Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)
einem teuren Diamanten. Den hatte er mir geschenkt. Damals, als mit uns noch alles in Ordnung und der siebte Himmel offen war.
„ Du bleibst, wo du bist“, sagte ich energisch.
Im Bad vor dem großen Spiegel betrachtete ich wohlgefällig mein Spiegelbild. Etwas Mascara und Lippenstift fehlten noch. So. Kein Rouge. Tadellos. Vollkommen.
Ich ließ mir Zeit, mich von allen Seiten selbstverliebt zu betrachten, während der Vollmond, der sich nicht mehr hinter den Wolken versteckte, das Badezimmer in seinen geheimnisvollen Glanz tauchte.
Plötzlich stand Kastor hinter mir. Mit Schrecken sah ich, wie er seine Hände, die ungewöhnlich groß und behaart waren, und in denen er eine Unmenge dicht beschriebener Blätter hielt, auf meine Schultern legte. Im gleichen Moment vernahm ich eine seltsame Musik. Die Musik erinnerte an Ozeanklänge.
Wellenrauschen. Wellenrauschen. Möwengeschrei.
Moldaureigen. Wellenrauschen.
Die dicht beschriebenen Blätter auf meinen Schultern bewegten sich wie Flügel, wippten lustig auf und nieder, breiteten sich aus, falteten sich zusammen.
„Ich habe erst so zwanzig Seiten gelesen.“ Kastors Hände umklammerten meinen Hals. „Da kann man a, nicht viel sagen, und b, finde ich es ein bisschen zu softig. Hausfrauensex. Sozusagen. Da stehe ich nicht so drauf.“ Er lachte frech. „Das kannstdu doch besser.“
„ Ist ja auch kein Porno“, versuchte ich aufzutrumpfen und dachte unsicher: ‘Wenn Kastor nun zudrückt? Mich erwürgt?’
Unsere Augen begegneten sich spöttisch im Spiegel.
‘Nur keine Angst zeigen.’
„ Ich schreibe doch nicht für Beate Uhse“, scherzte ich boshaft.
„ Warum eigentlich nicht?“ Kastors Griff wurde fester. „Ansätze sind durchaus vorhanden.“
„ Es ist eine tragische Liebesgeschichte“, piepste ich und versuchte, dem Würgegriff zu entkommen, “mit einigen stark ausgemalten Sexszenen.“
„ Vielleicht etwas für Frauen.“
„ Enochs und meine Geschichte.“
„ Lauter fliegende Blätter. Hui!“ Kastor lachte höhnisch, lockerte jedoch seinen Griff. „Mist. Vergeudete Zeit. Schreib lieber was Vernünftiges. Nicht immer solche Schauergeschichten. Wer braucht die denn?“
Missmutig nahm Kastor endlich seine Hände von meinem Hals. Ich atmete erleichtert durch und auf. Dieser Mistkerl. Wollte mich nur erschrecken.
Der Mistkerl schlenderte gelassen zum Fenster, warf die Blätter hinaus.
*
Inzwischen hatte sich das Bad in ein anheimelndes Zimmer verwandelt. Der nicht sehr große Raum war plötzlich rund. Die Wände verkleidet mit rotem Samt. Die Musik verstummt. Statt ihrer erfüllte jetzt ein süßlicher Geruch, wahrscheinlich Weihrauch, das runde Zimmer.
Fasziniert betrachtete ich das einzige Möbelstück. Ein antikes Tischchen von seltener Schönheit, notdürftig bedeckt mit einem bunten Seidentuch. Darauf Döschen und Fläschchen mit Duftölen, Seifen, Kerzen, Wässerchen. Dazwischen glänzten und glitzerten exotische Steine, Ketten, Armbänder, Kreuze, und eine Unmenge anderer geheimnisvoller Dinge in magischer Schönheit.
Kastor verteilte überall kleine Kerzen und zündete sie an. Dann streute er Rosenblätter auf den Fußboden, der ebenso wie die gewölbte Decke aus Glas bestand.
„Würdest du mich bitte fotografieren?“, fragte er fast schüchtern. Er war nur mit einer Damenstrumpfhose bekleidet und hielt mir auffordernd eine Digitalkamera entgegen. „Das macht mich geil“, sagte er, errötend wie ein Schuljunge, „danach könnten wir das Erwünschte tun.“
Neugierig betrachtete ich seine makellose, glatte, weiße Haut über etwas zu viel Fleisch.
„Zum Fasching könntest du als Streichholz gehen“, scherzte ich.
„ Du könntest ja meinen weißen Körper rot anmalen,
wenn dir mein roter Kopf nicht gefällt. “
„ Oder deinen roten Kopf weiß. Hahahha.“
Ich zückte die Kamera, knipste wild drauf los, während Kastor von einer obszönen Pose in die nächste wechselte. Natürlich versäumte auch ich nicht, meine doch sehr offensichtlichen weiblichen Reize immer unverhüllter zur Schau zu stellen, sodass sich die Stimmung immer mehr aufheizte.
„Stell dich da hin“, befahl Kastor. Mit seiner rechten Hand wies er auf eine Stelle an der roten Samtwand. „Zwei Schritt davor.“
Gehorsam stellte ich mich vor die rote Samtwand.
Kastors Augen glitten bewundernd über meinen Körper. Vom Kopf zu den Füßen. Von den Füßen zum Kopf.
Bei diesen Blicken verspürte ich ein seltsam kribbeliges
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