Luzifers Hammer
zwischen sumpfigen Feldern und ruinierten Mandelplantagen dahinfuhr. Als der Wagen die Einfriedung erreichte, salutierten die Wachen, und als der Wagoneer hielt, sprangen der Fahrer und der Wachmann heraus und rissen den hinteren Wagenschlag auf. Alim dankte dem Fahrer mit einem Kopfnicken. Hooker schien die Männer zu übersehen. Alim und Hooker gingen zu einem Zelt auf der einen Seite des Lagers. Es war ein neues Zelt aus einem Sportgeschäft, grünes Nylon über Aluminiumstangen gespannt, und es war dicht. Drinnen sorgte ein Holzkohlenbrenner für Wärme und Trockenheit. Ein Kessel summte über der Kohle, und drinnen wartete ein weißes Mädchen, um heißen Tee einzuschenken, sobald die Männer auf den Klappstühlen Platz genommen hatten.
Sobald der Tee eingeschenkt war, entließ Hooker das Mädchen mit einer Kopfbewegung, und die Wachen bezogen ihre Posten außer Hörweite.
Als das Mädchen gegangen war, grinste Sergeant Hooker breit. »Ein schönes Leben, Peanut!«
Nassers Lächeln verblaßte bei diesem Namen. »Um Gottes willen, Mann! Nenn mich nicht so!«
Hooker grinste erneut. »Okay. Hier drinnen kann uns keiner hören.«
»Ja, aber du könntest es vergessen.« Keiner hatte ihn seit jener Zeit ›Peanut‹ genannt, als sie das Leben von George Washington Carver studierten, und der Name ging unweigerlich auf George Washington Carver Davis über, bis er es mit Fäusten und mit Rasierklingen in einem Stück Seife aus der Welt schaffte …
»Hier draußen ist nicht viel los«, sagte Hooker, während er seinen Tee schlürfte und dankbar für die Wärme war, die er spendete.
»Nein.« Auf ihrem Erkundungsausflug war ihnen nichts Ungewöhnliches begegnet. Einmal hatte der Regen aufgehört, und sie hatten Schnee auf den Gipfeln der High Sierra gesehen.
Schnee im August! Er erfüllte Nasser mit Furcht, obwohl Hooker meinte, daß es in der Sierra auch manchmal vor jenem Tag im August geschneit hätte.
Sie saßen unbequem, trotz des heißen Tees und der Wärme im Zelt, trotz des Luxus, trocken zu sein, weil sie eine Menge zu besprechen hatten und keiner den Anfang machen wollte. Beide wußten, daß sie über kurz oder lang Entscheidungen treffen mußten. Ihr Lager befand sich viel zu nahe an jenen Ruinen, wo einst Bakersfield gewesen war. In der Asche und in den Ruinen der Stadt gab es eine Menge Leute, die sich zusammentun konnten, mehr als genug, um hier heraufzukommen und Nasser und Hooker den Garaus zu machen. Noch hatten sie ihr Zeug nicht beieinander. Die Überlebenden hausten in kleinen Gruppen, in denen jeder dem anderen mißtraute und die sich um die Reste der Vorräte in den Supermärkten und Lagerhäusern balgten – jene Reste, die Hooker und Nasser übriggelassen hatten.
Schließlich kam es auf dies heraus: Alim und Hooker zusammen hatten genügend Männer und Munition, um einen Kampf zu gewinnen. Gewannen sie ihn, dann hatten sie genug für einen weiteren. Verloren sie, waren sie erledigt. Sie hatten das Land ringsum abgegrast, sie mußten weiter. Aber wohin?
»Verdammter Regen«, knurrte Hooker.
Alim schlürfte seinen Tee und nickte. Wenn nur der Regen endlich aufhörte. Wenn Bakersfield austrocknete, gab es kein Problem. Man mußte nur einen passenden Tag mit kräftigem Wind abwarten – und hierzulande wehte stets ein kräftiger Wind –, und dann die ganze verfluchte Stadt ausräuchern. Hundert Feuer, jeweils in einem Block gelegt, würden ausreichen. Ein Feuersturm. Er würde über alles hinwegbrausen und nichts übriglassen. Bakersfield wäre keine Gefahr mehr.
Aber der Regen prasselte hernieder. Gestern hatte eine Stunde lang die Sonne geschienen. Heute brach die Sonne fast durch, obwohl es noch nicht Mittag war, und es nieselte nur.
»Wir haben nur noch etwa sechs Tage«, sagte Hooker. »Dann werden wir gegen den Hunger kämpfen müssen. Wenn wir hungrig genug sind, werden wir auch etwas zu essen finden, aber …«
Er beendete seinen Satz nicht, und es war auch nicht nötig.
Alim erschauerte. Sergeant Hooker bemerkte Alims Gesichtsausdruck, und er kräuselte verachtungsvoll die Lippen. »Du wirst mitmachen«, sagte Hooker.
»Ich weiß.« Er erschauerte vor der Erinnerung an den Farmer, den Hooker erschossen hatte, an den Geruch der Mahlzeit, wie sie das Fleisch verteilten, wie jeder im Lager eine Schüssel nahm und Hooker verdammt genau sehen konnte, daß sie es aßen.
Dieses gräßliche Ritual war es, das die Truppe so fest zusammenhielt. Alim mußte einen der Brüder
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