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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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tückisch ermorden! Erinnert euch nur an Herrn Bohuslav von Švamberk! Und an Bruder Hvězda!«
    »Ich habe gehört, Hohe Kommission, dass dieser Bielau es mit den Pragern aus der Altstadt hält! Und wer sind die aus der Altstadt?
     Verräter am Kelch, Verräter an Meister Hus, Verräter an den Vier Artikeln! Diesen babylonischen Luxemburger wollen sie wieder
     auf den böhmischen Thron bringen! Vielleicht haben die aus der Altstadt diesen Bielau geschickt, dass er unseren Hetman umbringt!«
    »Den Tod für ihn!«, brüllte die Menge. »Den Tod!«
    So viel war klar, es konnte nur ein Urteil geben, und dieses wurde blitzschnell gefällt. Zur allgemeinen wilden Freude der
     Waisen von Nachod wurde Reynevan von Bielau, Hexer, Giftmischer, Verräter, Deutscher, katholischer Spion und von der Prager
     Altstadt entsandter Meuchelmörder in allen Punkten der Anklage für schuldig befunden, woraufhin ihn das Revolutionstribunal
     einstimmig zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilte. Gegen das Urteil konnte selbstverständlich nicht Berufung eingelegt
     werden: Bevor es Reynevan gelang, den Mund aufzumachen, wurde er von etlichen derben Fäusten ergriffen und unter Anteilnahme
     der brüllenden Menge zum Rand des Lagers geschleppt, wo sich ein rechtzeitig zusammengetragener großer Haufen aus Holz und
     Reisig türmte. Jemand rollte ein großes, nach Sauerkraut stinkendes Fass herbei, ein anderer suchte nach einem Deckel, Hammer
     und Nägeln. Reynevan wurde hochgehoben und gefesselt in das Fass gestopft. Erwand sich und schrie sich fast die Lunge aus dem Leib, aber sein Geschrei ging in dem enthusiastischen Geheul der Meute unter.
    Etwas knallte ohrenbetäubend. Die Luft füllte sich mit dem Dampf von Schießpulver. Die Menge wich zurück und gab damit Reynevan
     die Möglichkeit zu sehen, was los war.
    Vom Lager her näherte sich ein seltsamer Zug, bestehend aus drei Kampfwagen. Die Besatzung des einen bestand aus zehn Frauen
     unterschiedlichsten Alters, vom jungen Mädchen bis zur Greisin. Bis auf die Wagenlenkerin waren alle mit Pistolen, Handkanonen
     und Hakenbüchsen bewaffnet.
    Aus dem zweiten Wagen, den vier Frauen einnahmen, ragte unheilverkündend der Lauf einer zehnpfündigen Bombarde. Aus ihr war
     eben geschossen worden, aber nicht scharf, nur mit Pulver: In einer Rauchwolke rieselten immer noch Pulverteilchen wie Schneeflocken
     hernieder.
    Auf dem dritten Wagen stand, flankiert von zwei anderen Frauen, neben einem mit einer Plane bedeckten Gegenstand Elisabeth
     Donotek. Sie ließ ihren pelzgefütterten Mantel von den Schultern gleiten und riss sich das Kopftuch herunter, jetzt, mit ihren
     blauen Augen und den wehenden flachsblonden Haaren, erinnerte sie an Nike, die das Volk auf die Barrikaden führt. Ihr todernstes
     und drohendes Gesicht gemahnte aber eher an die wütende Erinnye Tisiphone.
    »Was soll das bedeuten?«, brüllte Jan Pluh, der sich den Pulverstaub aus dem Gesicht wischte. »Was soll das, Frau Donotkova?
     Spielchen? Maskeraden? Weibertand? Wer hat euch Weibsbildern erlaubt, die Geschütze anzufassen?«
    »Macht euch hier fort!«, sagte Elisabeth Donotek laut, als hätte sie ihn überhaupt nicht gehört. »Jetzt gleich! Auf der Stelle!
     Hier wird niemand verbrannt! Schluss jetzt!«
    »Freches Weibsstück!«, brüllte der Prediger mit dem Ziegenbärtchen. »In deinem Hochmut erinnerst du an Isebel! Du wirst zusammen
     mit diesem Philister im Feuer schmoren! Aber vorher bekommst du noch die Knute zu spüren!«
    »Geht weg hier!« Elisabeth Donotek beachtete ihn gar nicht. »Geht, ihr Christen, ihr Waisen, ihr guten Böhmen. Kniet nieder,
     blickt hinauf zum Himmel, betet zu Gott, zu unserem Herrn Jesus und zu seiner heiligen Mutter. Blickt in eure Seelen. Denkt
     an den Tag des Jüngsten Gerichtes, der sich nähert. Bezeigt Reue, ihr, die ihr die Wege des Friedens nicht kennt, deren eigene
     Pfade verworren sind. Fünf Jahre lang habe ich mitangesehen, wie ihr in euch selbst das zerstört, was gut ist, wie ihr das,
     was menschlich ist in euch, zu Grabe getragen habt, wie ihr dieses Land in eine Leichenhalle verwandelt habt. Ich habe gesehen,
     wie ihr euer Gewissen abgetötet habt. Ich habe genug davon, ich erlaube es nicht mehr. In der Hoffnung, dass ihr noch nicht
     alles in eurem Innern getötet habt. Dass wenigstens noch ein Fünkchen übrig ist, ein kleines bisschen, das es wert ist, vor
     der Zerstörung gerettet zu werden. Deshalb geht weg von hier. Solange ich es noch gut mit euch

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