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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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sie lehnte sich gegen das Empfangspult.
    Dann sah sie Joe Corrigan.
    Die Schaufensterscheibe war nach innen gestürzt, und Corrigan hatte dicht daneben gesessen. Er war von Kopf bis Fuß mit Glassplittern bedeckt. Eileen kämpfte sich zu ihm durch und verletzte sich das Knie an einem Glassplitter. Ein spitzes Glasstück von der Größe eines Dolches hatte Corrigans Wange durchbohrt und war tief in den Hals eingedrungen. Unter der Wunde war Blut, aber sie blutete nicht mehr. Augen und Mund waren weit aufgerissen.
    Eileen zog den Glassplitter heraus. Sie legte die Hand auf die Wunde, überrascht, daß sie nicht mehr blutete. Was fängt man eigentlich mit einer Halswunde an? Draußen war Polizei, und einer von denen würde Bescheid wissen. Sie holte tief Luft und wollte rufen. Doch dann horchte sie.
    Rufe und Schreie drangen an ihr Ohr. Der Lärm, der von draußen hereindrang, war chaotisch. Da waren eine Menge Leute und ein Rumpeln, und es hörte sich an, als würden bereits Häuser zusammenstürzen. Und da war ein Hupen, ein Hupkonzert, das anschwoll und dann langsam verebbte. Keiner würde hören, wenn Eileen um Hilfe schrie.
    Sie blickte auf Corrigan. Sie konnte keinen Puls fühlen. Eileen versuchte es auf der anderen Seite des Nackens, aber auch dort war kein Puls zu spüren. Sie klaubte einen Stoffetzen auf und hielt ihn über seine Nase, aber nichts rührte sich. Das ist doch verrückt, dachte sie. Diese Wunde konnte ihn doch nicht umgebracht haben, zumindest nicht so früh! Trotzdem war er tot.
    Herzversagen?
    Eileen richtete sich langsam auf. Über ihre Wangen rannen Tränen, sie schmeckten nach Salz und Staub. Sie strich sich automatisch über Haar und Rock, bevor sie hinausging, und ein Lachen stieg in ihr auf, aber sie schluckte es runter. Sie wußte, daß sie, einmal begonnen, nicht mehr aufhören konnte.
    Stimmen und Geräusche drangen an ihr Ohr, häßliche Geräusche, aber sie mußte hinaus. Draußen war Polizei aufgefahren, und einer der Polizisten war Eric Larsen. Sie wollte ihm etwas zurufen, doch dann sah sie die Bescherung und stand stumm unter der verwüsteten Eingangstür.
     
    Der Streifenfahrer Eric Larsen stammte aus Kansas. Erdbeben waren für ihn etwas Schreckliches, ein Ereignis, das ihn vollkommen durcheinander brachte. Er hatte den unwiderstehlichen Drang, im Kreis herumzulaufen, mit den Armen zu flattern und wie ein Vogel zu kreischen. Er konnte sich einfach nicht hochrappeln. Larsen versuchte es zwar, aber er wurde jedes Mal zu Boden geschleudert und hatte sich vorgenommen, vorerst zu bleiben, wo er war. Er barg das Gesicht zwischen den Armen und schloß die Augen. Er versuchte, an sein TV-Drehbuch zu denken, das er schreiben wollte, sobald dies alles vorüber war, aber er war unfähig, sich zu konzentrieren. Da war dieses Geräusch. Die Erde grollte wie ein zorniger Bulle. Das ist ein poetischer Vergleich, wo habe ich das nur gelesen? Aber es war weitaus mehr, Autos krachten aufeinander, Gebäude wankten, Beton knirschte, Glas splitterte, und überall schreiende Menschen; die einen schrien aus Angst, die anderen vor Wut und andere wieder scheinbar grundlos.
    Schließlich beruhigte sich die Erde wieder. Eric Larsen öffnete die Augen. Seine Welt hatte sich verändert. Häuser waren zusammengestürzt oder umgekippt, die Straße sah aus wie Wellblech. Der Parkplatz war ein einziges Trümmerfeld aus Asphalt, seltsam gewölbt und verrenkt. Der Supermarkt jenseits der Straße war in sich zusammengestürzt, die Wände waren eingefallen und das Dach hing seltsam schief. Menschen versuchten, sich aus den Trümmern zu befreien. Eric wartete immer noch, wartete darauf, was die Einheimischen tun würden. Tornados in Kansas, Erdbeben in Kalifornien: Die Einheimischen würden schon wissen, was zu tun war.
    Doch dies schien nicht der Fall zu sein. Da standen sie, die Überlebenden, blinzelten in den hellen wolkenlosen Sommertag oder lagen in Blutlachen am Boden, andere wieder schrien und rannten sinnlos im Kreis herum.
    Eric hielt nach seinem Kollegen Ausschau. Blaue Uniformhosen und schwarze Schuhe schauten unter einer Ladung hervor, die von einem LKW gekippt war. Dort, wo der Kopf hätte sein müssen, lag eine Kiste mit der Aufschrift SILENT FLUSH. Die Kiste stand ziemlich fest am Boden. Eric erschauerte und rappelte sich hoch. Er brachte es einfach nicht fertig, sich der Kiste zu nähern, nicht im Augenblick. Er wankte auf den Supermarkt zu und fragte sich, wann wohl die Krankenwagen kommen

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