Luzidzone: Projekt Alpha (German Edition)
beschränken würde.
Sie bestiegen gemeinsam ein Zug-Abteil, das für sie beide reserviert war. Nachdem sie ihr Gepäck auf den Sitzen neben sich abgelegt und ihre Jacken an Garderobenhaken aufgehängt hatten, machten sie es sich gegenüber sitzend bequem. Sie trug eine enge, hellblaue Bluse, und ihre Brustwarzen zeichneten sich durch den BH deutlich ab. Sie saßen in einem Nichtraucher-Abteil, dies schien sie jedoch nicht zu interessieren, denn sie zündete sich erneut eine Zigarette an, nachdem sie das Schiebefenster einen Spalt geöffnet hatte. Er selbst rauchte nicht und fühlte sich durch den Qualm ein wenig gestört, ließ sich jedoch nichts anmerken. Sie bemerkte seine Anspannung und begann zu sprechen. Sie erzählte, dass sie in einem Zentrum arbeitete, das sich mit Biotechnologie befasste. Während des Sprechens bewegte sie ihre Hände und benutzte ihre Zigarette ab und zu wie einen Zeigestock, um ihren Worten mit in die Luft gezeichneten Gesten Ausdruck zu verleihen. Sie wollte von ihm wissen, welchen Hintergrund er habe, und er antwortete, dass das Thema Fern-Wahrnehmung für ihn Neuland sei und er aus finanziellen Gründen an diesem Projekt teilnehmen wolle. Sie schien ihn jedoch als gebildet genug einzustufen, um nicht auf wissenschaftlich formulierte Sprache zu verzichten. „Die gesamte Branche ist im Wandel“, sagte sie, während der Rauch ihre Lippen verließ. „Seit ein paar Jahren wird das alte wissenschaftliche Bild des Ursache-Wirkungs-Prinzips in Frage gestellt. Lebendige Systeme scheinen eine Art siebten Sinn zu haben, der das Kausalitätsprinzip außer Kraft setzt.“ Sie benutzte ihre Zigarette wie einen Zeigestab, und ihr Vortrag kam ihm vor, als befinde er sich in einem ihrer Seminare. „Die neuesten Forschungsergebnisse lassen darauf schließen, dass jedes lebendige Wesen in der Lage ist, zukünftige Ergebnisse vorauszusehen und sinnvolle Entscheidungen zu treffen, die das Überleben sichern. Wir haben noch nicht genau verstanden, wie diese Wirkmechanismen funktionieren. Ich hoffe jedoch, bei diesem Projekt mehr darüber erfahren zu können. Findest du dieses Thema nicht auch irre spannend?“. Er war mit seinen Gedanken bei einer Flasche Bier, die sich in dem Koffer neben ihm befand. Während er sagte, dass er nicht an die Schul-Wissenschaft glaube, öffnete er den Reißverschluss an seinem Koffer und zog eine Flasche Bier heraus. Sie fragte ihn, ob sie auch eine bekäme, sie würde sich dafür revanchieren. Er reichte ihr eine Flasche herüber, die sie mit ihrem Feuerzeug öffnete. Nachdem auch seine eigene Flasche auf diese Art geöffnet worden war, stießen sie an. Das Bier schmeckte warm, verfehlte jedoch nicht seine Wirkung. Nach einigen kräftigen Schlucken konnten Sie es sich in ihren Sitzen etwas bequemer machen. Die entspannende Wirkung des Alkohols ließ ihre beiden Körper zudem wärmer werden und sie räkelten sich in ihre Sessel. Sie schien von seinem letzten Satz nicht sehr beeindruckt zu sein und erwiderte: “Mir ist es im Prinzip egal, solange es irgendjemand bezahlt. Die Wissenschaft ist genauso wie die Politik von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst, dass es eigentlich gar nichts zählt, was man selbst denkt. Jeder muss eben sehen, wo er selbst bleibt. Meine Kollegen tun das alle genauso. Wir werden bezahlt dafür, Forschungsergebnisse zu liefern, die vorher schon feststehen. Wen interessiert da noch die Wissenschaft? Das ist keine Wissenschaft mehr, das ist eine rein auf wirtschaftlichen Interessen basierte Handlangerarbeit. Mich juckt es nicht, solange ich davon meine Miete und mein Essen bezahlen kann.“. Die Ehrlichkeit, die sie ihm entgegenbrachte, entsprach dem Geist der Zeit. Fast niemand mehr nahm ein Blatt vor den Mund, wenn man sich unbeobachtet unter vier Augen unterhalten konnte. Der Wahnsinn des Systems war offensichtlich, und wer dies nicht erkannte und zugab, musste sich entweder in kompletter geistiger Umnachtung befinden oder wurde für die Aufrechterhaltung des Systems bezahlt. Es ertönte ein Pfiff. Der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Langsam begann die Umgebung am Fenster vorbeizuziehen. Als der Zug die glasüberdachte Bahnhofshalle verließ, begann die Sonne, das Licht in ihr Abteil zu werfen. Sie begann damit, in ihrem Rucksack zu kramen und zog ein kleines schwarzes Etui mit Reißverschluss daraus hervor, das sie öffnete, um Zigarettenpapier und einen Tabakbeutel zu entnehmen. Geschickt begann sie damit, auf ihrem Schoß einen
Weitere Kostenlose Bücher