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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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zwar kein Examen gemacht, aber er hatte in der Zeit etwas gelernt. »Ray, was werden sie essen?« fragte George plötzlich.
    »Ich weiß nicht.«
    »Bist du bereit, deine Kinder vor Hunger sterben zu sehen?« fragte George. »Darauf bin ich noch nicht gekommen.«
    »Und was ist mit mir? Überall Leute. Salziger Regen, der nach San Joaquin strömt. Das untere San Joaquin läuft voll. Porterville säuft ab, wenn der Damm bricht. Die Leute drängen in die höheren Lagen, und das ist unser Gebiet. Sie werden überall sein, sie werden auf den Straßen kampieren, sie werden sich in den Schulen drängen, in Scheunen, überall. Und alle werden Hunger haben. Zunächst wird es jede Menge Lebensmittel geben, die für alle eine Weile reichen. Ray, du kannst kein Kind ansehen, das Hunger hat, ohne ihm was zu geben.«
    Ray sagte nichts.
    »Denk daran! Solange wir was haben, müssen wir die Leute verpflegen. Würdest du jemanden abweisen, wenn du noch was vorrätig hast? Bist du bereit, deine Hunde zu schlachten, um ein paar Hippies aus Porterville sattzukriegen?«
    »Es gibt keine Hippies in Porterville.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    Ray dachte darüber nach. Sie würden durch Porterville kommen. Nördlich und südlich lagen Millionenstädte, und wenn nur einer von den Hunderttausend lang genug leben würde, um Porterville zu erreichen und sich nach Osten zu wenden …
    Rays Mund wurde jetzt ebenso schmal wie der seines Bruders.
    Die Muskeln an seinem Hals schwollen an wie Stricke. Beide waren massig, die ganze Familie war groß geraten. Als sie noch jünger waren, hatten sie stets Händel gesucht. Das einzige Mal, als man sie verprügelte, waren sie mit ihren beiden jüngeren Brüdern zurückgekehrt. Von da an war es schier unmöglich, eine Keilerei aufzuziehen.
    Sie hatten die gleichen Gedanken, wenn auch Ray etwas langsamer war. Nun sah er es vor sich: Tausende von Fremden über das Land verstreut wie eine Landplage, Fremde aller Größe, aller Art und jeden Alters – Professoren, Sozialarbeiter, TV-Stars, Quizmaster und Modezeichner und das furchteinflößende Heer der ewig Arbeitslosen … alles Heimatlose ohne Arbeit, untrainiert, besitzlos, heimatlos, wie die Heuschrecken; aber Heuschrecken ließen sich bekämpfen. Und was war mit den Kindern? Fremde konnte man abweisen, aber keine Kinder.
    »Was wollen wir also tun?« fragte Ray schließlich.
    »Wenn sie nicht herkommen, gibt es auch keine Probleme«, sagte George. Er warf einen Blick auf die Hügel über der Straße.
    »Wenn an die hundert Tonnen Felsen und Schlamm auf die Straße runterstürzten, könnte kein Mensch ins Tal, zumindest nicht so leicht.«
    »Vielleicht sollten wir um einen schweren Regen beten«, sagte Ray. Und er schaute hinaus in den Regen, der vom Himmel fiel.
    George umklammerte fest das Steuer. Er glaubte an Wünsche dieser Art und mochte den spöttischen Ton seines Bruders nicht.
    Nicht als ob Ray etwas Bestimmtes gemeint hätte. Freilich ging Ray gelegentlich zur Kirche, zumindest so oft wie George. Aber um so was konnte man doch nicht bitten. All diese Menschen. Sie würden alle sterben und Georges Leute mit in den Tod reißen. Er stellte sich seine kleine Schwester vor, abgemagert und mit vorstehendem Bauch kurz vor dem Hungertod, wie jene Kinder in Vietnam. Ein ganzes Dorf voller Kinder, gefangen in der Kriegszone, und keiner da, der sich um sie kümmerte, kein Ort, wo sie hingehen konnten, bis die Rangerpatrouille kam, um den Vietkong aufzustöbern, und auf die Kinder stieß. Plötzlich wußte er, daß er einen solchen Anblick nicht mehr würde ertragen können. Er konnte nicht einmal dran denken. »Was glaubst du, wie lange der Damm hält?« fragte Ray.
    »Und – warum hältst du an?«
    »Ich habe da ein paar Sprengsätze«, sagte George. »Grad da oben.« Er zeigte auf einen steilen Abhang über der Straße. »Zwei davon genügen, und kein Mensch wird eine Zeitlang diese Straße benützen können.«
    Ray dachte darüber nach. Es gab noch eine zweite Straße, die aus San Joaquin heraufführte, die aber in den Autokarten nicht verzeichnet war. Es dürfte eine Menge Leute geben, die nichts davon wußten. Wenn die Hauptstraße unbefahrbar war, würden sie vielleicht woanders hingehen.
    Der Wagen hielt an, und George öffnete die Tür. »Kommst du?«
    »Ja, ich komme«, sagte Ray. Er war mit George wie stets einer Meinung und gehorchte ihm wie schon immer, seitdem ihr Vater gestorben war. Die beiden anderen Brüder, die Vettern und Neffen

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