Lux perpetua
genannt der Große, der
director operationum Taboritarum,
der große Macher vom Tábor. Bedřich ze Strážnice, der Prediger vom Oreb, einstmals die wichtigste Persönlichkeit des neuen
mährischen Tábor. Der junge Hauptmann Jan Pardus ze Hrádku, der sich bisher noch nicht sonderlich hervorgetan hatte. Dobko
Puchała, der Ritter vom Wappen Wieniawa, so berühmt, dass man nur staunen konnte.
Und Reynevan, derzeit der Leibmedicus des Hetmans.
»Da hast du eins!« Prokop der Kahle zog Bedřich eins mit seinem Weidenrutenbündel über. »Zur Buße. Haben wir nicht Fastenzeit?
Haben wir. Also muss man büßen. Da hast du auch was, Pardus. Au, zum Teufel! Puchała, hat dich der Bock gestoßen?«
»Es ist Fastenzeit, Hetman.« Der Ritter vom Wappen Wieniawa bleckte die Zähne und tauchte sein Rutenbündel in einen Eimer
Wasser. »Zeit, Buße zu tun. Wenn schon alle, dann sollen auch alle büßen. Da hast du auch einen Rutenstreich, Reynevan! Für
unsere alte Bekanntschaft. Ich bin froh, dass du die Schießerei damals überlebt hast.«
»Ich auch.«
»Und ich am meisten«, setzte Prokop hinzu. »Ich und mein Rücken. Wisst ihr, ich mache ihn wohl zu meinem Leibberater.«
»Warum nicht?« Bedřich ze Strážnice lächelte zweideutig. »Schließlich ist er ein Vertrauter. Des Vertrauens würdig.«
»Und eine bedeutende Persönlichkeit.«
»Bedeutend?«, lachte Bedřich. »Eher eine berühmte. Und das weithin.«
Prokop sah ihn schief an, packte den Zuber und goss Wasser über die Steine. Der Dampf machte sie vorübergehend blind, die
gewaltige Hitze drang mit dem Atem in die Hälse.
Puchała schlug sich mit einer Birkenrute auf die Schultern.
»Ich bin auch zu einer bedeutenden Persönlichkeit geworden«, erklärte er stolz, »auf dem Wawel bin ich in aller Munde. Wegen
all der Briefe, die Witold, der Großfürst von Litauen,ständig an König Władysław Jagiełło zu senden geruht. Man hat es mir hinterbracht, daher weiß ich es aus erster Hand, was
in diesen Briefen über mich steht. Dass ich, ich zitiere, ein Räuber, ein Lump, ein Übeltäter bin, dass ich nur Böses und
Schaden anrichte. Dass mir Jagiełło unter Androhung der Todesstrafe befehlen sollte, Odrau zu verlassen, weil ich die Friedensverhandlungen
gefährde, weil ich, ich zitiere,
iniuras , dampna, depopulationes , incendia , devastationes et sanguinis profluvie
verursache.«
»Ich kenne diesen unnachahmlichen Stil«, sagte Bedřich. »Das stammt von Sigismund von Luxemburg, unserem Exkönig. Witolds
einziger Beitrag ist sein stümperhaftes Latein.«
»Dieser Brief«, ließ sich Jan Pardus vernehmen, »ist tatsächlich das Ergebnis der Konferenz von Luck, wo sich der Luxemburger
den litauischen Großfürsten vorgeknöpft und zurechtgestutzt hat.«
»Indem er ihm die Königskrone versprochen hat«, Prokop nickte, »und ihm noch ganz andere Flausen in den Kopf gesetzt hat,
ja, eine Unmenge von Flausen. Es sieht leider ganz so aus, als würde der
magnus dux Lithuaniae
an all diesen Unsinn glauben. Der bisher für seine Klugheit, Vernunft und seine litauische Listigkeit berühmte Witold lässt
sich vom Luxemburger um den kleinen Finger wickeln. Wahrhaftig, sie sagen die Wahrheit:
Stultum facit Fortuna, quem vult perdere.
«
»Für meinen Geschmack ist das zu viel des Wunders«, erklärte Bedřich. »So sehr, dass ich vermute, dass sich dahinter ein Spiel
verbirgt. Das wäre bei Witold und Jagiełło schließlich nicht das erste. Nicht ihr erstes betrügerisches Spielchen.«
»Stimmt.« Prokop übergoss sich mit Wasser aus dem Zuber und schüttelte sich wie ein nasser Hund. »Das Problem besteht darin,
dass das Spiel auf einem Schachbrett stattfindet, auf dem wir die Figuren sind. Und was wäre, wenn jetzt der polnische König
plötzlich hinter der Rochade hervorkäme, hinter der er sich bis dahin versteckt hat, bereit, bei den Verhandlungen mitzutun?
Dann müssen wir, wie beim Schachspiel, einige Zügevorhersehen. Und die wichtigsten Felder mit unseren eigenen Figuren besetzen. Wo wir schon bei den Figuren sind
. . .
Reynevan!«
»Ja, Hetman?«
»Du begibst dich nach Schlesien. In einer Mission.«
»Ich? Warum ich?«
»Weil ich es so will.« Prokop wandte sich ab. Bedřich hingegen fixierte Reynevan mit einem durchdringenden Blick. Pardus rubbelte
mit einem rauhen Stein seine Ferse. Puchała schlug sich mit den Ruten über den Rücken.
»Bruder Prokop«, sagte Reynevan in das Schweigen hinein. »Du hast
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