Lux Aeterna (German Edition)
gesprungen, doch stattdessen verließ er das Hotelzimmer und warf die Türe mit einem lauten Knall ins Schloss.
Orsinis Lachen klang hinter ihm her.
Er sollte es bloß nicht wagen, Rita zu einer der ihren zu machen!
* * *
Jason hatte seiner Artgenossin Laetitia von dem Auftauchen ihres Erschaffers in Berlin berichtet, was diese aber nicht sonderlich berührte. Das alles lag lange hinter ihr. Nach ihrem Feierabend als Serviererin im „Alsterpalais“, dem zu einem schicken Restaurant umgebauten Krematorium, gingen Jason und sie ein paar Schritte in Richtung Friedhof Ohlsdorf.
„Hör auf, dich mit den Alten anzulegen, Jason“, warnte sie ihn. „In ihren Augen bist du bereits ein Rebell!“
„Orsini hat die Abmachung verletzt, keine neuen Vampire mehr zu erschaffen!“, schimpfte er.
„Wenn er Spaß an diesem Püppchen hat, lass ihn doch. Es war ihr eigener Wille, um Karriere zu machen. Sie hat dabei bestimmt nicht an ihre Seele gedacht.“ Laetitias Worte klangen flehend. „Du kannst sie nicht vor ihrem Schicksal bewahren. Es ist ihre Entscheidung!“
Jason wollte so schnell nicht aufgeben. „Ich will zumindest mit ihr reden.“
Fiona O’Shay war bereits abgereist, um in München eine CD aufzunehmen. Was Jason in diesen frühen Morgenstunden vorfand, war etwas ganz anderes: Adriano Orsini mit einem Violinbogen im Herzen. Die Vorhänge seines Hotelzimmers waren auf- und die Jalousien hochgezogen. Orsini lag gerade so unter dem Fenster, dass die aufgehende Sonne den alten Meister mit Sicherheit verbrennen würde. Jason wusste nicht, was dort vorgefallen war, aber seine Meinung über die hübsche Irin musste er wohl revidieren. Nach einem Kampf sah das hier nicht aus, da hätte die zierliche Frau wohl auch den Kürzeren gezogen. Um so etwas in Szene zu setzen, dazu gehörte eiskalte Überlegung.
Die andere Frage, die er sich stellte war: „Soll ich ihn so liegen lassen, oder den Bogen herausziehen und ihn sich regenerieren lassen?“
Das hier war schließlich keine geweihte Waffe, so dass die Möglichkeit bestand, dass der Meister sich erholen konnte. Aber was dann? Jason war davon überzeugt, dass Orsini aus Rache sein Geschöpf verfolgen würde. So oder so – einer von den beiden war dem Tode geweiht. Einige Minuten stand er still da, und betrachtete den auf so merkwürdige Weise Gepfählten. Er empfing keinerlei Gedanken mehr von ihm. Dann verließ der junge Mann den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen. In einer Stunde würde nur noch ein Häufchen Asche an dieser Stelle liegen.
Obwohl es sich um keinen „normalen“ Mord handelte, teilte Jason den Vorfall doch Kommissar Welsch und seiner Partnerin Rita Hold mit.
„Die Kleine scheint ja über Leichen zu gehen, um Karriere zu machen“, sagte die hübsche Kommissarin zynisch.
„Selbst wenn sie einen Menschen tötet, könnten wir sie nicht so einfach verhaften“, warf Hauptkommissar Welsch ein.
Es war das erste Mal, dass er Jason um etwas bat, und das kostete ihn Überwindung: „Behalten Sie sie im Auge … bitte!“
* * *
„Berühmter Plattenproduzent begeht Selbstmord“ titelte die Boulevardpresse. Auch Rita hielt diese Schlagzeile in den Händen. ‚Dieter von Botzem schmeißt sich vor einen Zug?’ , dachte sie und las weiter.
„Schau an, der hat zuletzt unsere keltische Elfe produziert“, sagte sie jetzt laut zu sich selbst. „Das dürfte den Chef sicher interessierten.“
Nachdem auch Kommissar Welsch den Artikel gelesen hatte, rief er sofort die Kollegen in München an. Nach einem kurzen Telefonat wandte er sich an Rita.
„Viel ist von dem Kerl nicht mehr übrig. Der ICE hat ihn über einige hundert Meter verteilt. Wir können nicht feststellen, ob diese Fiona ihn vorher gebissen hat oder nicht. Was von Jason gehört?“
Rita verneinte.
„Unglaublich, was diese Kreaturen für eine Kraft haben. Dass eine so zierliche Frau so etwas zustande bringt. Finden Sie mal heraus, wo sich diese Geigerin befindet!“, wies Kommissar Welsch sie an.
Fiona O’Shay bereitete gerade die Promotiontour für ihre CD vor. Erik Heffner, ihr Agent ihrer Künstleragentur, organisierte die nächsten Auftritte. Höhepunkt sollte das „Violinenduell“ mit dem zwölfjährigen russischen Wunderkind Elena Dobrovny sein, das in zwei Wochen bei den Philharmonikern in Hamburg stattfinden sollte. Die Medien waren natürlich begeistert und schlachteten dieses Ereignis aus.
Inzwischen war die schöne Irin zu ihrer vollen
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