Lux Aeterna (German Edition)
der alten Meister?“
Sie schüttelten den Kopf.
„Gut, hört zu. Wie ich sehe, habt ihr euch sehr gut angepasst, doch offenbar habt ihr vergessen, wer ihr seid. Die Menschen füttern euch wie Tiere, doch in Wahrheit seid ihr Jäger und den Menschen haushoch überlegen. Auf die alte Art kann man euch nicht töten. Was hindert euch also daran, die Herrschaft über die Menschheit zu übernehmen?“ Alexandre war wieder der alte Rebell, der in früheren Zeiten die Bettlerbanden und Kriminellen in Paris anführte.
Ein junger Mann trat vor. „Wir sind in der Minderzahl, wie du siehst, und wir können keine neuen Vampire erschaffen. Du bist ein Grenzgänger, und die sind auch nicht häufig anzutreffen.“
Alexandre überlegte kurz. „Mag sein … wie ist dein Name, Junge?“
„Pièrre“, antwortete dieser.
„Mag sein, Pièrre, aber vergiss nicht, wir Grenzgänger können neue Vampire schaffen!“
Jetzt blieb es ruhig.
„Es gab doch einen französischen Meister… Polignac hieß er doch. Was ist aus ihm geworden?“, überlegte Alexandre laut.
Ein anderer der Hybriden meldete sich zu Wort. „Er wurde vernichtet, von einem seiner ‚Söhne’“, sagte der.
„Ein Vampir tötet seinen Erschaffer?“, Alexandre konnte es nicht glauben.
„Die Zeiten haben sich eben geändert“, meinte Chiara, die das ganze Treffen eher als heiteres Beisammensein betrachtete. Sie war der oberflächliche Typ, der nur auf ein gutes Leben aus war.
„So also seht ihr das?“, rief Alexandre aus. „Die Zeiten haben sich geändert…wollt ihr in einem Zoo enden, angestarrt von den Menschen, die euch verachten und am liebsten vernichten würden?“ Seine Worte und sein Zorn griffen langsam auf die Herzen der jungen Vampire über wie ein schleichender Virus. Der Zigeunerfürst stand vor ihnen auf einem der alten, wackeligen Tische. Ein Bild der Macht, in schwarzer Kleidung, mit schwarzen, lockigen Haaren und diesen zornig glühenden Augen, die Arme ausgebreitet bei seiner Rede wie ein Racheengel. Und er redete weiter, bis es auch in diesen jungen Vampiren gärte…der Ruf nach Freiheit, das Recht zu Jagen…das Recht auf Blut!
Es brodelte in Paris. In den äußeren Stadtbezirken brannten Nacht für Nacht Autos ab. Jugendliche Randalierer, so hieß es in den Medien. Es gab politische Erklärungen wie Ausländerfeindlichkeit, Armut, Glaubensdifferenzen. Doch die Wahrheit kannten nur wenige und Alexandre Cuvier war einer von ihnen. Die jungen Vampire hatten ihre Suggestivkraft eingesetzt, die Menschen aufgehetzt und auf die Straßen getrieben. Sie sollten für Unruhen sorgen und der Plan ging auf!
Nacht für Nacht waren die Streitkräfte der Polizei in den Außenbezirken im Einsatz und Nacht für Nacht gingen die Vampire auf Jagd!
Es begann mit Obdachlosen, die spurlos aus der Innenstadt von Paris verschwanden. Auch Alexandre selbst trieb sein Unwesen in den nächtlichen Straßen, suchte sich starke neue Opfer, die er als Grenzgänger wiederum zu Vampiren machen konnte. Völlig unbemerkt von den Menschen schuf er sich so eine eigene kleine Armee, die er aussandte, um den Aufruhr in die anderen Städte zu tragen. Auf diese Weise entstand ein Flächenbrand, der von Frankreich aus auch auf die deutsche Hauptstadt Berlin übergriff. Es folgten Hamburg, Frankfurt und Köln.
Überall in den Armenvierteln, in denen die Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit den Menschen genug Gründe gaben, auf die Straßen zu gehen, ähnelten sich die gleichen Bilder von brennenden Autos, geplünderten Supermärkten und Straßenschlachten mit der Polizei. In einigen Großstädten wurde bereits der Ausnahmezustand erklärt und ein nächtliches Ausgangsverbot erteilt.
Die Rebellion griff um sich, aber die Menschen dienten der wahren Rebellion nur als Vorwand. Sie waren die Schutzschilde für das, was im Hintergrund ablief: der Aufstand der Vampire!
* * *
Von seinem Apartment im obersten Stockwerk des Hochhauses in Altona konnten Jason Dawn und seine Artgenossin Laetitia Carmosa hinunterblicken auf die nächtlichen Tumulte. Als Vampire kannten sie den Hintergrund der Straßenschlachten und waren in Sorge.
„Wenn es diesem Cuvier gelingt, noch mehr Unfrieden zu stiften, wird er vielleicht einen oder mehrere der alten Meister auf seine Seite ziehen können und dann…. Gnade Gott den Menschen!“, sagte Jason zu seiner Bekannten, die in dieser Nacht nicht im „Alsterpalais“ kellnerte. Das Nobelrestaurant hatte aus
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