Luzifers Hammer
war geschlagen, und Alim Nasser war ein toter Mann.
Swan und Jackie waren tot wie die meisten Mitglieder seiner Bande, umgekommen im Tal des Tule River, getötet von diesen stickigen gelben Gaswolken, die wie Feuer brannten. Er spürte Erikas Hand, die ihm mit einem Lappen über das Gesicht fuhr, aber er sah sie nur verschwommen. Sie war eine gute Frau, eine Weiße, aber sie hatte bei Alim ausgeharrt und hatte ihn herausgeholt, als die anderen flohen. Er hätte ihr das gern gesagt, aber er konnte nicht sprechen …
Er spürte, daß der Wagen langsamer fuhr, und hörte jemanden etwas rufen. Sie hatten das neue Lager erreicht, und jemand hatte Wachtposten auf gestellt. Hooker? Alim glaubte zu wissen, daß Hooker davongekommen war. Er hatte den Fluß nicht überquert, sondern die Mörser dirigiert, und dort war er einigermaßen sicher. Alim fragte sich, ob es ihm eigentlich recht war, wenn Hooker überlebt haben sollte. Eigentlich war ihm alles einerlei.
Der Hammer hatte Alim Nasser getötet.
Der LKW hielt an einem Lagerfeuer, und er spürte, daß man ihn heraushob. Sie legten ihn in die Nähe des Feuers, und das tat gut. Erika blieb bei ihm, und jemand brachte ihm eine Tasse heiße Suppe. Es fiel ihm schwer, zu sagen, daß sie gutes Zeug verschwendeten, da er den nächsten Augenblick, in dem er wieder einschlief, nicht mehr überleben würde. Er würde an seinem eigenen Auswurf ersticken. Er räusperte sich und keuchte schwer, um die Kehle freizubekommen und sprechen zu können, aber es tat irrsinnig weh, so daß er den Versuch aufgab.
Allmählich drang eine Stimme an sein Ohr.
»Und ihr habt seiner gespottet, dem Gott der Heerscharen! Ihr habt euer Vertrauen in eure Heeresmacht gelegt, ihr Engel des Herrn! Strategie! Wozu brauchen die Engel Gottes eine Strategie? Vertrauet eurem Herrn, dem mächtigen Gott Jehova! Verrichtet sein Werk! Erfülle seinen Willen, mein Volk! Vernichtet diese Hochburg des Satans, wie Gott es will, und dann werdet ihr siegen!«
Die Stimme des Propheten schwang wie eine Geißel über ihm.
»Weinet nicht um die Gefallenen, klaget nicht um sie, die im Dienste des Herrn ihr Leben ließen! Ihnen wird hoher Lohn zuteil werden. Oh, ihr Engel und Erzengel, erhöret mich! Dies ist nicht die Zeit der Sorgen! Dies ist die Zeit, um fortzufahren im Namen des Herrn!«
»Nein!« keuchte Alim, doch keiner hörte ihn.
»Das läßt sich machen«, sagte eine Stimme in seiner Nähe.
Alim brauchte einen Augenblick lang, um die Stimme zu erkennen. Es war Jerry Owen. »Im Kraftwerk haben sie kein Giftgas.
Doch selbst wenn sie welches hätten, macht das wenig aus. Wir laden die Mörser und die schweren Maschinengewehre auf die Schute und jagen die Turbinen in die Luft. Das ist das Ende des Kraftwerkes.«
»Kämpft im Namen Gottes!« rief Armitage, und jetzt antworteten einige: »Halleluja!« riefen sie. »Amen!« sagte ein anderer.
Zunächst noch unsicher und vereinzelt wurde jedoch das Echo immer lauter, als Armitage mit seiner Predigt fortfuhr.
»Scheiße!« Das mußte Sergeant Hooker sein. Alim konnte den Kopf nicht drehen, um ihn anzuschauen. »Alim, kannst du mich hören?«
Alim nickte schwach.
»Er kann Sie hören«, sagte Erika. »Aber lassen Sie ihn in Ruhe. Er muß sich ausruhen. Ich wünschte mir, er könnte etwas schlafen.«
Schlaf! Das würde ihn sicher umbringen. Jeder Atemzug war ein Kampf, etwas, wofür er sich anstrengen mußte, eine Sache des Willens. Wenn er auch nur die kleinste Pause einlegte, würde er aufhören zu atmen.
»Was zum Teufel mach’ ich jetzt?« fragte Hooker. »Du bist der einzige Bruder, der übriggeblieben ist und mit dem ich was anfangen kann.«
Alims Lippen formten Worte, und Erika übersetzte. »Er fragt, wie viele Brüder übriggeblieben sind.«
»Zehn«, sagte Hooker.
Zehn Schwarze! Waren sie die letzten Schwarzen auf der Welt? Natürlich nicht. Afrika war immer noch vorhanden, oder existierte der Kontinent nicht mehr? Freilich hatten sie unter ihren Feinden kein einziges schwarzes Gesicht gesehen. Vielleicht gab es keine mehr in Kalifornien. Und wieder flüsterte er etwas.
»Er meint, zehn sind zu wenig«, sagte Erika.
»Tja.« Hooker beugte sich nieder, um in Alims Ohr zu sprechen. Keiner konnte ihn hören. »Ich muß bei diesem Prediger ausharren«, sagte er. »Alim, ist er verrückt? Oder hat er recht? Ich kenne mich nicht mehr aus.«
Alim schüttelte den Kopf. Er wollte nicht darüber sprechen.
Und wieder sprach Armitage, er sprach vom
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