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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Bruders teuer ist.«
    »Peterlin lebt nicht mehr.« Reynevan schüttelte den Kopf. »Ich kann ihm nicht mehr helfen. Was Jutta anbelangt
. . .
«
    »Hilf mir auf Eulenberg«, unterbrach ihn Horn. »Und ich werde dir anschließend bei der Suche nach deiner Jutta helfen. Ich
     gebe dir mein Wort.«
    Reynevan blickte Scharley und Samson an und warf dann einen Blick auf die sie umringenden Reiter.
    »Ich werde dich beim Wort nehmen«, sagte er schließlich. »Lass uns reiten.«
    »Ihr könnt reiten, wohin ihr wollt«, sagte Horn, zu Scharley und Samson gewandt. »Aber ich würde euch zur Eile raten. Die
     dort können wiederkommen. Mit Verstärkung.«
    »Mein Wille ist es«, sagte Scharley gedehnt, »mit Reinmar zu reiten. Lass also deine freundliche Einladung auch für mich gelten.
     Ach, bei der Gelegenheit: Danke für die Rettung.«
    »Ich sehe schon, Freunde kann man nicht trennen.« Urban Horn wendete sein Pferd. »Was soll’s, also lade ich dich ebenfalls
     nach Eulenberg ein. Dich selbstverständlich auch, Samson. Auch du lässt Reynevan nicht im Stich.
Vero?«
    »Amico amicus.«
Samson lächelte.
»Semper.«
    Horn stellte sich in die Steigbügel und blickte über das Bächlein hinweg in die Richtung, die die ehemaligen Verfolger, von
     denen schon längst nichts mehr zu sehen war, eingeschlagen hatten.
    »Die Waisen von Nachod«, sagte er ernst. »Bis vor kurzem waren es noch Feldtruppen, jetzt ist es eine Räuberbande, die durch
     die Lande zieht und Schrecken verbreitet. Da sieht man, welche Folgen der lange Waffenstillstand hat, wie schädlich der Frieden
     ist. Es ist höchste Zeit für einen Krieg, meine Herren. Für einen richtigen Kriegszug. Andererseits wird man wohldie Brüder Kúdelnik und Čapek bitten müssen, auf diesen Půlpán ein bisschen achtzugeben. Ihn an der kurzer Leine zu führen.«
    »Man wird sie nicht darum bitten müssen. Půlpán
. . .
Hmm
. . .
Es gibt keinen Půlpán mehr.«
    »He? Wie denn das? Wie ist denn das möglich?«
    Reynevan berichtete, wie das möglich war. Urban Horn hörte zu. Er unterbrach ihn nicht.
    »Ich wusste«, sagte er, als Reynevan geendet hatte, »dass ich deine Hilfe brauchen würde. Aber ich wusste nicht, wie sehr.«

Sechstes Kapitel
    in dem sich die Freunde auf der mährischen Burg Eulenberg davon überzeugen können, dass man immer und überall unbedingt einen
     Ersatzplan in der Tasche haben muss. Und ihn im geeigneten Moment hervorziehen muss.
    Hinter dem mit einem Gitter versehenen Fenster des Turmes drangen vom Hof her Flüche, Gewieher und das metallische Klirren
     von Sporen herauf. Die Burgmannen von Eulenberg schickten sich an, wie üblich die Pässe zu kontrollieren, die Gegend zu sichern
     und die Bevölkerung der Gegend heimzusuchen. Zum wer weiß wievielten Mal krähte schrill und unmissverständlich ein Hahn, beschimpfte
     eine der auf der Burg ansässigen Ehefrauen ihren Mann. Ein Lämmchen blökte ängstlich.
    Bruno Schilling, der ehemalige schwarze Reiter, jetzt Deserteur, Glaubensabtrünniger und Gefangener, war ein wenig blass.
     Dies war aber wohl so gut wie vollständig auf die erst vor kurzem überstandene Krankheit zurückzuführen. Falls Bruno Schilling
     Angst verspüren sollte, verbarg er sie geschickt. Er rutschte nicht auf dem Schemel hin und her und vermied es auch, seinen
     Blick von einem seiner Vernehmer zum anderen schweifen zu lassen. Aber er wich dem Augenkontakt nicht aus. Horn hat recht,
     dachte Reynevan. Er hat ihn richtig beurteilt. Dies ist kein tumber Schläger. Dies ist ein Fuchs, ein verwegener Spieler und
     ein gerissener Gauner.
    »Fangen wir an, wir wollen keine Zeit vergeuden«, sagte Urban Horn und legte die Hände auf den Tisch. »So wie vorhin, wie
     wir es vereinbart haben: kurz und knapp, sachlich, zum Thema, ohne ein ›Das hab’ ich doch schon gesagt‹. Wenn ichdich etwas frage, dann antwortest du. Es ist ganz einfach: Ich verhöre dich und du bist derjenige, der verhört wird. Fall
     also nicht aus der Rolle. Ist das klar?«
    Das Lämmchen auf dem Hof hatte endlich aufgehört zu blöken. Der Hahn krähte nicht mehr.
    »Ich habe dich etwas gefragt«, mahnte Horn kurz angebunden. »Ich beabsichtigte nicht, mir deine Antworten vorzustellen. Sei
     also bitte so freundlich und antworte jedes Mal, wenn ich dich frage. Von jetzt an.«
    Bruno Schilling blickte zu Reynevan hinüber, aber rasch schlug er die Augen nieder. Reynevan gab sich keine Mühe, seinen Unmut
     und seine Abneigung zu verbergen. Gar keine

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