Luzifers Festung
erklärte er.
»Seien Sie froh, dass wir es geschafft haben.«
»Froh, froh… Sie haben Nerven. Das ist ein Stützpunkt des Teufels. Soll man da nicht nervös werden?«
»Sie können sich ja verkriechen«, schlug ich vor.
Er schaute mich aus großen Augen an. »Der Satan findet dich überall.«
Ich blinzelte irritiert. Seine Pupillen kamen mir irgendwie starr vor. Zu starr, für meinen Geschmack. Als ich ihn darauf ansprechen wollte, meldete sich Bill von der Brücke. »Der Nebel treibt auf uns zu.«
Ich vergaß Le John. Trotzdem kroch mir eine Gänsehaut Über den Rücken. Bill sprach vom Nebel. Da hatte ich eigentlich die Nase voll. Ich brauchte nur an Dr. Tods Horror- Nebel zu denken, der hatte mir genügend Ärger bereitet.
Suko und ich liefen bis zum Bug. Beide überlegten wir scharf.
»Rechnest du damit, dass der Nebel echt ist?« fragte der Chinese.
»Ja.«
»Ich auch.«
Wir waren davon überzeugt, dass Dr. Tod seine Finger hier nicht im Spiel hatte. Bill Conolly hielt voll auf den Dunst zu. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig, schließlich wollten wir auf die Insel, und da mussten wir eben durch den Nebel.
Nur an die Klippen durfte ich nicht denken, die wie große Unterwassermesser auf Beute lauerten.
Der Reporter senkte die Geschwindigkeit um die Hälfte. Wie lange, gespenstische Arme schien der Nebel nach uns zu greifen. Seine Ausläufer krochen über das Wasser und näherten sich schlangengleich unserem Boot.
Scharf saugte ich die Luft ein.
Noch war das Schiff nicht völlig vom Nebel eingekreist, aber schon sehr bald tauchten wir in den Dunst. Bill hatte den Kurs auch etwas geändert, denn wir konnten von der Südwestseite her nicht anlegen, da sich dort gewaltige Felsen der Brandung entgegenstemmten. Der Strand befand sich an der direkten Südseite.
Und die steuerte Bill an.
Wir glitten wie durch Watte. Ich spürte das kalte Ziehen im Nacken.
Irgendwo lauerte die Gefahr. Von der Insel sahen wir nichts.
Wahrscheinlich war sie noch einige Meilen entfernt, zumindest drei, so breit sollte der Nebelring sein, das hatte ich von Kevin Le John gehört.
Der Schiffsmotor war kaum zu hören. Man hätte neben dem Boot hergehen können, so langsam fuhr es.
Immer wieder schaute ich über Deck. Le John war seltsam ruhig geworden, auch seine Nervosität schien vorbei zu sein. Dafür schielte er immer wieder über Bord.
Gab es dort etwas Besonderes zu sehen?
Ich gab Suko einen Wink, und gemeinsam schauten wir auf die gluckernde und klatschende Wasseroberfläche.
Da sahen wir sie. Boote! Kleine, wendige Dinger, die sich blitzschnell aus dem Nebel schälten und unser Schiff begleiteten.
Nur begleiteten?
Das konnte und wollte ich nicht glauben. Nein, da musste etwas anderes dahinterstecken. Aber was?
Ich wandte mich um und suchte Le John. Er war plötzlich nicht mehr zu sehen. Nur Nebelfetzen trieben über Bord.
Da stimmte doch was nicht.
»Pass du hier auf«, sagte ich zu Suko. »Ich schaue an der Backbordseite nach.«
Es blieb beim Vorsatz. Denn plötzlich sah ich die ersten Hände, die sich an der Reling festkrallten. Man enterte unser Schiff!
Ich griff noch nicht ein, sondern warnte meinen chinesischen Partner.
»Sie kommen, Suko!«
»Verstanden!«
»Bill!« Meine stimme hallte über das Deck. »Stopp die Maschinen. Wir bekommen Besuch.«
»Aye, aye, John!«
Im nächsten Augenblick erschütterten mehrere Stöße das Schiff, dann verstummten die Motoren.
Erst jetzt lief ich vor. Vier Hände zählte ich inzwischen. Auch die Gesichter tauchten auf. Braune Gesichter mit großen Augen, in denen es seltsam fahl leuchtete und die starr blickten.
Das waren Nagas Helfer.
Ich zog meine Waffe. Das heißt, ich wollte sie ziehen, doch plötzlich verspürte ich einen harten Druck im Rücken, und eine Stimme zischte:
»Lass die Kanone stecken, Sinclair!« Das war Le John.
Ich schluckte meine Überraschung herunter. Langsam wurde ich sauer.
Auf mich vor allen Dingen. Dass ich mich so hatte von diesem Kerl leimen lassen.
»Sind Sie völlig verrückt geworden?« blaffte ich. »Drehen Sie jetzt nur nicht durch!«
»Keine Angst, ich weiß genau, was ich tue. Lassen Sie unsere Freunde ruhig an Bord kommen. Naga wird sich freuen.«
Jetzt wusste ich hundertprozentig, auf welcher Seite dieser verdammte Kerl stand. Er hatte sich Naga angeschlossen, uns hatte er nur getäuscht, und wir waren darauf hereingefallen. Mist, verfluchter!
Suko hatte noch nichts bemerkt, sonst hätte er eingegriffen.
Weitere Kostenlose Bücher