Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
um und fühlte wie der Rock an ihr zog, als die Gehilfin der Näherin ihn dort erneut in Falten legte und mit ein paar Nadeln feststeckte. Hinter ihr kümmerte sich eine weitere Assistentin um ihr Mieder, gerade steckte sie vorsichtig eine weitere Nadel in den Saum hinten an ihrem Rücken.
Was tat man, wenn die Küsse vom eigenen Verlobten ihren Reiz verloren hatten?
Wenn man lieber einen Spreißel entfernen würde, als seine Lippen zu spüren?
Maia öffnete die Augen und sah im Spiegel das Bild einer wunderschönen Braut. Goldkupfernes Haar leuchtete im Licht, das durch ein Fenster fiel, und der gleiche Lichtstrahl wanderte abwärts über das Blassrosa ihres Gewands. Darüber spannte sich eine Lage feinster Spitze in einem kühlen Gelb, was dem Kleid einen irisierenden perlmuttartigen Schimmer verlieh.
„Sie sehen ganz zauberhaft aus, Miss. Er wird die Augen nicht von Ihnen lassen können“, sagte die Näherin. Zufriedenheit lag in ihrer Stimme, und sie trat an Maia heran, um den kleinen Bausch am Ärmel links zurechtzuzupfen. Er war aus gerafften Stücken von blassrosa, hellgelber und blauer Seide gefertigt, die zu einem losen Zopf geflochten dann noch durch Füllmaterial ihre Form erhielten.
Maia betrachtete sich von oben bis unten. Sie sah in der Tat wunderschön aus – das meiste davon machte das Kleid, gestand sie sich ein. Obwohl das Oberteil tief ausgeschnitten war, mit einem neuartigen Dekolleté mit dem schönen Namen Herzausschnitt, konnte man den kleinen Kratzer oben an ihrem Busen nicht mehr sehen. Er war bereits vor Wochen verheilt.
Seit Angelica Cezar Moldavi entkommen und aus Paris zurückgekommen war, waren sowohl Chas als auch Corvindale sich einig, dass die Bedrohung durch Moldavi nicht mehr so groß war. Der Schurke wusste nun um den weitreichenden Schutz, mit dem der Earl über die Woodmore Schwestern wachte, und in Anbetracht des jüngsten Fehlschlags, Chas mit dem Druckmittel Angelica zum Einlenken zu bringen, hielt man es für unwahrscheinlich, dass Moldavi in der nächsten Zeit einen weiteren Anschlag verüben würde.
Daher hatte der Earl seine strikten Auflagen für die Schwestern etwas gelockert, obwohl Chas Maia versichert hatte, dass sie weiterhin beschützt wurden, auch wenn es ihnen nicht auffiel. Maia waren natürlich die zusätzlichen Lakaien aufgefallen, die ihre Kutsche stets begleiteten, und die ungewöhnlich hohe Anzahl von Schatten, die Tag und Nacht auf der Straße herumlungerten. Sie nahm an, dass die Mehrzahl von ihnen, mit den Worten von Corvindale, „gute Vampire“ waren, da er sie offensichtlich angeheuert hatte.
In der Zwischenzeit – und zur großen Enttäuschung und Sorge von Maia – war Chas kurz nach Angelicas Rückkehr wieder verschwunden und hinterließ sie abermals in der Obhut Corvindales.
Aber ... seit sie an jenem Morgen nach dem Zwischenfall in der Kutsche aus Corvindales Arbeitszimmer geflohen war, und ihr seine höhnischen Worte – Sie waren niemals unter meinem Bann – noch in den Ohren hallten, seither hatte sie nicht mehr als einen flatternden Mantel von ihm zu Gesicht bekommen. Es lag nun über einen Monat zurück, und es war ihnen gelungen, sich aus dem Weg zu gehen.
Oder zumindest war sie ihm aus dem Weg gegangen. Ob er das Gleiche tat, da war Maia sich nicht sicher. Und seit Angelica fast ohne einen Kratzer zurückgekehrt war und ihre Absicht kundgetan hatte, sie werde Dewhurst heiraten, hatte man Corvindale gar nicht mehr gesehen.
Sie hatte das tiefe Grollen seiner Stimme gehört und auch die geschlossene Tür seines Arbeitszimmers bemerkt. Und glücklicherweise hatte es für sie keinen Anlass mehr gegeben, den Earl zu stören.
Aber Alexander war oft auf Blackmont Hall gewesen.
Und stets schien er einen Spaziergang im Garten machen und dort in der schattigen Pergola verweilen zu wollen.
Aber ihn zu küssen, war für sie mittlerweile in etwa so aufregend, wie ihre eigene Hand zu küssen. Maia wusste das – denn sie hatte es ausprobiert.
Und was einmal eine prickelnde Vorfreude auf seine Ankunft gewesen war, hatte sich nunmehr in einen bleischweren Klumpen in ihrem Magen gewandelt.
Sie liebte ihn nicht.
Man heiratet nicht aus Liebe. Man heiratet wegen Geld oder Ansehen oder Macht. Oder auch in eine gute Familie hinein, solange es sich um eine vorteilhafte und gute Verbindung handelt.
Wie oft hatte sie Angelica diese Lektion eingebleut, als die sich für eine kurze Zeit eingebildet hatte, in den äußerst
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