Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
stattdessen auf die vorbeiziehenden Bilder von London, dort draußen, vor den Fenstern seiner Kutsche. Die gleiche Kutsche, in der sich heute früh der Zwischenfall mit Miss Maia Woodmore ereignet hatte, und den Grund dafür konnte er einfach nicht vergessen, Zudem schien obendrein auch noch ihr Geruch in die allerletzte Ritzen der Polsterungen gedrungen zu sein.
Sich den Gefahren von Sonnenschein auszusetzen, um Blackmont Hall zu verlassen – nach einigen wenigen, und dann noch unruhigen, Stunden Schlafs – war das kleinere von zwei Übeln gewesen. Er hatte es durchaus ernst gemeint, mit seiner Begeisterung für Miss Woodmores Idee, sie und Bradington sollten doch ihre Zeit bei einem gemeinsamen Spaziergang im Garten verbringen. Aber Dimitri hatte nicht über die Vorteile davon hinausgedacht, sie aus dem Salon hinauszubekommen, wo er der guten Sitten halber neben ihnen sitzen müsste. Er hatte nicht bedacht, dass der Garten sich genau vor den Fenstern seines Arbeitszimmers befand.
Er war schlicht nicht in der Verfassung, sich das zuckersüße, rührselige, romantische Geplapper der wiedervereinten Liebesleute anzuhören.
Und das lag nur zum Teil daran, dass er – zu seiner großen Schmach – selbst sein eigenes zuckersüßes, rührseliges, romantisches Geplapper der zwar etwas unmoralischen, aber bezaubernden Meg gewidmet hatte. Viele, viele Jahrzehnte zuvor. Als er jung und töricht und verliebt gewesen war.
Er war in der Tat so verliebt gewesen, dass er seine Seele verkauft hatte, um ewig mit ihr leben zu können.
Oder so hatte er es sich vorgestellt.
Bitterkeit zerriss ihm die Eingeweide, und Dimitri ließ sich ganz auf diese unangenehme Empfindung ein. Es war so viel besser, als an weibliche Tintenfässer zu denken, die – zu seinem großen Ärger – seine Magengrube irgendwie weich werden ließen und sein Blut in Wallung brachten.
Er blickte aus dem Fenster der Kutsche und sah, dass sie in die Bond Street eingebogen waren und sich gerade einen Weg durch diese Straße voller Läden und ihrer Damenkundschaft bahnten. Die Zofen und Lakaien folgten den Damen auf dem Fuß, trugen Pakete, und umschifften Hunde, Straßenverkäufer, Straßenkinder mit schmuddeligen Gesichtern, und gutgekleidete Gentlemen.
Als er in sein Gefährt eingestiegen war, hatte Dimitri kein bestimmtes Ziel im Sinn gehabt. Er musste einfach nur aus dem Haus. Und Tren, der schlaue Kerl, war klug genug, nicht nach einem Ziel zu fragen, wenn ihm keins genannt wurde ... und ebenfalls klug genug, nicht mit seinem Herrn in der Kutsche in der Auffahrt stehen zu bleiben, bis die Reise losgehen konnte. Er schnalzte also den Pferden zu und fuhr los.
Dimitri hatte kurz überlegt, zum Rubey’s zu gehen, was unfein gesagt, ein Bordell war, das die besonderen Wünsche und Gelüste von Drakule erfüllte. Die gleichnamige Besitzerin, die jüngste in einer ganzen Reihe von Rubeys, war eine besonders gute Freundin von Giordan Cale – und auch von Voss. Für eine bloße Sterbliche war sie auch recht scharfsinnig, und dann auch attraktiv, sinnlich und mütterlich – alles in einem.
Aber Dimitri hatte keine Verwendung für eine von Rubeys Frauen. Gewiss. Es hatte Gelegenheiten gegeben – seltene Gelegenheiten – im Laufe des letzten Jahrhunderts, da er sich sein Vergnügen genommen hatte, und normalerweise im Gegenzug auch etwas Vergnügen bereitete hatte... Aber das war stets geschehen, nachdem er seinen Blutdurst gestillt hatte, wenn er seinen Drang danach befriedigt hatte ... obwohl es auch einen Zwischenfall gegeben hatte, wo sein Körper über ihn gesiegt hatte. Er trug immer noch die Narben davon auf seinem Arm, weil er seine Reißzähne lieber da hinein verbissen hatte, anstatt sie in die sich lustvoll windende Frau unter ihm zu versenken.
Für einen kurzen Augenblick schloss Dimitri die Augen. Das Letzte, woran er jetzt denken wollte, war eine Frau, die sich lustvoll unter ihm wand. Denn das hatte er heute Morgen schon gehabt. Nur war die noch bekleidet gewesen, den Schicksalsgöttinnen sei Dank.
Er hob die Hand, um sich frustriert an der Nasenwurzel zu kneifen, und Maias Geruch kam mit der Hand mit. Und dabei hatte er sich schon dreimal gewaschen.
Hatte sie ihn denn gebrandmarkt?
Und er durfte sie sich schlicht und ergreifend fortan nur als Miss Woodmore vorstellen und als nichts anderes.
Als er wieder zum Fenster hinausblickte, bemerkte er, dass Tren die Gelegenheit ergriffen hatte, um durch
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