Lux Aeterna (German Edition)
Dass Menschen zu so etwas fähig sind!“, empörte sie sich.
„Genau! Mittlerweile fange ich an, unsere Freunde richtig lieb zu haben“, bestätigte Welsch sie voller Ironie. Damit meinte er Jason und seine Rasse.
„Wo haben Sie denn diesen Walery gelassen?“, wollte seine Partnerin jetzt wissen.
„Gut bewacht in einer kleinen Pension außerhalb der Stadt“, sagte Welsch. „Der muss vor Gericht genau das wiederholen, dann sitzt dieser Norden für den Rest seines Lebens ein.“
„Außer dieser Aussage haben wir aber nichts Konkretes in der Hand“, gab Rita zu bedenken.
„Trotzdem habe ich einen Haftbefehl gegen Norden und seine Crew beantragt. Und unsere Internetspezialisten sollen den ganzen Computerkram auf diesem Schiff auseinander nehmen.“ Der Kommissar konnte manchmal richtig in Rage kommen. Das lag an seinem Bluthochdruck.
Eine Stunde später im Büro erhielt Welsch einen Anruf, der seine Gesichtsfarbe veränderte.
„Ausgeflogen!“, sagte er zu Rita. „Das Schiff ist verlassen. Die ganze Brut hat sich verdrückt.“
„Lassen Sie mal prüfen, welche Schiffe den Hafen in den letzten Stunden verlassen haben“, schlug Rita vor.
„Gute Idee!“ Wieder telefonierte der Kommissar.
„Einige Lotsenboote, zwei Passagierschiffe, ein Frachter“, zählte er anschließend auf.
„Wir nehmen den Frachter. Die haben meistens Platz für eine geringe Anzahl Passagiere“, rief Rita spontan aus.
Es sollte sich herausstellen, dass dieser kleinere und schnellere Frachter namens „Pina Colada“ der gleichen Reederei in Panama gehörte wie die „Skywalker“.
Das Nächste, was Rita Hold von ihrem Chef hörte, war ein Fluch. „Die sind schon in internationalen Gewässern.“
Jetzt fluchte auch Rita. „Wir können ihn nicht auf Verdacht hin stoppen. Aber ich könnte wetten, dass die Bande sich an Bord befindet.“
Als hätte man ihn gerufen, stand ihr junger Freund Jason wieder im Türrahmen. „Wollen Sie uns nicht mal zu einer Party auf hoher See einladen?“, grinste er herausfordernd.
Der Kommissar und Rita wussten sofort, wen und was er meinte. Welsch atmete tief durch. Er hasste diese Art der „Vollstreckung“, aber er würde sicher gehen können, dass dieser skrupellose Kapitän und seine Mannschaft ihr schmutziges Spiel für immer beenden würden. Zu gerne hätte er auch die Hintermänner erwischt, doch die konnten überall auf der Welt verstreut sein.
„Können Sie mir garantieren, dass das Schiff keinen Schaden anrichtet?“, fragte er direkt heraus.
Jason nickte. Seine dunkelbraunen Augen hatten jetzt den hungrigen Glanz, wie ihn Raubtiere auf Beutezug haben. Rita erschauderte vor diesem Gesichtsausdruck. Er konnte seine wahre Natur manchmal nicht verleugnen.
Einige Tage später fand man die „Pina Colada“ jenseits der großen Schifffahrtsrouten. Sie trieb führerlos dahin. An Bord war keine Menschenseele.
* * *
Es kam vor, dass Jason sich tagelang nicht blicken ließ. Ein anderes Mal tauchte er wie aus dem Nichts auf. Rita wagte nicht zu fragen, wo er war und was er machte. Sie fürchtete sich vor der Antwort.
In dieser Nacht schlief die junge Kommissarin schlecht. Die Geschehnisse der letzten Wochen waren nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Plötzlich schreckte sie aus einem Traum hoch. Eine Hand legte sich beruhigend auf ihre Schulter.
„Sachte, du hast nur geträumt“, klang Jasons sanfte Stimme in der Dunkelheit. Er hatte die ganze Zeit neben ihr auf dem Bett gesessen und die Schlafende beobachtet.
Rita war an sein plötzliches Auftauchen gewohnt. Trotzdem war es ein seltsames Gefühl, in der Macht eines Vampirs zu sein, auch wenn sie wusste, dass er sie nicht verletzen würde. Immer noch verwirrt legte sie den Kopf mit den braunen Locken an seine Schulter.
„Ich wünschte, ich könnte einen Schalter umlegen und alles vergessen“, seufzte sie. „Und ausgerechnet ich muss mich auch noch in einen Vampir verlieben.“
Jason lachte leise. „Ich glaube, das ist das Schlimmste für dich“, sagte er.
„Du hast gut lachen!“, schimpfte sie.
Jason schüttelte den Kopf. „Die Zukunft ist für uns beide ungewiss, machen wir uns nichts vor! Wir haben immer nur das Hier und Jetzt!“
Und genau das widersprach Ritas anerzogener, konservativer Lebensplanung völlig. Es fiel ihr schwer, sich auf all diese unbekannten und fremden Dinge und Gesetze einzulassen. Dieses Hin und Her zwischen ihren Ängsten und der Zuneigung für Jason zerriss sie
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