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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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waren diese Leute, die ohne Warnung auf Menschen feuerten?
    Der Hang wurde steiler, aber der Boden war härter, nun eher felsig als schlammig. Die Tasche wog zentnerschwer. Vielleicht war Wasser drin. Warum sollte er sie weiterschleppen?
    Weil die Post drin ist, du Idiot, sagte Harry zu sich.
     
    Die Chicken Ranch gehörte einem älteren Ehepaar, den Sinanians, Geschäftsleuten im Ruhestand aus Los Angeles. Sie war voll automatisiert. Die Hühner standen in winzigen Verschlägen, die gerade Platz für ein Huhn boten. Die Eier rollten aus den Käfigen auf ein Fließband, das Futter kam über ein anderes Band. Das Wasser wurde laufend zugeführt. Das war keine Ranch, sondern eine Fabrik.
    Vielleicht war es für die Hühner der Himmel. Alle Probleme waren gelöst, alles Abstrampeln war zu Ende. Hühner waren nicht besonders klug, sie bekamen alles, was sie nur fressen wollten, waren vor Koyoten geschützt, hatten saubere Ställe – ein weiteres automatisches System …
    Aber es war ein verdammt stumpfsinniges Leben.
    Die Chicken Ranch lag hinter dem nächsten Hügel. Bevor Harry dort ankam, sah er bereits die Hühner. Sie irrten durch den Regen im nassen Unkraut herum, verstört, und sie pickten am Boden und an den Büschen und an Harrys Stiefeln und an Harry selbst, und sie gackerten ihn an, als würden sie von ihm Hilfe erwarten. Harry blieb stehen. Hier mußte etwas schiefgegangen sein.
    Die Sinanians hätten ihre Hühner nie frei herumlaufen lassen.
    Hier also auch? Sollten diese Bastarde auch hierher gekommen sein? Harry stand zitternd am Abhang, und die Hühner liefen um ihn herum.
    Er mußte wissen, was passiert war. Es war ein Teil seiner Arbeit. Reporter, Postbote, Ausrufer, Melder; wenn er das nicht alles war, dann war er überhaupt nichts. Er stand inmitten der Hühner, kämpfte mit sich, schließlich aber ging er hinunter.
    Das ganze Hühnerfutter lag auf dem Boden der Scheune verstreut, es war kaum etwas übrig. Alle Käfige waren offen. Das war kein Zufall. Harry watete zwischen fiependen Hühnern durchs Gebäude. Nichts. Er ging hinaus und schritt den Weg zum Haus hinunter.
    Die Tür des Farmhauses stand offen. Er rief, aber er bekam keine Antwort.
    Schließlich trat er ein. Es war dämmrig, die Jalousien und die Vorhänge waren zu, und es brannte kein Licht. Sein Weg führte ins Wohnzimmer.
    Und da waren die Sinanians. Sie saßen in ihren großen Sesseln, die Augen weit offen, und sie rührten sich nicht.
    Amos Sinanian hatte ein Loch in der Schläfe, seine Augen waren aus den Höhlen getreten. In der Hand hielt er eine kleine Pistole.
    Mrs. Sinanian schien unverletzt. Ein Herzanfall? Was es auch gewesen sein mochte, es mußte ein friedliches Ende gewesen sein. Sie saß ganz still da, ihre Kleider waren säuberlich geordnet, und sie starrte auf einen erloschenen Fernsehschirm. Wahrscheinlich war sie bereits zwei Tage tot. Das Blut an Amos’ Kopf war kaum geronnen. Der Tod durfte frühestens heute morgen eingetreten sein.
    Nichts war zu finden, kein Brief, keine Erklärung. Da war niemand, dem Amos etwas hätte mitteilen wollen. Er hatte die Hühner freigelassen und sich dann erschossen. Harry brauchte eine Weile, um sich zu sammeln. Schließlich nahm er die Pistole aus Amos’ Hand, und es ging leichter, als er es sich gedacht hatte. Er steckte die Pistole in die Tasche und suchte, bis er eine Schachtel mit passender Munition fand. Die Kugeln steckte er ebenfalls ein.
    »Die Post schlägt sich durch, verdammt!« sagte er. Im Kühlschrank fand er kalten Braten. Er würde sich sowieso nicht halten, und Harry aß ihn auf. Der Herd funktionierte. Harry hatte keine Ahnung, wieviel Gas noch in der Flasche war, aber es machte nichts mehr aus. Die Sinanians würden es nicht mehr brauchen.
    Er nahm die Post aus der Tasche und legte sie vorsichtig ins Backrohr zum Trocknen. Die Rundschreiben und Kataloge waren ein Problem. Was drin stand, war zwar nutzlos, aber vielleicht brauchten die Leute das Papier? Harry wählte diejenigen aus, die dünn und durchweicht waren, und tauschte sie gegen die anderen.
    Er fand einige Tüten in der Küche und legte vorsichtig die einzelnen Postpacken ein. Das sind die letzten Plastiktüten auf Erden, flüsterte eine Stimme in ihm. »Richtig«, sagte er und fuhr mit dem Verpacken fort. »Ich muß die Tüten nehmen. Die Leute sollen ihre Post haben, und die Tüten gehören zum Service.«
    Als dieses Werk getan war, überlegte er den nächsten Schritt.
    Dieses Haus konnte von Nutzen

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