Dr. Keller gefunden hatten.
Er nickte dankbar. „Damit können wir beweisen, dass die Abmachung nicht gebrochen wurde.“
„Vielleicht seid ihr aber trotzdem in Gefahr“, gab Rita zu bedenken. „Diese Organisation schreckt vor nichts zurück.“
Jason blickte ihr in die Augen. Sie schien sich ernsthaft Gedanken um ihn zu machen. Er konnte ihre Ängste spüren. Sie wünschte, er würde sie nicht immer so durchdringend ansehen. Verlegen wie ein junges Mädchen senkte sie den Blick.
„Ich glaube, diese Leute sind nicht die Einzigen, die dir Sorgen machen, stimmt’s?“, fragte er leise.
Rita atmete tief durch. Sollte sie ihm wirklich von ihren Empfindungen erzählen? Es war doch völlig irrational, überhaupt daran zu denken …
Eine Weile gingen sie stumm nebeneinander her.
„Nehmen wir einmal an…“, Rita stockte. Sie vermied es, ihn anzusehen.
„Was?“
„Ich habe mich gerade gefragt … ach, nur Blödsinn, vergiss es“, tat sie ihren vergeblichen Versuch ab, ihm von ihren Gefühlen zu erzählen.
Inzwischen war es dunkel geworden. Die bunten Lichter am Hafen tauchten die Welt in ein mildes Licht. Vom Meer her kam eine frische Brise auf und spielte mit Ritas kastanienbraunen Locken. Aus irgendeinem der Hafenlokale drang Musik. ‚Wenn Jason nur ein Mensch wäre’ , dachte sie verzweifelt.
„Was wäre dann?“, fragte er und hielt inne.
‚Er hat schon wieder meine Gedanken gelesen’ , dachte Rita ärgerlich.
Er blickte sie wieder unverwandt an. Seine Augen konnten im Dunkeln sehen wie die einer Katze, und er nahm die Regungen in ihrem Gesicht durchaus wahr.
„Es wäre alles viel einfacher“, sagte sie kaum hörbar.
Aber Jason hatte es gehört und lächelte. Sollte er sie zwingen, ihr Geheimnis preiszugeben oder würde sie es von sich aus tun? Er beschloss, nichts mehr zu sagen und nahm sie einfach in seine Arme. Sie zitterte, aber nicht wegen der Abendkälte und auch nicht aus Angst vor ihm.
Ihr wild klopfendes Herz löste Empfindungen in ihm aus, die er längst vergessen geglaubt hatte.
Eine ganze Zeit lang standen sie beide reglos da, seine Zähne so nah an ihrer Halsschlagader – wie damals, als sie den alten Meister hatten täuschen müssen.
„Gäbe es doch nur einen Weg“, seufzte Rita.
Er löste sich sanft aus der Umarmung. „Den gibt es auch. Aber ich werde ihn dir nicht verraten.“
„Warum nicht?“, fragte sie verständnislos.
Seine Hand strich sanft über ihre Wange. „Dieser Weg ist eine Einbahnstraße.“, sagte er eindringlich.
Dann wandte er sich ab und verschmolz mit den Schatten am Hafen. Die Kühle der Nacht griff nach Rita, die rasch nach Hause ging. Warum musste ihr Leben plötzlich so kompliziert werden?
* * *
Drei Wochen sollten ins Land gehen, bis sie sich wieder sehen würden.
Rita Hold kam gerade im Bademantel und mit nassen Haaren aus dem Bad, als sie Jason auf ihrem Sofa sitzen sah.
„Verdammt!“, fluchte sie erschrocken. „Wieso bist du von Anfang an in meine Wohnung gekommen, ohne dass man dich hereingebeten hat?“ In diesem Aufzug ärgerte sie sich über den plötzlichen Besuch.
„Weil du mich ständig rufst“, behauptete Jason mit seinem frechen Lächeln.
„Das ist nicht wahr!“ Rita stürmte ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen und knallte die Tür zu. Gleich darauf flog noch ein Kissen durchs Zimmer.
„Du weißt noch immer nicht genug!“ , hörte sie seine Stimme in ihren Gedanken.
Rita steckte ihren Kopf durch die Schlafzimmertüre. „Worüber?“, fragte sie ihren ungebetenen Gast.
Jason grinste sie wieder an. „Über uns“, und zeigte dabei auf sich.
„Friede?“, fragte er danach und hielt zwei Karten hoch, die er in der Hand hatte.
Rita kam wieder aus dem Schlafzimmer heraus.
„Was ist das?“, wollte sie wissen und nahm ihm die Karten aus der Hand.
„Konzertkarten – für die Philharmonie in Berlin“, erklärte er. „Nächstes Wochenende. Du liebst doch Klassik, oder?“
Rita war gerührt. Sie konnte sich kaum noch entsinnen, wann ein Mann sie das letzte Mal eingeladen hatte.
(12) Die keltische Elfe
„Sie hat noch nicht getötet“, flüsterte Jason Rita Hold zu.
„Soll das heißen…?“
Jason Dawn nickte bestätigend.
Sie saßen beide in der vordersten Reihe der Philharmonie Berlin und hörten sich ein Konzert von Vivaldi an. Eine der Geigerinnen war Fiona O’Shay, eine zierliche Irin, gerade mal neunzehn
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