Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)
aufgesprungen, schrieen unverständliche Worte, ein wüstes Durcheinander entstand.
Doch die Hauptsache fehlte noch. Der Höhepunkt. Die Szene mit dem Schwarzen, der auf der Bühne alles in die Luft sprengen sollte.
Da! Da war sie!
Entrüstet verließen zwei Drittel der Jugendlichen und einige Erwachsene laut schimpfend den dunklen Theatersaal.
Unter den Schauspielern herrschte große Aufregung, doch sie hielten durch.
Am Ende applaudierte dankbar ein standfestes Häuflein, zu dem auch ich gehörte.
Aber das Wichtigste war, ich wusste nun: Ich bin eine Hexe. Ich habe magische Kräfte. Ich kann die ganze Welt in den Sack stecken. Besonders die Männer.
Alle Schwermut war von mir abgefallen, wie eine lästige Hülle.
Sandra. Du Hexe. Du wunderschöne Hexe Sandra.
Überglücklich drehte ich den schwarzen Ring mit dem grünen Stein und der goldenen Schlange, die sich verführerisch um einen grünenden Zweig rankte und auf dessen Spitze ein winziges, schwarzes Kreuz steckte, an meinem kleinen, linken Finger.
Schatten der Rebellion
A ls Klara aus der Bahn steigt, wird ihr gar wunderlich
zumute; sie schaut auf in den Himmel, der unwirklich
tief über ihr hängt.
Nur manchmal lichtet sich eine Wolke und der Mond
zeigt für einen Moment sein verkratertes Gesicht.
„ So ein dunkler Himmel“, murmelt Klara, „So ein
dunkler Himmel, nicht ein Stern zu sehen. “
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend
schlendert Klara zu dem grauen Gebäude, betritt
die geräumige Eingangshalle, wartet vor dem
Fahrstuhl auf den Lockeren Frank, wie er überall
genannt wird.
Lockerer Frank. Klara muss lachen. Da ist was dran.
Mit ihr geht er ja auch ziemlich locker um. Jedenfalls
im Fahrstuhl. Bei diesem Gedanken spürt sie schon wieder die Nässe zwischen ihren Schenkeln.
Pünktlich auf die Minute kommt er, nein, erscheint
er, der Lockere Frank, und verbreitet seinen ganz
eigenen Glanz in der tristen Eingangshalle.
„ Grüß dich, Klara.“ Freundlich zwinkert er Klara zu.
„ Bist du bereit?“
Klara nickt, der Fahrstuhl hält, sie steigen ein. Der Lockere Frank zündet gelassen seine schon gestopfte mexikanische Pfeife an, raucht genüsslich. Der süßlichherbe Duft hüllt Klara und ihn und den engen Raum in eine wundersame Rauchtraumwolke.
Im dritten Stock drückt der Lockere Frank auf Stopp.
Klara knöpft die Perlmuttknöpfe ihrer weißen Bluse auf.
Franks Blicke liebkosen zärtlich ihre kleinen, festen Brüste, die stark erigierten Nippel, nickt leicht. Das ist eine Aufforderung.
Sofort spreizt Klara ihre Beine, drückt ihren Rücken an die Fahrstuhlwand.
Der Lockere Frank zieht den Reißverschluss seiner
Sommerlederhose - er hat noch eine Winterlederhose
- mit einen Ratsch auf, sein Penis springt angriffslustig
hervor.
*
Nach einigen Minuten steigen Klara und der Lockere
Frank im fünften Stock aus. Klara noch etwas zitternd. Der Lockere Frank mag es hart. Sehr hart. Er stöhnt noch etwas nach, sagt: “Geil, Klara. Du bist die Schärfste. Auf morgen.”
“Auf morgen.”
Klara zittert noch immer. Die Flammen, die der Lockere Frank geschlagen hat, werden noch lange auf ihren Wangen brennen. Und nicht nur auf ihren Wangen. Sie verbrennen sie von innen. Von innen. Und lassen sie allmählich zu Asche werden.
Klara hängt ihren Mantel an die Garderobe, streicht den
Ledermini glatt, erst vorn, dann hinten, geht dann
langsam zu dem langen Tisch im Aufenthaltsraum, legt ihr Textbuch darauf.
Rice sitzt an der Stirnseite des Tisches auf Klaras
Stammplatz, versunken in sein Manuskript mit den
ungleichmäßig abgeknickten Eselsohren, den Kopf
versteckt zwischen seinen aufgestützten Armen.
„ Hi!“ Klara setzt sich ihm gegenüber. „Auch schon
da? “
Der Lockere Frank holt Kaffee, den der Regieassistent
schon zubereitet hat. Einen für Klara, einen für sich. Einen Augenblick starrt er verträumt vor sich hin, dann zu Klara, bevor er trinkt, dann wieder genießerisch an dem goldbraun schimmernden Holz zieht. Mit einem lüsternen Blick zu Klara.
Klara beobachtet gedankenverloren die grauen Wölkchen, die wie kleine Engelchen aufschweben zur niedrigen Decke. Schon bald ist ihr, als schwebe auch sie mit den Engelchenwölkchen davon, irgendwie durch Zeit und Raum. Alles um sie her wird unwirklich.
Erstaunt schaut sie zu Rice, der ihr sehr unkonzentriert
vorkommt.
‘ Ich weiß‘, denkt sie ‘dass du von dem Techtelmechtel im Fahrstuhl
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