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Luzifers Kathedrale

Luzifers Kathedrale

Titel: Luzifers Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Entscheidung ließen wir uns nicht hinreißen. Bill drehte sich erst mal ab und ging auf das Geländer der Galerie zu. Er blieb dort stehen und schaute in die Tiefe.
    Einen Moment später fiel mir sein heftiges Winken auf. »Komm her!«, flüsterte er.
    Rasch stand ich neben ihm. Er deutete in die Tiefe und zeigte dabei auf eine bestimmte Stelle. Es war dort unten dunkler geworden. Auch wir standen im Halbdunkel, und unsere Lampen verrieten uns nicht, da sie ausgeschaltet waren.
    An der rechten Wandseite der Kathedrale malte sich eine menschliche Gestalt ab. Da sie sich zunächst nicht bewegte, sah sie von unserem Platz aus gesehen wie eine Figur aus, die man in die Kirche hineingestellt hatte. Sie war angespannt, sie lauschte, und dann drehte sie den Kopf, um möglichst viel sehen zu können. Sie würde ihn auch in den Nacken legen, aber wir wollten noch nicht, dass sie uns entdeckte und zogen uns deshalb zurück.
    Wieder verstrichen die Sekunden in der absoluten Stille, bis wir das Echo der Schritte hörten, das zu uns hochklang.
    Ich schaute Bill an. »Okay, mal sehen, wer uns hier besucht hat.«
    Ich beugte mich über das Geländer. Der Mann drehte uns den Rücken zu. Er ging mit kleinen Schritten zum Altar hin, als würde er dort etwas Besonderes finden.
    »Bitte, Sie brauchen sich nicht zu fürchten«, rief ich von oben her.
    Der Mann blieb abrupt stehen. Er zog den Kopf ein. Dann fuhr er herum, und erst jetzt sahen wir, dass er etwas mit beiden Händen festhielt. Schon beim ersten Blick war uns klar, dass es sich um ein Kreuz handelte, und das war nicht eben klein.
    Auch Bill war jetzt zu mir gekommen. Wir winkten mit beiden Händen und erklärten ihm, dass alles okay wäre.
    »Was meinen Sie denn damit?«, hallte es uns entgegen.
    »Dass es dieses Monstrum nicht mehr gibt!«, rief ich nach unten. »Ich habe es ausgeschaltet.«
    Es war nicht festzustellen, ob mir der Mann glaubte. Aber er sprach auch nicht dagegen und nickte schließlich.
    »Okay, dann kommen wir jetzt zu Ihnen.«
    »Ich warte vor der Kirche.«
    »Wie Sie wollen.«
    Bill hob die Schultern. »Die Kathedrale scheint unserem Freund nicht geheuer zu sein.«
    »Ist das ein Wunder?«
    »Im Prinzip nicht.«
    »Eben.«
    Wir machten uns auf den Weg. Dabei hörten wir, dass die Tür geöffnet wurde und der Mann die Kathedrale verließ. Auf unserem Weg nach unten wurden wir nicht noch mal angegriffen. Es blieb alles ruhig. Das Schweigen hatte sich wirklich wie eine große Glocke über das gesamte Kirchenschiff gesenkt.
    »Ich vermute, das ist jemand, der mehr weiß«, flüsterte Bill mir zu.
    »Dann hätten wir Glück.«
    »Steht uns auch zu.«
    Ich nahm die letzten Stufen. »Und wenn er wirklich mehr weiß, dann ist er auch ein Mensch, der keine Angst zeigt. Das ist ebenfalls wichtig, Bill, er hat sich in die Kathedrale hineingetraut. Das dürfen wir nicht vergessen.«
    »Was glaubst du, wie gespannt ich auf den Grund bin.«
    »Da wirst du gleich schlauer sein.« Nach dieser Antwort zog ich die schwere Kirchentür auf...
    Der Mann hatte sich fast bis an unseren Leihwagen zurückgezogen. Dort stand er in gespannter Haltung und schaute uns entgegen. So ganz traute er dem Frieden nicht.
    Bill hob die rechte Hand. »Keine Sorge, Mister, wir wollen Ihnen nichts tun. Ich nehme an, wir haben das Gleiche vor.«
    »Kann sein. Wer sind Sie?«
    »Verbündete.«
    »Aber auch Fremde!«
    »Das können wir nicht bestreiten.«
    Es war nicht mehr Tag. Das Licht hatte sich zurückgezogen. Die Schatten hatten die Regierung übernommen, und sie verteilten sich in einer graublauen Farbe über dem Land, als steckte eine Eisschicht in ihr, die zur Kälte passte.
    Der Mann vor uns hielt sein Kreuz noch immer mit beiden Händen fest. Es bestand aus einem knotigen Holz und gab einen matten Glanz ab. Dass der Mann einen derartigen Gegenstand umklammerte, machte ihn mir sympathisch. Er trug dicke Winterkleidung und eine Mütze mit Ohrenklappen, die er allerdings jetzt in die Höhe gestellt hatte. Wir sahen einen wüsten Vollbart, der den größten Teil seines Gesichts verbarg, in dem die Augen funkelten. Sein Mund war nicht zu sehen. So sahen wir nicht, ob er lächelte.
    Ich streckte ihm als Erster die Hand entgegen. »Mein Name ist John Sinclair, und neben mir steht mein Freund Bill Conolly. Wir sind nicht zufällig hier auf die Insel gekommen, Mister...«
    Er zögerte noch mit der Antwort und musste erst überlegen. Dann nannte er seinen Namen. »Ich heiße Julian McBell. Ich

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