Lux Aeterna (German Edition)
Sicherheitsgründen seine Pforten geschlossen.
„Machen dir die Menschen nur Sorgen, weil du mit einer von ihnen zusammen bist?“, fragte Laetitia. Die Italienerin hatte im Gegensatz zu Jason manchmal ein kaltes Herz, aber das lag auch daran, dass das Schicksal es Jason erlaubt hatte, seine Seele zurück zu erlangen. Er war befreit von dem Fluch des Blutes. Doch alle anderen Eigenschaften, selbst die Unsterblichkeit, war ihm geblieben. Allerdings auch seine spitzen Eckzähne. Besorgt sah er die dunkelhaarige Schönheit an.
„Auf welcher Seite stehst du, Laetitia?“, fragte er. „Du weißt, dass es Menschen gibt, die sehr viel für mich getan haben“, fuhr er fort.
Sie nickte unbeteiligt. „Und du weißt, dass Menschen im Grunde nichts weiter sind als intelligente Tiere – in unseren Augen“, antwortete sie.
„Das gleiche sind wir in ihren Augen“, konterte Jason.
Jetzt blickte Laetitia ihm offen in die Augen. „Vielleicht ist auf diesem Planeten auch nur Platz für eine Rasse!“
„Dann hat dieser Cuvier dich wohl auch schon überzeugt“, Jason wurde ärgerlich.
„Er ist sogar hier in Deutschland. Offenbar sucht er einen der alten Meister und wird versuchen, ihn für seine Pläne zu gewinnen“, entgegnete sie ihm.
Die Situation war offenbar ernster als gedacht. Die Vampirin wandte sich zum Gehen.
„Wo willst du hin? Ich dachte, du hast heute frei?“, fragte Jason erstaunt.
„Ich hole mir meinen Anteil an dieser … Schlacht“, sagte sie nur und verließ die Wohnung.
Der junge Mann blieb allein zurück. Er musste seine Freundin Rita Hold von der Kripo Hamburg und ihren Chef, Kommissar Harald Welsch, einweihen. Irgendjemand musste diesen Cuvier stoppen. Aber ob das ausgerechnet Menschen schaffen könnten? Als Grenzgänger-Vampir war Alexandre Cuvier unempfindlich wie die Hybriden. Er müsste geköpft, verbrannt oder ausgeblutet werden.
Einen Kampf mit diesem starken Grenzgänger würde kein Hybrid überleben, das war Jason klar. „Man müsste ihn soweit schwächen, dass er einen neuen Schlafzyklus beginnen muss. Im Grab könnte man ihn töten“, grübelte er vor sich hin. Aber wie sollte das geschehen? Offenbar stand er ganz alleine da.
Die beiden Kommissare waren entsetzt, als Jason sie am folgenden Tag im Büro aufsuchte und ihnen den Hintergrund der Aufstände darlegte. Mit so etwas hatten sie nicht gerechnet.
„Wir sollten das Innenministerium darüber informieren. Wir brauchen die Armee und ein paar Flammenwerfer, um die Vampire zu vernichten, die die Menschen aufeinander hetzen“, überlegte Harald Welsch laut.
„Dann gibt es einen offenen Krieg“, warnte Jason. „Cuvier kann ständig neue Vampire ‚zeugen’!“
„Dann müssen wir eben diesen Kerl unschädlich machen!“, forderte Rita Hold.
Welsch nickte. „Aber wie?“, fragte er. „Sie haben doch gehört, was Jason uns über diesen Typen berichtet hat!“
„Ich könnte mich in seine Organisation einschleusen“, schlug Jason jetzt vor.
Rita schüttelte den Kopf. „Kommt nicht in Frage, er würde wittern, dass du anders bist! Und auf Laetitia können wir offensichtlich nicht bauen.“
„Dann sind wir genauso weit wie vorher“, bemerkte der Kommissar.
„Hast du noch den Dolch der Hekate?“, fragte Jason seine Freundin.
Rita nickte.
„Wir müssten Cuvier zwingen, wieder zu schlafen, dann könntest du ihn töten.“
„Wieso immer ich?“, stöhnte Rita.
„Weil wir Vampire diesen Dolch nicht mehr berühren können, wenn einmal ein Vampir mit ihm getötet wurde“, erklärte Jason.
Da waren sie wieder – die komplizierten Gesetze der Neuzeit-Vampire. Rita Hold verzweifelte noch daran.
In Jason Dawn reifte eine Idee. „Vielleicht war Ihr Gedanke an die Armee doch gar nicht so falsch“, meinte er zu Kommissar Welsch gewandt.
Der blickte ihn erstaunt an.
„Wenn wir auf Cuvier soviel Druck ausüben und er gezwungen ist, ständig neue Vampire zu erschaffen, was einen Energieaustausch voraussetzt, müsste er bald schwach genug sein, um einen Schlafzyklus einzulegen, wenn auch nur kurz“, erläuterte Jason jetzt.
„Und du denkst nicht, dass er das durchschaut?“
Jason verneinte. „Der Kerl ist so machtbesessen, dass er um sich herum alles vergisst, nur um seine eigene Position zu behaupten.“
„Dein Wort in Gottes Ohr“, meinte Rita nur.
Jason grinste. „Ich weiß nicht, ob das die richtige Adresse ist.“ Seinen Zynismus hatte er offenbar schon wieder gefunden.
* *
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