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Luzifer

Luzifer

Titel: Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einfach überall — aber sie änderte sich.
    Unter meinen Füßen spürte ich einen Widerstand. Es kam mir vor, als hätte mich ein gewaltiger Magnet angezogen, ich stand. Eingehüllt vom Nichts, vielleicht zwischen den Dimensionen, möglicherweise in der Hölle, die kein Mensch beschreiben kann, weil sie auch niemand begreift.
    Wenn sich die Hölle verständlich machen wollte, mußte sie zu den Mitteln greifen, die auch für Menschen faßbar waren. Das heißt, sie mußte sich verändern, ein Beispiel geben, damit sie den Menschen das Grauen und den Schrecken übermitteln konnte.
    Menschen wollten sehen, um begreifen zu können. Menschen mußten auch sehen. Ich war ein Mensch. Auch mir konnte man das Schicksal und den Schrecken nur auf diese Art und Weise übermitteln. Ich vergaß nicht Janes Erzählungen. Sie hatte diese Reise, die ich rein körperlich erlebte, bereits im Traum durchgemacht. Wenn dieser Traum der reinen Wahrheit entsprach, konnte mein Erlebnis nicht anders enden.
    Deshalb war ich gespannt, spürte nicht einmal Angst vor den kommenden Dingen und schaute nach vorn. War das der Tunnel?
    Ja, das mußte er sein. Es entstand ein gewisses Licht, obwohl ich keine Quellen sah. Jedenfalls schälte sich etwas hervor, das ich als Tunnel ansah.
    Rechts und links gerade Mauern, die in die Unendlichkeit hineinstießen. Ich jedenfalls sah kein Ende, drehte mich um und entdeckte auch keinen Anfang.
    Für mich war dieser Tunnel ein Sinnbild für etwas Höheres, das keinen Anfang und kein Ende besaß, aber trotzdem vorhanden war. So einfach und doch kompliziert, ohne daß es erfaßt oder begriffen werden konnte.
    Es war egal, in welche Richtung ich mich wandte. Mein Gefühl riet mir, nach vorn zu gehen.
    Konnte ich mich überhaupt bewegen?
    Es mußte schon komisch wirken, als ich den rechten Fuß anhob. Für einen Beobachter hätte es so ausgesehen, als versuchte ein Erwachsener die ersten Schritte. So behutsam ging ich weiter. Bei jedem Schritt, den ich tat, wölkte der Nebel auf. Es kam mir vor, als stünden meine Bewegungen und sein Erscheinen in einem unmittelbaren Zusammenhang.
    Der Nebel blieb.
    Er besaß keine große Dichte, nur mehr dünne Schwaden wallten und rollten mir in einer gespenstischen Lautlosigkeit entgegen und bekamen immer mehr Nachschub aus den Wänden.
    Mein Gefühl war schwer zu beschreiben. Natürlich hatte die innere Spannung nicht nachgelassen. Es gab auch etwas, das über meine Haut hinwegfloß und sie kitzelte wie Stromstöße.
    Etwas hielt mich umfangen…
    Ich ging weiter durch den Tunnel. Eine ungewöhnlich reine und klare Luft umfing mich. Kein Vergleich zu der des geheimnisvollen Landes Aibon, aber eine Luft ohne Staub und Dreck, die trotzdem einen gewissen Nachgeschmack besaß.
    War es metallisch, oder spürte ich den Geschmack von Schwefel auf der Zunge?
    Ich wußte es selbst nicht, dachte auch nicht weiter darüber nach und holte zunächst mein Kreuz hervor.
    Geriet das Silberkreuz mit der Magie des Landes Aibon zusammen, so nahm es einen grünen Schimmer an, der den ansonsten matten Glanz überdeckte. Wenn ich genau schaute, so hatte es sich auch in dieser ungewöhnlichen Welt verändert.
    Das Silber war von einem Schatten überdeckt worden. Ein seichter, grauer und auch metallisch erscheinender Schatten, der in jede Fuge, in jedes Zeichen eingedrungen war und das gesamte Kreuz ausfüllte. Für mich stand fest, daß es nicht so reagieren würde, wie ich es gewohnt war. Die Macht des Luzifer, des absolut Bösen, hielt es in seinen Klauen. Wie würde es reagieren, wenn ich die Formel rief? Der Gedanke war plötzlich da. Er machte mir keine angst, im Gegenteil, er faszinierte mich. Ich grübelte nicht länger darüber nach, sondern wollte sehen, ob ich durch das Sprechen der Formel eine Lücke in dieser verdammten Welt reißen konnte.
    Ich stoppte meine behäbig wirkenden Schritte und legte das Kreuz auf meine rechte Handfläche.
    Dann sagte ich die Formel auf. Nicht laut, nicht leise, mit absolut normaler Stimme.
    »Terra pestem teneto — Salus hic maneto!« Nun mußte es klappen. Die Blitze aus Licht, aus weißmagischer Energie und — es passierte nichts. Mein Kreuz hatte zum erstenmal völlig versagt!
    ***
    Nein, ich konnte nicht sagen, daß ich Angstzustände bekommen hätte, so weit ging es nicht. Aber ich fühlte mich dennoch ungemein enttäuscht und auch alleingelassen.
    Klar, ich hatte zahlreiche Helfer besessen, die Erzengel, den Seher, auch Hector de Valois oder König

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