Luzifers Festung
glitt daran vorbei und hakte sich am anderen Ende der Schlucht fest.
Als Ende im eigentlichen Sinne konnte man das kaum bezeichnen, denn dieses schmale Tal wurde von der breiten Scheibe eines Hauses begrenzt.
Es war unwahrscheinlich, aber Naga hatte sein Haus so aufgebaut, dass dessen Rückseite die Grenze der Schlucht bildete. Und ich musste dort hinunter, denn wollte ich Naga stellen und das Geheimnis um die Schlucht erfahren, konnte ich nicht hier oben warten. Der Zeitpunkt erschien mir günstig, denn noch war von seinen Helfern und auch von ihm selbst nichts zu sehen.
Vielleicht konnte ich auch in seinem Haus warten. Dann war die Überraschung um so größer. Der Kerl sollte sich wundern.
Ich begab mich auf die Suche nach einem Abstieg. Irgendwo musste es doch eine Stelle geben, wo ich einigermaßen sicher nach unten kam.
Tatsächlich. Rechts von mir sah ich einen schmalen Pfad, der wie mit dem Messer geschnitzt in den Fels schnitt.
Das war die Stelle. Mein gefährlicher Abstieg begann…
***
Scraal zitterte, tobte und flehte.
Er hatte schon zu lange in der verdammten Festung verbracht, hatte sich den Hohn und den Spott der anderen Dämonen gefallen lassen müssen, aber all das hatte ihn nicht von seinem Plan abgebracht, aus diesem Gefängnis zu entkommen.
Seine Gedanken waren von Naga empfangen worden, und der hatte sich sofort an die Arbeit gemacht. Sehr geholfen hatte ihm dabei die Magie der Zahlen. Wenn er die einzelnen Felder verschob, damit gewisse Konstellationen entstanden, konnte er auch einen Blick in die andere Dimension werfen.
Und er hatte die Festung im Nirgendwo gesehen. Er wusste jetzt, wie sie gebaut werden musste. Wenn sie fertig war, würden Asmodina und der Dämonenrichter die Leistung anerkennen?
Scraal hoffte es. Seine sechs Augen begannen zu glühen, wenn er daran dachte.
Er wurde immer unruhiger, je mehr Zeit verflog. Dann gab es Schwierigkeiten. Ein Mann hatte sich auf die Spur des Japaners geheftet, der im Reiche der Schwarzblütler einen großen Namen besaß.
John Sinclair!
Auch Scraal wusste, was mit ihm los war, dass er sogar Destero getötet hatte und jetzt dessen Schwert besaß. Asmodina und alle anderen hassten ihn, aber es war ihnen nicht gelungen, ihn auszuschalten.
Scraal würde es versuchen, das hatte er den Dienern des Spuks auch gesagt, als sie nach ihm schauten. Ob die Worte Erfolg zeigten, musste sich erst noch herausstellen.
So blieb dem dreiköpfigen Pestdämon nichts anderes übrig, als weiterhin zu warten. Er wurde unruhiger, immer nervöser, suhlte sich auf dem Boden herum und ließ Hohn und Spott der anderen Mitgefangenen über sich ergehen.
Bis sie ihn eines Tages herausholten.
Zuerst wollte er es gar nicht glauben, denn vier Gestalten erschienen bei ihm. Er durfte die Zelle verlassen.
Abermals musste er den langen Gang in der Festung durchqueren.
Diesmal in der anderen Richtung. Und er war gespannt. Hatte der Spuk angebissen? Würde man ihn endlich freilassen?
Er wurde dorthin geführt, wo man ihn auch abgeurteilt hatte. Dort wartete der Spuk. Er war noch dunkler als die herrschende Finsternis. Seine Kutte wallte auf und nieder, obwohl sich hier kein Lufthauch regte, und dann hörte Scraal seine Stimme.
»Ich habe vernommen, was du meinen Dienern gesagt hast. Du warst in deiner Zelle nicht untätig und hast einem Menschen auf der Erde den Befehl gegeben, die Festung aus Gebeinen nachzubauen. Er hat es fast geschafft, wir beobachteten ihn. Doch ein Mann setzte sich auf seine Spur. John Sinclair. Er ist unser Erzfeind, und wir haben es noch nicht geschafft, ihn zu töten. Deshalb unternehmen wir einen neuen, völlig außergewöhnlichen Versuch. Wir lassen dich frei und schicken dich zu deinem Diener Naga. Durch seine Zahlenmagie ist es ihm gelungen, den Blick in das Pandämonium zu werfen. Hilf ihm dabei, John Sinclair zu vernichten, und du kannst auf unsere Unterstützung zählen.«
Scraal vernahm die Worte. Er konnte sie kaum glauben. Ein Traum war Wirklichkeit geworden. Nichts hielt ihn mehr.
»Hast du alles verstanden?« fragte der Spuk. Scraal bejahte.
»Dann bist du frei. Geh, denn die Kombination der Zahlen steht im Augenblick sehr günstig.« Und Scraal verschwand…
***
Messner, der berühmte Bergsteiger, hätte an mir bestimmt keine Freude gehabt. Ich hing manchmal in der steilen Felswand wie ein schwangeres Nashorn.
Es war verflixt schwer, den Weg nach unten zu schaffen. Was heißt außerdem Weg? Es gab gar keinen.
Den Pfad,
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