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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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abgeschlachtet haben
. . .
Ich hab’ gesehen, wie du mich damals angeschaut hast
. . .
Mit welchem Hass
. . .
Und jetzt willst du es mir heimzahlen
. . .
«
    Die Unterhauptleute und die Hundertschaftsführer, die auf das Geschrei hin in die Hütte gekommen waren, sahen Reynevan von
     der Seite an. Dann rümpften sie die Nase und begannen zu husten.
    »Ich weiß nicht, Hauptmann«, stammelte einer. »Aber das geht nicht von allein weg, scheint mir. Da muss was getan werden
. . .
«
    »Wozu haben wir einen Arzt gesucht und hergebracht? Für nichts und wieder nichts?«, brummte Jan Pluh.
    Půlpán stöhnte, er fiel auf sein Kissen zurück, der Schweiß rann ihm in Strömen von Stirn und Wangen.
    »Ich halte das nicht aus
. . .
«, presste er schließlich hervor. »Gut, von mir aus, soll doch dieser Rossschlächter machen, was er muss
. . .
Aber lasst mich nicht mit ihm allein, Brüder, schaut ihm auf die Hände und aufs Messer
. . .
Dass er mich nicht umbringt, der Taugenichts, oder mich verbluten lässt
. . .
Und bringt mir Branntwein
. . .
Branntwein, schnell!«
    »Branntwein wird tatsächlich gebraucht.« Reynevan krempelte die Ärmel hoch und prüfte mit der Fingerkuppe die Schärfe des
     Messers. »Ich brauche ihn. In deinem Zustand, Půlpán, verbietet die Medizin jeden Alkoholgenuss.«
     
    »Heilung und Granulation dauern mindestens eine Woche«, belehrte Reynevan den kleinen Feldscher und Apotheker, während er
     seine Tasche fertig packte. »In dieser Zeit muss der Kranke liegen, und die Wunde muss versorgt werden. Solange sich keine
     Narbe bildet, sind Umschläge anzuwenden.«
    Der kleine Apotheker nickte eifrig. Die ganze Zeit über stand ihm ein eher dümmlicher Ausdruck von Bewunderung und Verehrung
     im Gesicht. Dieser Ausdruck zierte sein Gesicht, seit Reynevan die Operation vorgenommen hatte. Und er wollte einfach nicht
     verschwinden.
    Reynevan war weit davon entfernt, sich zu rühmen, aber eigentlich musste er sich seines Eingriffs nicht schämen. Obwohl wegen
     der Größe des Karbunkels der Schnitt tief sein und über Kreuz ausgeführt werden musste und er es wegen der Anwesenheit von
     Zeugen nicht gewagt hatte, den Patienten durch Magie zu betäuben, war die Operation blitzschnell vonstatten gegangen. Smil
     Půlpán hatte nur kurz aufgebrüllt und war dann in Ohnmacht gefallen, was den Prozess der Eiterentfernung und die Arbeit an
     der Wunde ungemein erleichterte. Einer der zuschauenden Hundertschaftsführer der Waisen hatte es nicht ausgehalten und gekotzt,
     aber die Übrigen belohnten die Geschicklichkeit und das Können des Chirurgen mit anerkennendem Gemurmel, und Jan Pluh hatte
     ihm am Schluss sogar vertraulich auf den Rücken geklopft. Das Apothekerlein hatte nur voll Bewunderung geseufzt. Leider konnte
     man auf viel mehr von seiner Seite nicht rechnen.
    »Du sagtest, ihr hättet vorher Umschläge angewendet, die die Frauen vorbereitet haben.«
    »Aber ja, Herr Medicus. Die Weiber haben sie vorbereitet. Und eine hat sie aufgelegt
. . .
Elisabeth Donotek. Soll ich sie rufen?«
    »Rufe sie.«
     
    Elisabeth Donotek, noch keine zwanzig Jahre alt, hatte flachsfarbenes Haar und Augen blau wie Vergissmeinnicht. Man hätte
     sie für außergewöhnlich schön halten können, wären da nicht die Umstände gewesen. Denn sie war ja eine Frau aus dem Hussitenheer.
     Eine Frau, die Märsche, Rückzüge, Siege, Niederlagen, Hitze, Kälte und schlechtes Wetter ertragen hatte. Und ständige Plackerei.
     Daher sah sie aus wie all dies zusammen.Sie zog an, was ihr gerade in die Finger kam, Hauptsache, es hielt warm, ihre blonden Haare steckte sie unter ein graues Sacktuch,
     und ihre Hände waren rot vor Kälte und aufgesprungen vor Feuchtigkeit. Dennoch ging seltsamerweise etwas von ihr aus, das
     man als Würde bezeichnen konnte. Als Menschenwürde. Etwas, das sich einem als
das ewig Weibliche
in die Gedanken und auf die Lippen drängte.
    Reynevan kam zu dem Schluss, dass er ihren Namen schon gehört hatte. Sie selbst sah er jedoch zum ersten Mal.
    »Du hast dem Hetman Umschläge gemacht? Woraus?«
    Elisabeth Donotek heftete ihre Vergissmeinnichtaugen auf ihn.
    »Aus geriebenen Zwiebeln«, antwortete sie, »und aus zerstoßenen Birkenknospen
. . .
«
    »Kennst du dich mit der Heilkunst aus? Mit Kräutern?«
    »Das ist doch keine Kunst
. . .
So gut wie jede Frau im Dorf. Und die Umschläge haben doch überhaupt nicht geholfen
. . .
«
    »Das stimmt nicht, sie haben geholfen«, erwiderte er. »Sogar

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