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Lux Aeterna (German Edition)

Lux Aeterna (German Edition)

Titel: Lux Aeterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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ihnen der Kommissar erzählt hatte. Welsch hatte damals seine erste Assistentin Tamara Hansen an ihn verloren.
    Noch heute plagte den Kommissar das schlechte Gewissen, weil er damals seiner Assistentin den Auftrag gegeben hatte, den berühmten Pianisten zu überwachen und dort, mutterseelenallein in London, war sie seinen Verführungskünsten erlegen und selbst zum Vampir geworden. Nachdem Welsch ihnen auf die Spur gekommen war, flohen sie nach Südamerika. Der genaue Aufenthaltsort der beiden war bis heute unbekannt.
    Jason wollte Rita Hold von seiner bislang vergeblichen Suche berichten und betrat – wie immer unangemeldet – das Büro der beiden Kommissare.
    Welsch blickte missmutig auf, als er zur Türe hereinkam „Für Sie gibt es heute hier nichts zu holen“, meinte er zynisch.
    Jason lächelte trotz der unfreundlichen Begrüßung und fragte nur: „Wer sagt denn das?“ Dabei zwinkerte er Rita zu, die schnell ihren Kopf in einen Aktenordner vergrub.
    „Sind Sie eigentlich gegen Tollwut geimpft?“, fragte der Kommissar jetzt interessiert.
    Jason hob die Augenbrauen. „Wenn Sie damit meinen, ob wir dagegen immun sind, lautet die Antwort ja. Warum fragen sie das?“
    Welsch erläuterte seine Vermutungen und zeigte ihm die Fotos, die Rita von den Containern gemacht hatte.
    „Zusätzliche Luftlöcher?“, fragte er.
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. „Die da oben sind zu klein und unten… nein, das hätte keinerlei Wirkung.“
    Jason betrachtete immer noch die Fotos. „Und wenn da was anderes reinkommen sollte als Luft?“
    Rita schaute auf. „Was meinst du?“
    „Das Loch unten ist groß genug für Ratten“, gab er zu bedenken.
    Welsch fuhr hoch. „Warum sollte denn jemand absichtlich ein Loch für Ratten in den Container bohren?“, fragte er jetzt verständnislos.
    Jason gab die Fotos zurück. „Ich weiß es nicht, es sei denn …“
    „Was?“, fragten jetzt die beiden Polizeibeamten im Chor.
    „Es sei denn, es war Absicht, die Menschen darin auf diese Art zu töten!“
    Damit war Jason Dawn zwar auf die richtige Spur gekommen, aber die Wahrheit sollte noch viel schrecklicher sein, als sie alle ahnten.
     
    Zwei Wochen später wurde die Quarantäne für die „Skywalker“ aufgehoben. Die Reederei hatte bereits Beschwerde eingelegt. Auch die Mannschaft wurde wieder aus dem Krankenhaus entlassen, alle ohne Befund. Länger konnte man weder Schiff noch Besatzung festhalten. Trotzdem hatten Kommissar Welsch und Rita Hold den jungen Maat Walery Regulski noch einmal zum Verhör bestellt und befragten ihn erneut mit Hilfe eines polnischen Dolmetschers.
    Zunächst schwieg der schüchterne junge Mann beharrlich, erst als Welsch ihm anbot, ihn als Kronzeugen zu behandeln und ihm versprach, dass er nicht wieder auf den Frachter zurück musste, fasste er sich ein Herz und erzählte, was auf dem Schiff vor sich ging und das nicht zum ersten Mal. Dabei stockte selbst den beiden hartgesottenen Kriminalisten der Atem.
     
     
    * * *
     
    Walery zeigte den Beamten auf den Fotos, dass die beiden oberen Löcher in den hinteren Containerecken wohl für eine Kabeldurchführung gedacht waren. Offenbar waren dort oben Webcams angebracht worden. Dann wurden die Ratten in den Container gelassen. Offenbar schloss man Wetten darauf ab, wer bis zuletzt überlebte. Und alles wurde von gut zahlenden, gelangweilten Gästen live im Internet verfolgt. Das Schiff war voller Computer, so dass diese Übertragung überhaupt nicht auffallen konnte.
    Der Kapitän erhielt wohl von diesen „Zuschauern“ eine sechsstellige Summe pro Transport. Auch die Besatzung wurde für ihr Schweigen gut bezahl, genau wie die Schlepper, die den Nachschub an „Menschenmaterial“ besorgten. An Bord hatte man Walery gezwungen, den Mund zu halten, sonst wäre er wohl durch einen Unfall über Bord gegangen. Er hatte schon längst abheuern wollen. Doch aus Angst war er bislang stumm geblieben.
    „Eine unglaublich perverse Art von ‚Brot und Spiele’ für reiche Adrenalinjunkies“, bemerkte der Kommissar voller Verachtung.
    Rita hatte genug gehört. Ihr wurde dermaßen übel, dass sie fluchtartig den Raum verließ, um sich auf der Toilette zu übergeben.
    Als sie eine halbe Stunde später wieder ins Büro kam, nickte ihr der Kommissar verständnisvoll zu. Dann lud er sie auf einen Cognac in der kleinen Kneipe gegenüber ein.
    „Den haben wir uns wohl beide verdient“, meinte er.
    „So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört.

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