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Luzifers Kathedrale

Luzifers Kathedrale

Titel: Luzifers Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bin Schäfer hier.« Das Eis war gebrochen. Er gab mir die Hand, die durch einen Handschuh vor der Kälte geschützt war.
    »Ich denke, wir werden uns verstehen, Mr. McBell.«
    So ganz überzeugt war er noch nicht, denn er hob die Schulter.
    Danach begrüßte Bill ihn und sagte einen lockeren Spruch auf, der bei diesem ernsten Menschen allerdings nicht ankam, denn der Schäfer schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht, was hier genau vorgefallen ist«, flüsterte er, »ich kann mir auch Ihr Verhalten nicht erklären, aber ich habe Schüsse in der Kathedrale gehört und bin dann hineingegangen, um nachzuschauen.«
    »Wir haben geschossen«, sagte Bill.
    »Und warum?«
    »Tja, Mr. McBell, das wird Ihnen John Sinclair wohl besser erzählen können.«
    »Wollen Sie das?«
    »Natürlich.«
    Der Schäfer hatte noch immer seine Probleme. »Sie sind Fremde. Und plötzlich stecken Sie mitten in einem Vorgang, der unerklärlich ist. Verstehen Sie?«
    »Aber sicher, Mr. McBell.«
    »Es war noch ein Fremder hier auf der Insel«, meldete sich Bill Conolly. »Und zwar Ian Warren.«
    Bei der Erwähnung des Namens zuckte der Schäfer leicht zusammen, was uns natürlich auffiel.
    »Sie kennen Ihn?«, fragte Bill.
    »Nein, nein, so ist das nicht. Ich habe nur von ihm gehört.«
    »Dann wissen Sie auch, was mit ihm passiert ist?«
    »Ja, man brachte ihn um.«
    »Genau deshalb sind wir hier.«
    McBell dachte nach, doch es fiel ihm nicht leicht, eine Antwort zu finden. »Sind Sie denn von der Polizei?«, flüsterte er schließlich.
    »John Sinclair ist von Scotland Yard. Ich begleite ihn, aber ich habe Ian Warren gekannt.«
    Der Schäfer wirkte auf mich erleichtert. Jedenfalls entspannte er sich. »Ich habe mit dem Mord nichts zu tun. Das habe ich schon den ermittelnden Beamten gesagt, aber er hat in unserer Umgebung hier Staub aufgewirbelt.«
    Das konnten wir uns denken, denn auf einer derartigen Insel war ansonsten der Hund begraben.
    »Nur ist nichts dabei herausgekommen«, fügte ich hinzu.
    »Ja, das stimmt.«
    »Können Sie sich den Grund denken?«
    McBell runzelte die Stirn. »Ich weiß es beim besten Willen nicht, Mr. Sinclair.«
    »Die Menschen hier halten zusammen, nicht wahr?«
    »Das stimmt. Sehr sogar. Auch gegen mich in der Regel. Ich lebe nicht in Lyness. Ich bin ein Einzelgänger, der sich nur um seine Familie und die Schafe kümmert. Aber ich kann nicht hinnehmen, was hier passiert ist. Verstehen Sie?«
    »Sicher.«
    »Und was wollten Sie in der Kirche?«
    Der Schäfer schaute sie an, als sähe er sie zum ersten Mal. Er stieß den Atem durch die Nase aus. Auf der Oberlippe bildeten sich kleine Wölkchen. »Sie ist keine Kirche mehr. Sie ist eine Kathedrale, und sie ist zugleich verflucht. Kein Gott wohnt hier. Es gibt kein Kreuz, es gibt nichts, was noch an die Burg des Herrn erinnert. Etwas anderes hat Einzug gehalten. Die Hölle, Mister! Der Teufel und seine verfluchten Helfer«, stieß er hervor und sein Gesichtsausdruck veränderte sich dabei. Er wurde verbissen. Die Augen erhielten einen scharfen Glanz, die Lippen bewegten sich zitternd, und wir hörten auch, wie er leise aufstöhnte. »Das weiß ich nicht nur, das wissen auch die anderen Menschen hier, und Ihr Kollege wusste es ebenfalls.« Er schaute zu Boden und umklammerte das Kreuz noch fester.
    Ich fragte: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, Mr. McBell, uns die Geschichte von Beginn an zu erzählen?«
    »Ich kenne sie nicht.«
    »Nicht die Geschichte der Kirche, sondern Ihre«, präzisierte ich. »Sie haben die Kirche schließlich betreten und sicherlich nicht grundlos.«
    »Das stimmt.«
    »Dann hören wir Ihnen gern zu.«
    McBell überlegte nicht mehr. Es brach aus ihm hervor. Möglicherweise war er auch froh, endlich das loszuwerden, was ihm auf dem Herzen brannte.
    So erfuhren wir von dem, was er in der vergangenen Nacht in der Kathedrale erlebt hatte, als er Schutz vor dem Sturm gesucht hatte. »Und ich sage Ihnen, dieser Bau ist zu einem Hort des Teufels geworden. Er ist Luzifer’s Kathedrale.«
    Die Aussage war so entschieden gemacht worden, dass wir nicht widersprachen.
    Wir hatten nur Fragen, und Bill Conolly fing damit an. »Können Sie sich einen Grund vorstellen, wie es dazu gekommen ist, dass diese Wandlung vollzogen wurde.«
    »Nein, keinen konkreten.«
    »Aber es gab einen – oder?«
    »Ja, das schon, Mr. Conolly. Den Grund haben die meisten Menschen vergessen. Er liegt in der Vergangenheit begraben. Da muss etwas Schreckliches passiert

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