Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
verlassen war. Sie wollte sehen, ob man die Kette nicht irgendwie freibekommen konnte.
Sie wurde ganz aufgeregt, als sie sah, dass es vielleicht möglich war. Aufgrund der Art und Weise, wie die Ketten geschlungen waren, und wenn es ihr gelang, die Chaiselongue hochzuheben und die Ketten wegzuziehen...
Sie musste es unzählige Male probieren, die meisten davon vergeblich, weil die Ketten in die falsche Richtung glitten, als sie darum kämpfte, die Chaiselongue mit den gefesselten Händen hochzuheben und dann nur wenig Spielraum zum Manövrieren hatte... Aber schließlich, hatte sie die Ketten gelockert und von der Chaiselongue weggezogen.
Ihre Hände waren immer noch gefesselt, aber sie konnte sich frei bewegen.
Wenige Augenblicke später hatte sie einen Weg gefunden, die Ketten zu lösen und ließ sie in einem wirren Haufen auf dem Boden liegen. Maias erster Impuls war, sofort das Zimmer zu verlassen, aber sie zwang sich zu warten und erst noch eine Viertelstunde zu lauschen.
Ihre Geduld wurde belohnt: Das Haus schwieg weiterhin, und der graue Umriss um die Fenster war jetzt zu Schwarz übergegangen. Als Letztes nahm sie noch den Schürhaken vom Kamin, bevor sie das Zimmer verließ, und suchte auch etwas, was man als Holzpflock verwenden konnte. Der einzige Gegenstand, der hier in Frage kam, war ein Regenschirm in der Ecke, und sie brach ihn mit dem Fuß auseinander.
So bewaffnet schlich sie auf Zehenspitzen zur Tür und öffnete diese ganz vorsichtig.
~*~
Durch diesen Nebel von Schmerz hindurch, nahm Dimitri noch wahr, wie sich die Tür vor ihm langsam öffnete.
Er schloss die Augen, sein Kopf sackte ihm gegen die Rückenlehne. Schon wieder? So verflucht bald?
Sie hatte ihn mehr als drei Mal aufgesucht, innerhalb der Stunden oder auch Tage, die er schon hier war. Sein einziges Zeitmaß war das Licht, das durch die Vorhänge durchsickerte, und selbst das war ungenau, weil er auch schon in die Bewusstlosigkeit hinübergedämmert war, um nach ungewisser Zeit wieder aufzuwachen. Lerina hatte einen der Vorhänge aufgezogen, so dass ein gleißender Strahl über die Stuhllehne streifte, nahe genug, um ihm dort das Haar zu versengen. Und als Abschiedsgeschenk hatte sie ihre letzte Rubinhalskette abgenommen und sie ihm um den Hals gehängt, auf die nackte Haut dort.
Der Schmerz...
Irgendwann hatte der dann nachgelassen und war nun lediglich eine stechende Folter.
Wie lange erging es ihm schon so?
Sich zu rühren, wagte er nicht, aus Angst die Sonne würde ihm die Haut bis auf die Knochen versengen, und hielt seinen Kopf also in einem unmöglichen Winkel, kaum in der Lage zu atmen, bei all dieser lähmenden Pein. Und die ganze Zeit über war er allein mit seinen Gedanken, seinen schlimmsten Befürchtungen. Schwarz und hässlich kreisten sie ihm unablässig im Kopf herum.
Es war wegen diesem Strudel aus Irrsinn, aus Angst und Wut, dass er sich nicht einfach der Sonne preisgab und verbrannte. Er musste unversehrt bleiben, angetrieben von dem verzweifelten Gedanken, dass er irgendwie entkommen musste. Er musste wieder zu Maia gelangen, bevor Moldavi es tat.
Eine Gestalt, ganz sicher nicht Lerina, war durch die Tür ins Zimmer hereingetreten. Dimitris röchelnder Atem stockte. Das war neu. Das war–
Maia .
Träumte er? Halluzinierte er? Ein Hirn, das nur noch Brei war? Er war sogar zu schwach, um ihren Geruch wahrzunehmen.
Aber nein, ein verirrter Mondstrahl auf diesem wunderbaren kupfergoldenen Haar und der eleganten Nase bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen.
Nein, nein, nein! Was tun Sie hier, Sie dummes, leichtsinniges Frauenzimmer?
Er kämpfte verzweifelt, aber keine Bewegung kam, außer der Absicht dazu, tief drinnen.
Zuerst nahm sie ihn gar nicht wahr; der Raum lag im Halbdunkel, und er war zu schwach, um einen Laut von sich zu geben. Aber dann sah sie ihn, denn sie schrie entsetzt auf und rannte zu ihm und ließ fallen, was auch immer sie in den Händen gehalten hatte.
„Mein Gott“, flüsterte sie, plötzlich dort vor ihm und endlich nahe genug, so dass er sie riechen konnte.
So ein frischer, angenehmer Duft, nach all den Stunden in seinem eigenen Blut und dem Schweiß, vermischt mit dem verbitterten Geruch von Lerina. Ein Schleier fiel ihm über die Augen, als er wie ein Verdurstender dieses reine, lebensspendende Elixier in sich einsog.
„Was hat sie – oh, Gott .“ Ihre Hände waren überall, schälten ihn aus den Resten des blutdurchtränkten Hemds,
Weitere Kostenlose Bücher