Luzifers Hammer
würden, und hielt Ausschau nach einem Vorgesetzten, der ihm sagen konnte, was jetzt zu tun sei. Drei stämmige Männer in Wollhemden standen um einen Kombi herum. Der eine umkreiste den Wagen und suchte nach Schäden. Der Kombi war schwer beladen. Eine Tür aus Schmiedeeisen war hinten rausgefallen. Der Mann fluchte vernehmlich. Einer kramte im Fond des Wagens, holte ein paar Flinten heraus und gab sie seinen Freunden. »Wir wollen wegen dieser Scheißkerle nicht einfach stiften gehen.« Der Mann sprach leise und merkwürdig ruhig.
Die anderen nickten und begannen ihre Waffen zu laden. Sie blickten nicht auf Eric Larsen zurück. Nachdem die Waffen geladen waren, brachten die drei sie in Anschlag und zielten auf ein Dutzend der Wächter . Die Prediger im weißen Gewand schrien auf und zerrten an ihren Ketten. Dann krachten Schüsse.
Eric legte die Hand auf seine Pistole und zog schnell. Teufel!
Er wankte mit zitternden Knien auf die Männer zu, die gerade nachluden. »Laßt das!« rief Eric.
Die Männer machten plötzlich kehrt, als sie die Stimme vernahmen, und starrten auf die blaue Uniform. Sie runzelten die Stirn, die Augen weit aufgerissen, und ihr Blick wurde unsicher.
Eric starrte sie an. Er hatte die Aufschrift HELFT DER POLIZEI am Caravan entdeckt.
Der ältere unter den drei Männern schnarrte: »Es ist vorbei! Dies war der Untergang der Zivilisation, wie du gesehen hast. Begreifst du denn nicht?«
Und plötzlich hatte Eric begriffen. Es würde keine Ambulanz mehr kommen, um die Verletzten ins Krankenhaus zu bringen.
Eric schaute auf Alameda zurück, in die Richtung von St. Joseph . Er sah Straßen, die Wellen schlugen und Häuser, die zusammengestürzt waren. Konnte man St. Joseph’s von hier aus sehen? Eric wußte es nicht.
Der Sprecher der drei randalierte weiter. »Diese frommen Sauköpfe haben uns davon abgehalten, in die Berge zu fahren! Wozu sind die denn gut?« Er blickte auf seine leergeschossene Waffe hinab. Sie lag offen in seiner Hand. In der anderen Hand hielt er zwei Patronen, als wollte er seine Waffe laden, doch schien er zu zögern. »Ich weiß nicht«, sagte Eric. »Willst du der erste sein, der auf Polizisten schießt?« Sein Blick wanderte zu dem Schild am Wagen. Der stämmige Mann folgte seinem Blick, dann schaute er zu Boden. »Bist du einer von denen?« wiederholte Eric. »N-nein.«
»Also gut. Jetzt gib mir deine Waffe.«
»Ich brauche sie …«
»Ich auch«, sagte Eric. »Deine Freunde haben noch welche.«
»Bin ich verhaftet?«
»Wo sollte ich dich hinbringen? Ich brauche dein Gewehr, das ist alles.«
Der Mann nickte. »Okay.«
»Auch die Patronen«, sagte Eric. Seine Stimme klang ungeduldig.
»Schon gut.«
»Und jetzt schau, daß du weiterkommst«, sagte Eric. Er hielt die Waffe in der Hand, ohne sie zu laden. Die Wächter , die paar, die überlebt hatten, sahen in wortlosem Grauen zu. »Danke«, sagte Eric. Er wandte sich ab, ohne sich darum zu kümmern, wo der stämmige Mann hinging.
Ich habe nur Mord Nummer eins beobachtet und nichts weiter getan, sagte er zu sich. Er ließ den Verkehr Verkehr sein und wandte sich brüsk ab. Ihm war, als hätte sich sein Geist vom Körper losgelöst, und sein Körper wußte, wo er hinmußte.
Der Himmel im Südwesten sah seltsam aus. Wolken zogen hoch oben dahin, formierten sich und verschwanden wie in einem zu schnell abgespulten Film. Eric Larsen war dies vertraut, vertraut wie die Luft, die er in seiner Stirnhöhle spürte. Jeder, der aus Topeka stammte, kannte das Tornadowetter. Wenn die Luft so ist wie jetzt, und der Himmel so ausschaut, sollte man sich in den nächsten Keller verkriechen, und ein Radio und eine Kanne Wasser mitnehmen.
Bis zum Stadtgefängnis von Burbank ist es eine gute Meile, dachte Eric. Er prüfte den Himmel kritisch. Ich könnte es schaffen.
Er begann auf das Gefängnis zuzueilen. Eric Larsen war immer noch ein zivilisierter Mensch.
Eileen hatte das Ereignis ängstlich verfolgt. Sie konnte zwar nicht hören, was gesprochen wurde, doch das, was geschah, war deutlich genug.
Zwei der Wächter waren tot, fünf weitere tödlich getroffen, und die übrigen versuchten, sich von ihren Ketten zu befreien.
Einer der Wächter hatte ein Werkzeug. Eileen erkannte es wieder. Joe Corrigan hatte es vor einigen Minuten – oder vor einer Ewigkeit – den Polizisten gegeben.
Die Szene draußen war unbeschreiblich. Die Leute lagen auf einem Haufen oder schleppten sich von den Geschäften weg, die in
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