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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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versprochen,
     dir zu helfen, also werde ich es tun und mein Versprechen halten. Ich verlasse mich darauf, dass du auch deines nicht vergisst.
     Wann fangen wir an?«
    »Gleich morgen früh.«
     
    »Heimtückische Mordanschläge sind mit Gift erfolgt, geplant von Grellenort und dem Bischof von Breslau.« Horn hatte seine
     Hände wieder auf den Tisch gelegt. »Erzähle uns davon, Schilling.«
    »Birkhart Grellenort«, berichtete der Renegat, ohne zu zögern und recht entspannt, »hat auf Burg Sensenberg einen Alchemisten.Das ist kein Mensch. Angeblich ist er mehr als hundert Jahre am Leben. Seine Haare sind schneeweiß, er hat Fischaugen, spitze
     Ohren, im Gesicht und an den Händen eine fast durchsichtige Haut, jede Ader schimmert bläulich hindurch
. . .
«
    »Ein Sverg«, bestätigte Reynevan, als er Horns gerunzelte Brauen und ungläubige Miene sah. »Einer von den Longaevi.«
    »Er heißt Skirfir«, sagte Bruno Schilling schnell. »Ein Alchemist und Magier, äußerst kundig. Er braut für Grellenort diverse
     Dekokte und stellt Elixiere her. Hauptsächlich flüssiges Gold. Es heißt, dass Grellenort dank dieses Goldes solch eine Macht
     hat. Und dass er unsterblich ist.«
    Horn räusperte sich und blickte Reynevan fragend an.
    »Es ist durchaus möglich«, erklärte Reynevan, der sein plötzlich aufgeflammtes Interesse nicht verbarg, »Metall wie auch Edelsteine
     in Flüssigkeit zu verwandeln, also zu verflüssigen. Genauer gesagt, in
collodium,
also ein Kolloid. Von einer so geringen Konsistenz, dass man es trinken kann.«
    »Metall trinken?« Der Ausdruck des Unglaubens wollte nicht von Horns Gesicht weichen. »Oder Edelsteine?«
    »Die ganze Natur«, Reynevan nutzte die Situation, um ein wenig mit seinem Wissen zu glänzen, »ein jedes Ding, ob lebend oder
     tot, eine jede
materia prima
ist von schöpferischer Energie durchdrungen, dem Urgeist, der Urmaterie und der formenden Kraft. Hermes Trismegistos nennt
     sie
totius fortitudinis fortitudo fortis,
die Allmacht, die jedes feine Ding überwindet und jedes massive, feste Ding durchdringt. Daher kommt auch das Grundprinzip
     der Alchemie:
solve et coagula,
löse und verbinde, das eigentlich den Prozess der Auflösung dieser Energie bedeutet, um sie gleich darauf zu koagulieren,
     im Gerinnungszustand als Kolloid zu binden. Man kann mit allem so verfahren, mit jeder Substanz. Mit Metallen und Mineralien
     ebenfalls.«
    »Und mit Gold?«
    »Mit Gold auch.« Bruno Schilling nickte eifrig. »Und wie!«»Das
collodium
von Gold,
aurum potabile
genannt«, erläuterte Reynevan, immer noch aufgeregt, »ist eines der mächtigsten Elixiere. Es stärkt auf schier unfassbare
     Weise die Lebenskräfte, das intellektuelle Vermögen und die Macht des Geistes. Es ist auch ein unfehlbares Heilmittel gegen
     Besessenheit, Demenz und andere Geisteskrankheiten, besonders jene, die von einem Übermaß an
melancholia,
der Absonderung der schwarzen Galle, hervorgerufen werden. Die Gewinnung des Kolloids ist jedoch unglaublich schwierig, das
     bringen nur die begabtesten Alchemisten und Zauberer zustande. Und es gelingt auch nur bei ganz besonderen und seltenen Konjunktionen
. . .
«
    »Genug, das reicht!« Horn winkte ab. »Gib mir hier keinen Schnellkurs in Alchemie. Dieses trinkbare Gold hat nur meine Neugier
     geweckt, und die hast du gestillt. Kehren wir zum Thema zurück. Zum Gift. Und zu Vergiftungen.«
    »Das eine hängt mit dem anderen zusammen.« Der Renegat wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Skirfir stellt für Grellenort
     verschiedene Elixiere her. Flüssiges Gold, flüssiges Silber, flüssigen Amethyst, flüssige Perlen, alles zur Stärkung der magischen
     Potenz, der Steigerung der Zauberkraft und der Widerstandskraft von Körper und Geist. Einige davon haben sie uns auf dem Sensenberg
     eingeflößt, ich weiß daher, wie sie wirken. Aber Skirfir hat auch Gifte gebraut. Es war kein Geheimnis, worum es dabei ging:
     Grellenort wollte die wichtigsten Hussiten eliminieren, sie vergiften, aber so, dass auch nicht der leiseste Zweifel aufkommt.
     Dass es aussieht
. . .
«
    »Dass es aussieht, als wäre der Tod infolge einer Verwundung eingetreten.« Reynevan nutzte Schillings Atempause. »Infolge
     von Wunden, die sie sich im Kampf oder durch Zufall zugezogen haben. Damit man den Tod keinesfalls auf eine Vergiftung zurückführen
     konnte. Ein plötzlicher Tod erweckt stets den Verdacht, es sei Gift im Spiel, und es folgt sofort eine Untersuchung, man geht
     der

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