Luzifers Festung
seinem Schicksal doch nicht mehr entrinnen.«
»Wo liegt denn die Insel genau?«
Er grinste schief. »Das habe ich bereits Ihrem Freund gesagt. Er hält den Kurs ziemlich exakt ein.« Abrupt wechselte er das Thema. »Haben Sie eigentlich schon Ihr Testament gemacht?«
»Nein, warum?«
»Weil Sie und Ihre Freunde nicht mehr lebend von der Insel kommen werden.«
»Da haben wir ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden.«
»Ich bewundere Ihren Mut. Aber glauben Sie mir. Mit der Insel ist nicht zu spaßen.«
»Mit ihr oder dem Besitzer?«
»Mit beiden, mein Lieber. Die Insel ist ein Werk des Teufels, und sie steht unter seinem Schutz. Was wissen Sie eigentlich? Sie kommen aus dem fernen England, chartern ein Boot und fahren zu diesem gefährlichen Eiland. Sie denken, das wäre alles okay, wie in der Großstadt. Aber das stimmt nicht. Hier gelten andere Gesetze. Hier existiert noch die ursprüngliche Magie. Sie werden es am eigenen Leib zu spüren bekommen, dann gnade Ihnen Gott.«
Ich nickte. »Was würden Sie an meiner Stelle tun?«
»Umkehren!«
»Ich habe einen Job«, hielt ich ihm entgegen.
»Job - Job! Darauf können Sie scheißen, wenn es um Ihr Leben geht. Weshalb sind Sie überhaupt gekommen?«
»Nur so.«
»Ja, Sie wollen mir nicht die Wahrheit sagen. Ist auch egal. Ich sorge mich nicht um Ihre Leiche. Die wird wahrscheinlich von den Haien zerrissen.«
So etwas Ähnliches hatte ich schon gehört. Damals im Bermuda-Dreieck, als wir gegen den Magier Caligro kämpften. Auch er hatte sich auf eine Insel zurückgezogen. Sollten es hier vielleicht Parallelen geben?
Die Frage war schwer zu beantworten. Ich hoffte nur, dass wir Naga überraschen konnten. Da Le John keinerlei Anstalten machte, die Unterhaltung fortzusetzen, ging ich zu Suko. »Was hast du denn für ein Gefühl?« fragte ich den Chinesen.
»Es geht.«
»Also kein gutes?«
»Nein.«
»Wie sieht es mit den Waffen aus?« erkundigte ich mich.
»Alles vorhanden. Nur dein Schwert haben wir in London gelassen. Es war zu unhandlich.«
Der Meinung war ich auch.
Zwei Stunden vergingen. Eine Zeit, die es uns ermöglichte, die Inselwelt zwischen Java und Borneo zu bewundern. Sie waren sehr zahlreich, und wir sahen auch Fischer in ihren oft primitiven Booten vor den Küsten fischen.
Doch dann wurde es ruhiger. Immer weniger Boote kreuzten unseren Kurs. In der Ferne sahen wir ein Fährschiff. Es schien an der Kimm entlang zugleiten.
Ich war mal auf der Brücke, dann wieder auf Deck, wo ich am Bug des Bootes stand und über das Wasser schaute. Im Moment sah ich keine Insel, nur die unendliche Wasseroberfläche befand sich um uns herum.
Langsam sank die Sonne.
Ein prächtiges Bild bot sich meinen Augen. Der Himmelskörper hatte die Farbe einer Blutorange angenommen, und ihre Strahlen warfen einen gewaltigen roten Teppich über das Meer, vor dem sich die Konturen einer Hochseeyacht wie ein Filigran abhoben. Minutenlang nahm mich diese Szenerie gefangen. Sie war so wunderbar, dass man sie kaum beschreiben kann, und mir rann eine Gänsehaut über den Rücken.
Schon bald war der Zauber verflogen, ich dachte wieder an unsere Aufgabe. Waffenkontrolle! Beretta, Ersatzmunition, mein Kreuz und der silberne Dolch, ich kam mir vor wie ein Waffenlager, aber ich brauchte es. Suko trug ebenfalls eine Beretta und hatte sich zusätzlich noch mit seinem Stab ausgerüstet, der ein Erbe des großen Buddha war.
Bill Conolly war mit der Dämonenpeitsche ausgerüstet und auch mit einer Pistole. So gewappnet hofften wir, den Dämonen und auch diesem Naga ein Bein stellen zu können. Am Horizont war das Schiff verschwunden. Dafür tauchte jedoch ein grauer Streifen auf, mit den Augen kaum zu erkennen. Ich lief hoch zu Bill auf die Brücke und nahm das Glas.
»Du hast es auch schon entdeckt?« fragte mein Freund.
»Da, das ist die Insel.« Ich schaute durch das Glas. Der Streifen nahm härtere Konturen an. Ich konnte sogar sehen, wie die Wellen gegen die Felsen brandeten.
Dann jedoch verwischte das Bild. Es schien, als hätte sich ein Schleier darüber gelegt. Ich sprach Bill darauf an.
»Du weißt doch, dass diese Insel immer von einer Nebelwolke umgeben ist«, meinte er. Richtig, das musste es sein. Ich ließ Bill allein und traf Kevin Le John an Deck. Er war aufgeregt. Sein Gesicht hatte eine dunkle Tönung angenommen, nervös huschte seine Zunge über die Lippen.
»Was ist los?«, fragte ich.
Er hob die Schultern. »Ich habe die Insel bereits gesehen«,
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