Luzifers Hammer
rief White von drinnen. Sie wateten hinein, drei Astronauten und neun Überlebende. Einer der Männer fuhr einen Lastwagen heran, damit die Scheinwerfer in den ruinierten Laden leuchteten.
Rick wollte, sie hätten es nicht getan. Eine Menge aufgedunsener Leichen schwamm auf dem filzigen Wasser. Er schluckte hart und bedeckte sein Gesicht mit dem Tuch. White hatte einen Tropfen Benzin darauf geträufelt. Der süße, ekelhafte Geruch von Benzin war besser als …
Kevin Murray trat an ein Regal mit Büchsen. Er hob eine Büchse Mais hoch. Sie war vom Rost durchfressen. »Im Eimer«, sagte er. »Verdammt!«
»Ich wollte, wir hätten eine Taschenlampe«, sagte ein anderer Farmer.
Sicher würde eine Taschenlampe helfen, das wußte Rick, aber es gab Dinge, die man besser bei Nacht und Nebel erledigte. Er wischte verrottete Reste von einem Regal.
Gläser. Pickles. Er rief die anderen, und sie begannen, das Regal auszuräumen.
»Was ist denn das, Rick?« fragte Kevin Murray. Er nahm ein Glas in die Hand.
»Pilze.«
Murray erschauerte. »Besser als nichts. Danke. Ich wollte, ich hätte meine Brille wieder. Wissen Sie, warum ich keine Waffe trage? Ich bin nämlich blind wie eine Eule bei Tageslicht.«
Rick versuchte, sich auf Brillen zu konzentrieren, aber er hatte keine Ahnung, wie man eine Linse schliff. Er stapfte durch die Gänge und schleppte die Sachen, die die anderen aufgestöbert hatten, suchte nach mehr und schob die Leichen beiseite, bis selbst dies zur Routine wurde, aber man mußte über irgend etwas sprechen … »Konserven halten gar nicht so lange, nicht wahr?« sagte Rick, während er auf einige Büchsen mit verfaultem Eintopf starrte.
»Sardinenbüchsen halten sich gut, der Himmel weiß, warum. Ich denke, jemand muß bereits hier gewesen sein, es gibt weniger als im letzten Laden. Wir haben immerhin das meiste erwischt, was gestern noch vorhanden war.« Er schaute gedankenvoll auf die schwimmenden Leichen. »Vielleicht haben die den Rest aufgegessen. Gefangen in diesem …«
Rick antwortete nicht. Er spürte Glas an den Zehen.
Sie alle trugen zehenfreie Sandalen aus dem Schuhgeschäft in der oberen Straße. Sie konnten nicht barfuß gehen, aus Angst vor Glasscherben, und warum sollten sie ihre guten Stiefel ruinieren? Nun hatten seine Zehen die glatte, kühle Oberfläche einer Flasche berührt.
Rick hielt den Atem an und tauchte. In Bodennähe stieß er auf eine Reihe von Flaschen, eine Menge Flaschen von verschiedener Form und Größe. Die Hälfte davon konnten Wasserflaschen sein, nicht wert, um den Platz auf den Lastern zu verstellen. Dennoch nahm er eine und holte sie heraus.
»Apfelsaft, bei Gott! He, Leute! Wir brauchen ein paar Hände!«
Sie wateten durch die Gänge, Pjotr, Johnny und die Farmer, alle todmüde, verdreckt und durchnäßt, die wie Schnecken dahinkrochen. Einige brachten sogar die Kraft auf, zu lächeln. Rick und Kevin Murray tauchten nach den Flaschen und reichten sie weiter, weil sie die einzigen waren, die keine Waffen trugen.
White, der das Kommando hatte, wandte sich mit zwei Flaschen ab und blickte dann zurück. »Gut, Rick! Das hast du gut gemacht!« sagte er, wandte sich langsam wieder ab und watete zur Tür. Rick folgte ihm.
Irgend jemand rief.
Rick stellte seine Flaschen in ein leeres Regal, um sich zu entlasten. Das mußte Sohl sein, der Wache stand. Aber Rick hatte keine Waffe!
Sohl rief wieder. »Keine Gefahr, ich wiederhole, keine Gefahr! Aber ihr Burschen müßt das sehen!«
Sollte er umkehren und die Flaschen holen? Zur Hölle damit!
Rick schob etwas weg, was er nicht sehen wollte (doch die schwimmende Masse fühlte sich an wie ein kleiner toter Mann oder eine große tote Frau), und watete hinaus ins Licht.
Der Parkplatz war fast bis zur Hälfte voller Autos, vierzig oder fünfzig Wagen, die die Besitzer stehen gelassen hatten, als der Regen kam. Der heiße Regen mußte so plötzlich gefallen sein, daß die Motoren im Eimer waren, bevor die Kunden im Kaufhaus überhaupt daran dachten, wegzufahren. So blieben die Wagen stehen, und viele der Kunden waren ebenfalls geblieben. Das Wasser umspülte die Autos, strömte ein und aus.
Sohl befand sich immer noch auf seinem Posten auf dem Dach des Supermarktes. Für ihn war es besser, nicht näher heranzugehen. Er war kurzsichtig, und seine Brille war ebenso zu Bruch gegangen wie Murrays Brille. Er deutete nach unten auf ein Etwas, das gegen einen Volkswagenbus trieb, und rief: »Will mir jemand sagen, was das
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