Luzifers Festung
und trug mich weiter fort. Hier war die Dünung zu stark. Ich konnte auch nicht dagegen anschwimmen, Wasser überspülte mich, aber ich wusste doch, was geschehen war, obgleich ich es nicht gesehen, sondern nur gehört hatte.
Das Schiff war aufgelaufen. Die zahlreichen Riffe vor der Insel waren dem Kahn letzten Endes doch noch zum Verhängnis geworden.
Ich dachte an meine Freunde, die sich auf dem Schiff befanden. Hatten sie das Unglück überstanden? Und wie hatten sie sich überhaupt wehren können. Schließlich mussten sie gegen eine Überzahl von Gegnern ankommen.
Der verfluchte Nebel machte es mir unmöglich, etwas zu erkennen. Ich hörte wohl abgehackte Stimmen, die über das Wasser klangen, aber sehr schnell wieder verwehten. Mir war klar, dass ich im Augenblick nichts für Suko und Bill tun konnte. Ich musste erst mein eigenes Leben retten. Vielleicht konnte ich ihnen hinterher besser behilflich sein. Falls sie dann noch lebten. Dieser Gedanke bereitete mir die größten Sorgen.
Die lange Dünung hatte mich an eine Stelle getragen, wo das Wasser ruhiger war. Ich schwamm auf der Stelle und dachte darüber nach, wie es weitergehen sollte. Im Wasser konnte ich nicht bleiben, auf das Schiff nicht mehr zurück, weil es sinken würde, also blieb mir nur noch eine Möglichkeit.
Ich musste zur Insel schwimmen.
Und dann hatte ich Glück. Etwas tauchte plötzlich aus dem Nebel auf.
Wie ein Schatten huschte es auf mich zu.
Ein leeres Boot.
Zwei Kraulschläge, und ich hatte das Boot erreicht. Meine Finger umklammerten die Bordwand, so dass ich mich in den schmalen Kahn schwingen konnte. Er schwankte bedrohlich, denn es fehlten die beiden Ausleger, die hier so typisch für die Südseeboote waren und die Dinger im Gleichgewicht hielten.
Dafür fand ich ein Paddel.
Ich schleuderte mir das nasse Haar aus der Stirn, griff nach dem Ruder und stach es steuerbord in die Fluten. Es war gar nicht so einfach, das schmale und auch schwankende Boot voran zu bewegen, die Wellen wuchteten es immer hoch. Der Kahn wurde schnell, zischte dann direkt in ein Wellental und kletterte am nächsten Wellenberg wieder hoch. Mir wurde ganz schön komisch im Magen, aber ich hielt mich tapfer. Mit dem Meer hatte ich ja im Laufe der Zeit so meine Erfahrungen gesammelt.
Wie oft hatte ich schon in dem großen Bach gelegen.
Ich paddelte wie ein Irrer. Mal backbord, mal steuerbord, und im Laufe der Zeit bekam ich so etwas wie Routine. Zudem nutzte ich die Strömung aus.
Plötzlich spürte ich einen heftigen Ruck an der Backbordseite. Ich drehte den Kopf und sah zwei Hände, die sich um die Bordwand geklammert hatten.
Aber ich sah noch mehr. Ein verzerrtes Gesicht mit verdrehten Augen.
Einen breiten Mund, und mit den Zähnen hielt der Kerl den Griff eines Messers fest. Was er wollte, lag auf der Hand.
Aber nicht mit mir.
Zweimal schlug ich mit dem Paddel zu. Der Mann verschwand. Ich hatte nicht so fest zugeschlagen, denn ich wollte nicht, dass er bewusstlos wurde und ertrank. Schließlich hatte ich Menschen vor mir, keine Dämonen. Dieser Naga arbeitete mit Hypnose, irregeleitete Geschöpfe standen in seinen Diensten, daran musste ich immer denken. Die nächste Überraschung war makaber. Ein lebloser Körper trieb an mir vorbei. Kevin Le John!
Die Wellen spülten ihn immer wieder hoch. Deutlich sah ich die Wunde, wo ihn das Messer getroffen hatte.
Er glitt vorbei. Ihm konnte niemand mehr helfen.
Ich aber paddelte weiter. Meine Arme arbeiteten schon bald wie ein Automat. Immer wieder stach ich das Ruder in die Fluten, und hatte Glück, dass ich einen scharfkantigen Felsbuckel umrudern konnte, der etwa ein Yard aus dem Wasser ragte.
Die Nähe der Insel barg doch verdammt viele Gefahren, und ich musste ungeheuer aufpassen, damit das Boot nicht durch tückische Fallen zerrissen wurde.
Die nächste Überraschung war positiv.
Auf einmal verschwand der Nebel. So plötzlich, als wäre er nie zuvor da gewesen. Die grauen Schlieren waren nicht mehr zu sehen, sie hatten sich zurückgezogen, aufgelöst, und nur noch die Dunkelheit lag über dem Wasser.
Ich atmete auf.
Und schon sah ich die Insel. Sie ragte vor mir auf. Ein gewaltiges Gebilde. Im Osten wuchsen die Felsen bis dicht an die Küste, dort brach sich auch die Brandung.
Vor mir sah ich einen helleren Streifen. Da lief das Wasser am Strand der Insel aus. Und dort konnte ich gut an Land gehen und brauchte keine Angst zu haben, von der Brandung zerschmettert zu werden.
Ich ruderte
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