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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Mühe.
    »Schilling?«
    »Ist klar, Herr Horn.«
     
    »Ich halte diese Verhöre für sinnlos«, wiederholte Reynevan. »Dieser Schilling ist ein ganz gewöhnlicher Schurke, ein Messerstecher
     und Mörder. Ein Assassine. So einen schickt man los, um die Schmutzarbeit zu erledigen; man zeigt ihm sein Opfer und lässt
     ihn dann wie einen Suchhund von der Leine. Und Grellenort hat diesen Kerl nur für solche Dinge eingesetzt. Ich halte es für
     ausgeschlossen, dass er ihn zu seinem Vertrauten gemacht und ihm Geheimnisse verraten hat. Meiner Ansicht nach weiß dieser
     Kerl so gut wie nichts. Aber er wird lügen, wird sich etwas ausdenken, dich mit Geschichtchen versorgen und den Gutinformierten
     spielen. Denn er weiß ganz genau, dass er nur so für dich etwas wert ist. Und er glaubt sich sicher, so wie du ihn behandelst.
     Kommt sich eher wie ein Gast vor, denn als Gefangener.«
    Vom Fenster her waren die Schreie von Eulen und Uhus zu hören, die den Turm umkreisten, in der Gegend schien es eine ganze
     Menge dieser Vögel zu geben. Das hatte auch Vorteile   – Mäuse und Ratten wagten sich nicht in die Nähe. Ein am Abend nicht aufgegessenes und neben dem Bett vergessenesStückchen Brot oder Fladen blieb dann immer noch zum Hühnerfüttern übrig.
    »Du, Reinmar, kennst dich mit Medizin und Magie aus.« Horn warf einem Hund seinen abgenagten Knochen zu. »Weil du sie studierst
     und weil du sie praktiziert hast. Ich kenne mich mit Verhören aus. Ich danke dir für deinen Rat, aber ein jeder von uns sollte
     bei seinem Spezialgebiet bleiben und das tun, was er am besten kann. Gut?«
    »Wie du mit diesem Renegaten zurechtkommen willst, ist mir nicht klar.« Reynevan blickte im Schein der Kerzen auf seinen Wein.
     »Ich hab’ da so eine Vorahnung, aber die ist nicht gerade die beste. Wenn du willst, werde ich dir keine Ratschläge mehr erteilen.
     Wie aber kann ich dir hier von Nutzen sein, wenn du keinen Rat haben möchtest?«
    Horn machte sich daran, einen weiteren Knochen abzunagen. Scharley und Samson taten es ihm gleich. Keiner von beiden, weder
     der Riese noch der Demerit, mischte sich in das Gespräch ein.
    »Schilling spricht von einer Burg Sensenberg, dem Hauptquartier und Versteck der schwarzen Reiter.« Horn hörte einen Moment
     auf zu essen. »Er spricht von Zauberei und von Zaubersprüchen, von Elixieren, von magischen Narkotika und Giften. Ich kenne
     mich da zu wenig aus, und er weiß das. Du irrst dich, wenn du ihn nur für einen beschränkten Verbrecher hältst, er ist ein
     Fuchs und ein guter Beobachter. Er hat gesehen, dass ich dich unter Bewachung losgeschickt habe, also geht er davon aus, dass
     er dich nicht zu fürchten braucht. Aber wenn er jetzt plötzlich sieht, dass du bei den Verhören anwesend bist, bekommt er
     es mit der Angst zu tun. Das ist gut. Soll ihm ruhig die Angst in die Gedärme fahren. Du aber schleuderst ihm deinen Hass
     entgegen. Zeig ruhig, wie feindselig du ihm gegenüber eingestellt bist.«
    »Das muss ich nicht mal spielen.«
    »Übertreibe es aber nicht. Ich habe dir schon einmal gesagt: Fanatismus ist gut für die dumpfen Massen, uns, Höhergestellten,steht er nicht gut. Bruno Schilling hat bei der Ermordung deines Bruders seine Hand im Spiel gehabt. Wenn du an Rache denkst,
     wird er, so paradox das klingt, mithelfen. Durch Informationen, die er uns gibt.«
    »Lügenmärchen, wolltest du wohl sagen.«
    »Er weiß«, Horns Augen blitzten auf, »dass er nur auf meinen Befehl hin noch am Leben ist, dass er es mir verdankt, das Loch
     in Glatz lebend verlassen zu haben. Er weiß, dass nur ich ihn vor Grellenort retten kann und vor den schwarzen Reitern, von
     denen er desertiert ist. Er lebt nur deshalb noch und fühlt sich sicher, weil Grellenort keine Ahnung davon hat, dass er desertiert
     ist, er glaubt, er sei vor Altwilmsdorf gefallen. Er weiß, dass ich ihn einfach davonjagen kann, sobald ich ihn beim Lügen
     erwische; ich jage ihn einfach davon und lasse es alle Welt wissen, dann sind seine Tage gezählt.«
    »Was also soll ich tun? Außer dass ich ihm meine Feindseligkeit zeige?«
    »Wenn er wieder von der Magie auf dem Sensenberg anfängt, dann beweise ihm, dass du ein Spezialist bist, der ihm keine einzige
     Lüge abkauft. Wenn er dann die Fassung verliert und sich in Widersprüche verstrickt, werden wir wissen, woran wir sind.«
    »Wenn er wirklich so ein Fuchs ist, wie du sagst, dann bezweifle ich, dass er sich hereinlegen lässt. Aber ich habe

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