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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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hinter ihnen her war. Die Sieger waren zu müde, um an sie zu denken. Harvey suchte, bis er Maureen fand, und ging zu ihr. Er spürte keine Leidenschaft, auch sie nicht, nur unendliche Sorge und Zärtlichkeit. Sie berührten sich wie Kinder.
    Es gab keine Party und keine Feier. Innerhalb von wenigen Minuten war der Empfang vorüber. Einige ließen sich in Sessel fallen und schliefen sofort ein, andere gingen schweigend nach Hause. Harvey spürte jetzt nichts mehr als die zwingende Notwendigkeit, zu ruhen, zu schlafen und alles zu vergessen, was an diesem Tage geschehen war. Er hatte so etwas schon erlebt, in Vietnam, wenn Soldaten von einem Stoßtrupp zurückkehrten: schlapp, ausgelaugt und leer, nicht gerade freudlos und durchaus in der Lage, sich zu einer kurzen Begeisterung hinreißen zu lassen, um dann nur noch geistig wegzutreten und erschöpfter zu sein denn je.
     
    Er erwachte und dachte sofort daran, daß sie gesiegt hatten. An die Einzelheiten konnte er sich nicht mehr erinnern, er hatte geträumt, lebhaft und vermischt mit den Erinnerungen der letzten Tage, und als die Träume verflogen, nahmen sie die Erinnerung mit und ließen nur dieses eine Wort zurück: Sieg.
    Er lag im Vorraum in eine Decke gewickelt auf einem Teppich und hatte keine Ahnung, wie er hierher gekommen war. Vielleicht hatte er sich nur einfach mit Maureen unterhalten und war dann auf den Teppich gesunken und eingeschlafen. Alles möglich, alles denkbar.
    Da waren Stimmen im Haus, Menschen gingen ein und aus, es roch nach frisch gekochtem Essen. Er nahm alles wahr, nahm alles in sich auf, die Geräusche, die Düfte und all die Äußerungen des Lebens. Die grauen Wolken vor dem Fenster rissen auf, lebendig und glänzend fiel Sonnenlicht in den Raum. Die bronzenen Trophäen an der Wand waren ein Wunder, das untersucht und bestaunt werden mußte. Er genoß jede Minute seines Lebens und das, was es bringen mochte.
    Allmählich wich die gute Laune von ihm, und was zurückblieb, war ein verzweifeltes Gefühl der Leere. Er richtete sich auf und sah, daß der Teppich im Wohnraum wie ein Schlachtfeld aussah. Die Leute lagen dort, wo sie die Müdigkeit überfallen hatte. Irgendeiner hatte noch die Kraft aufgebracht, Decken auszubreiten, aber sie reichten nicht. Harvey breitete seine Decke über Steve Cox aus, der sich in der Kälte zusammengekrümmt hatte, dann ging er der Nase nach, um ein Frühstück zu ergattern.
     
    Das Zimmer war von hellem Sonnenlicht durchflutet. Maureen Jellison wollte es einfach nicht glauben. Sie wagte es nicht, aufzustehen. Vielleicht war der Sonnenschein nur ein Traum, den sie erhalten und genießen sollte. Schließlich überzeugte sie sich, daß sie wach war. Es war keine Illusion. Die Sonne schien durchs Fenster, warm, golden und hell. Sie war bereits vor einer Stunde aufgegangen. Als sie die Decken zurückschlug, spürte sie die Wärme auf den Armen.
    Allmählich wurde sie hellwach. Die Erinnerungen an den Vortag, an Terror, Blut und tödliche Erschöpfung verdichteten sich wie zu einem schnell ablaufenden Film. Da war das Entsetzen in den Morgenstunden, als die Streitkräfte der Festung sich bewähren mußten, als sie zurückwichen, und die Neue Brüderschaft ins Tal ließen, aber nicht auf die Kämme. Der allmähliche Rückzug, der nicht zu offensichtlich vor sich gehen durfte, bei diesen Truppen, denen man den Schlachtplan nicht verraten durfte, wegen der Angst, daß sie in Gefangenschaft geraten könnten. Schließlich die allgemeine Panik, die um sich griff, als alles zu wanken und verloren schien.
    »Wenn ihr abhaut, werden sie nachrücken und euch folgen«, hatte Al Hardy gesagt. »Das geht aus Randalls Berichten eindeutig hervor. Ihr Kommandeur geht systematisch vor. Das wollen wir auch bis zu einem gewissen Punkt.«
    Das Problem bestand darin, das Hochland zu halten, so daß die Brüderschaft nicht aus dem Tal herauskonnte, um den Feind weit genug durch die Talsohle vordringen zu lassen, bis genügend Mitglieder der Brüderschaft die Brücke überquert hatten. Wie könnten sie die Rancher dazu bringen, zu kämpfen und das Signal abzuwarten, bevor sie abzogen? Hardy hatte sich für die einfachste Lösung entschieden. »Wenn Sie da draußen sind«, hatte er gesagt, »wenn Sie durchhalten, so werden zumindest einige bei der Stange bleiben. Es sind schließlich Männer.«
    Sie hatte es ihm übelgenommen, aber es blieb keine Zeit, um Al Hardy eine Standpauke zu halten, und schließlich behielt er recht. Alles,

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