Luzifers Hammer
übelnehmen. Im Anfang wurden diese Zusammenkünfte im Rathaus abgehalten, ein Umstand, der den Anspruch glaubwürdig erscheinen ließ, daß der Bürgermeister und der Polizeichef einiges Gewicht besaßen, aber jetzt, seitdem es der Senator aufgegeben hatte, seine Zeit zu verschwenden und in die Stadt zu gehen … . »Sie können anfangen«, sagte Jellison.
Der erste Teil war leicht. Zunächst die Belohnung. Zwei von Stretch Tallifsens Kindern hatten eine neue Art Rattenfalle gebastelt und drei Dutzend der kleinen Nager sowie ein Dutzend Erdhörnchen gefangen. Für die besten Rattenfänger waren wöchentliche Preise ausgesetzt: einige der letzten Zuckerstangen auf der Welt.
Hardy warf einen Blick in seine Papiere und verzog das Gesicht. Der nächste Fall versprach schwieriger zu sein. »Peter Bonar. – Hamstern« sagte Al.
Bonar erhob sich. Er war um die Dreißig, vielleicht auch etwas älter, mit schütterem blonden Bart. Bonars Augen waren trübe, wahrscheinlich vor Hunger.
»Hamstern und Horten, wie?« sagte Senator Jellison.
»Worum geht’s?«
»Allerhand Zeug, Senator. Vierhundert Pfund Hühnerfutter. Zehn Zentner Saatmais. Batterien. Zwei Kisten Gewehrpatronen. Vielleicht auch noch andere Sachen, von denen ich nichts weiß.«
Jellison schaute grimmig drein. »Hast du das getan?« fragte er.
Bonar gab keine Antwort.
»Hat er das?« fragte Jellison Hardy.
»Jawohl, Sir.«
»Ist das nichts für die Justiz?« fragte Jellison. Er schaute geradewegs auf Bonar. »Nun?«
»Zum Teufel, ich habe ihn nicht gerufen, um bei mir herumzuschnüffeln! Er hatte kein Recht dazu!«
Jellison lachte.
»Ich möchte wissen, wie die dahinter gekommen sind.«
Al Hardy wußte es. Er hatte überall seine Späher. Hardy opferte eine Menge Zeit, um mit den Leuten zu sprechen, und das war nicht schwer. Du greifst dir einen und läßt ihn reden, dann schickst du ihn aus, damit er sich umsieht, und schon bald kriegst du eine Menge Informationen.
»Ist das alles, was dich stört?« fragte Jellison. »Wie ist man dir auf die Schliche gekommen?«
»Es sind meine Vorräte«, sagte Bonar heftig. »All dies Zeug gehört mir. Wir haben es gefunden, meine Frau und ich. Wir haben es gefunden und heimgetragen, in meinem Wagen, und welches Recht haben Sie darauf, zum Kuckuck? Mein Zeug auf meinem Land.«
»Hast du überhaupt Hühner?« fragte Jellison.
»Ja.«
»Wie viele?« Und als Bonar keine Antwort gab, wandte sich Jellison an die Anwesenden. »Nun?«
»Vielleicht ein paar, Senator«, sagte jemand. Es war eine Vierzigjährige, die aussah, als sei sie sechzig. »Vier oder fünf Hennen und einen Hahn.«
»Also brauchst du keine vierhundert Pfund Futter«, schloß Jellison.
»Es ist mein Futter!« beharrte Bonar.
»Und Saatmais. Hier sterben die Leute vor Hunger, also brauchen wir allerhand Saatgut, um nächstes Jahr ernten zu können, du aber hast zehn Zentner beiseite geschafft. Das ist Mord, Bonar. Mord!«
»He …«
»Du kennst die Regeln. Du findest was und hast es zu melden, damit wir disponieren können.« »Und die Hälfte behalten. Oder mehr.«
»Sicher. Aber das tut nichts zur Sache«, sagte Jellison. »Will jemand für ihn sprechen?« Aber es blieb still, keiner rührte sich.
»Al?«
Hardy zuckte die Achseln. »Er hat eine Frau und zwei Kinder, elf und dreizehn Jahre alt.«
»Das kompliziert die Sache«, sagte Jellison. »Will jemand für sie sprechen? … Nein?« Seine Stimme klang jetzt scharf.
»He, Sie können nicht … was, zum Teufel, Betty hat mit der Sache nichts zu tun!«
»Sie wußte, daß das Zeug vorhanden war«, sagte Jellison.
»Gut, aber die Kinder …«
»Tja. Die Kinder.«
»Er ist zum zweitenmal angeklagt, Senator«, sagte Hardy.
»Letztes Mal war es das Benzin.«
» Mein Benzin, und auf meinem Land …«
»Du redest zuviel«, sagte Jellison. »Verdammt viel. Horten. Das letzte Mal bist du billig davongekommen. Himmel noch mal, es gibt nur eine Möglichkeit, den Leuten beizubringen, daß ich auch meine, was ich sage! George, wolltest du etwas sagen?« »Nein«, sagte Christopher.
»Die Straße«, sagte Jellison. »Bis heute Mittag. Ich überlasse es Hardy, zu entscheiden, was du mitnehmen darfst. Peter Bonar, du bist verbannt!«
»Himmel, Sie haben kein Recht, mich von meinem eigenen Land zu weisen!« rief Bonar. »Lassen Sie mich in Ruhe, und wir lassen Sie in Ruhe! Wir wollen nichts von Ihnen …«
»Wieso denn nicht?« schrie George Christopher. »Du hast unsere Hilfe bereits in
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