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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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was sie zu tun hatte, war, sich selbst Mut zuzusprechen. Für einen, der nicht überzeugt war, daß sie leben wollte, schien dies die einfachste Sache von der Welt zu sein. Erst als sie dann tatsächlich ins Feuer geriet, kamen ihr die ersten Zweifel.
     
    Irgend etwas Unsichtbares hatte Roy Millers Seite aufgerissen. Er versuchte, die Wunde mit dem Unterarm zu schließen.
    Der Unterarm paßte genau in die Grube, die seine zerschmetterten Rippen bildeten. Maureen kam das Frühstück hoch … und bevor er starb, erhaschte Roy ihren Blick.
    Hinter Deke Wilson und zwei seiner Männer war eine Mörsergranate explodiert. Die anderen rollten über den Boden, überschlugen sich und blieben in einer Stellung liegen, die äußerst unbequem gewesen wäre, hätten sie noch gelebt. Deke aber wurde nach vorn geschleudert, wobei er mit den Armen ruderte und den Berg hinabsegelte wie ein Vogel, der gerade erst flügge geworden ist, hinunter in die gelbe Düsternis.
    Joanna McPherson drehte sich um und rief Maureen etwas zu.
    Eine Kugel pfiff durch ihr Haar, genau an jener Stelle, wo sich vor wenigen Augenblicken noch ihr Schädel befunden hatte, und Joanna beschloß ihre Worte mit einem Fluch.
    Ein Metallsplitter aus einem Mörsergeschoß traf Jack Turners Senfgasbombe, als er gerade zum Wurf ansetzte. Seine Freunde liefen davon, seine Schwägerin suchte ebenfalls das Weite, Jack Turner aber stolperte und stürzte mitten in die gelbe Wolke.
    Pudgy Galadriel von der Shire schwang ihre Schlinge über dem Kopf, trat einen Schritt vor, um eine Flasche mit Nervengas den Berg hinabzuschleudern. Sie zögerte einen Moment zu lange, und plötzlich schwebte Galadriel wie ein kopfloser Siegesengel über dem Boden. Maureen sah dunkle Flecken vor den Augen. Sie lehnte sich gegen einen Felsbrocken und brachte es fertig, auf den Beinen zu bleiben. Auf einer Klippe zu stehen und seine Gedanken müßig umherschweifen zu lassen, um dann plötzlich hochzufahren, war eine Sache. (Hätte sie überhaupt die Nerven dazu gehabt? Oder war dies alles nur Mache? Hinterher wußte sie es nicht mehr.)
    Etwas völlig anderes aber war es, zu sehen, wie die junge Frau in sich zusammensank, während das Blut aus ihrem Halsstumpf schoß, und geistesgegenwärtig die Schlinge und die Flasche mit dem Nervengas zu packen und das tödliche, furchtbare Ding über den Kopf zu wirbeln, und, während man sich in der letzten Sekunde daran erinnert, daß das verdammte Ding in einer Tangente , nicht aber in jene Richtung davonfliegen wird, wo die Schlinge hindeutet, die Flasche mitten in die Kannibalenhorde zu schleudern, die langsam aber sicher auf sie zurückte und aus allen Rohren feuerte. In diesem Moment hatte Maureen Jellison eine Menge Dinge entdeckt, für die es sich zu leben lohnte. Der trostlos graue Himmel, der kalte Wind, die kurzen Schneeschauer, die Aussicht auf einen Hungerwinter, das alles verblaßte. Zunächst war die Erkenntnis da: Kannst du Entsetzen empfinden, so willst du leben. Merkwürdig, daß sie das früher nie begriffen hatte.
    Sie zog sich schnell an und ging hinaus. Der helle Sonnenschein war verschwunden. Sie konnte die Sonne überhaupt nicht sehen, doch der Himmel über ihr war hell und die Wolkendecke schien dünner zu sein als gewöhnlich. War der Sonnenschein nur ein Traumrest gewesen? Die Luft war warm, und es regnete nicht. Der kleine Bach unterhalb des Hauses war angeschwollen, und das Wasser gluckerte fröhlich. Das Wasser dürfte kalt sein, gerade richtig für Forellen. Vögel stießen tief über das Wasser herab und riefen laut. Sie ging die Auffahrt zur Straße hinunter.
    Es war kein Verkehr. Tags zuvor war es anders gewesen, als die Verwundeten aus der Festung in das ehemalige Erholungsheim gefahren wurden, das jetzt als Krankenhaus für das Tal diente, und es würde auch wieder lebhafter werden, wenn man die Leichtverletzten in Pferdewagen heranschaffen würde, doch im Augenblick war die Straße leer. Sie ging weiter, indem sie alles in sich aufnahm, was es zu hören und zu sehen gab: das Geräusch einer Axt oben in den Bergen, das Aufblitzen der rötlichen Flügelspitzen einer Amsel, die ins nahe Gebüsch schoß, die Stimmen der Kinder, die die Schweine aus der Festung im Wald hüteten.
    Die Kinder hatten sich den neuen Verhältnissen schnell angepaßt. Ein älterer Erwachsener als Lehrer, ein Dutzend Kinder, zwei Hunde und eine Schweineherde: Schule und Arbeit. Eine andere Art Schule mit anderen Fächern. Natürlich Lesen und

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