Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
pflücken, wie sie es mit Rivrik getan hatte ... aber zumindest konnte sie es jetzt sehen . Und sie konnte die Wärme riechen, als die Lichtstrahlen das Ende der Baumwollfransen am Bett erwärmten oder das Holz der Fensterjalousien erhitzten.
Und vielleicht ... wenn sie tapfer wäre ... könnte sie da auch einmal hinausgehen, eingehüllt in einen Mantel, mit Kapuze über dem Kopf und über den Schultern, und den Strahlen so gestatten, hin und wieder zu ihr durchzusickern, so dass die Strahlen sie noch unter diesem Schutzschild auch etwas wärmten.
Sie schaute noch eine ganze Weile zum Fenster dort hinaus, schaute einfach zu, wie die Schatten sich veränderten, länger wurden und dann wieder verschwanden und sich allmählich gen Osten streckten ... wie das Licht das umtriebige Paris veränderten, die Kutschen und die Landauer, die Händlerkarren und die Ladeneingänge, von Schattierungen langweiligen Graus zu jeder nur vorstellbaren Farbe.
Sie war schwach und immer noch hungrig, aber jetzt konnte sie nicht ausgehen, um sich jemanden zu suchen, von dem sie trinken konnte. Und sie konnte auch schlecht hinunter in den Schankraum gehen und von dort jemanden hochlocken, hierher in das Zimmer ... nicht wahr?
Also beachtete Narcise die hartnäckigen, immer wiederkehrenden Schwächeanfälle und die Momente, in denen ihr etwas schwindlig wurde, nicht und beobachtete stattdessen alles vor ihrem Fenster und wünschte, sie hätte ihre Farben hier oder zumindest einen Bleistift.
Sie wurde von der Aussicht draußen abgelenkt, als Woodmore stöhnte, und ging dann an seine Seite. Seine Augen standen offen, aber sie sahen trübe und fiebrig aus, und seine Haut war immer noch heiß, obwohl das Feuer im Zimmer jetzt nur noch ein kleines Häufchen glühender Kohlen war.
Das Wasser in der Schale war kühl, und sie tupfte ihm damit die Stirn ab, weil sie sonst nicht so recht wusste, was sie für ihn tun könnte. Sein glasiger Blick schien nicht in der Lage, die Dinge klar zu erkennen, und seine Augenlider flatterten, als er seufzte und Sachen murmelte, die sie nicht verstehen konnte.
Narcise überkam leichte Panik, als sie die schlimmste seiner Wunden noch einmal anschaute und sah, dass diese angeschwollen war und immer noch üble Gerüche verströmte. Das Blut war verkrustet oder trat zäh und klebrig aus. Die Wundränder stanken, und sie wusste, sie musste etwas unternehmen, oder der berüchtigte Vampyrjäger würde sterben – und obendrein noch auf so schmähliche Art.
Zuerst wusste sie schlicht nicht, was sie tun konnte. Tagsüber konnte sie nicht ausgehen, um Hilfe bei einem Arzt zu holen, noch verfügte sie über die Mittel, einen zu bezahlen. Der Geldbeutel, den Chas jenem Krösus da bei der Kutsche abgenommen hatte, war schon leer.
Und abgesehen davon fühlte auch sie selbst sich etwas müde, und ihr war übel, weil sie schon so lange nichts mehr gegessen und auch nicht geschlafen hatte.
Und ganz tief drinnen hatte Narcise auch panische Angst davor, sollte sie diesen Zufluchtshafen verlassen, und Cezar oder seine Männer sie dann finden und wieder in die Hölle verschleppen würden, in der sie so lange ihr Dasein gefristet hatte.
Sie schaute Woodmore an, der trotz seines Fiebers und der zittrigen Atemzüge, die seine Brust hoben und senkten, immer noch recht imposant und einschüchternd aussah – selbst wenn er die Augen geschlossen hielt. Er war so dunkel im Teint und sah recht exotisch aus, dort auf den hellen Bettlaken, sein sehr langes, dichtes Haar fiel ihm in die Stirn und klebte ihm auf der erhitzten Haut im Nacken. Aber sein Gesicht war angespannt und gerötet, und sein Puls schlug wild und gar nicht regelmäßig, er schien ihr geradezu in den Ohren zu hämmern.
Aber ... sie musste etwas tun.
Sie war eine Drakule, und auch wenn sie bei Tageslicht nicht aus dem Haus gehen konnte, so konnte sie Menschen mit ihrem Bann belegen. Wie dumm von ihr all diese Zeit mit Zaudern zu vergeuden, wenn sie doch alle Voraussetzungen hatte, um das Notwendige zu tun!
Es war so lange her, dass sie alleine, auf sich gestellt gewesen war, selbst Entscheidungen treffen musste. Über ein Jahrhundert her. Aber dennoch: hier in ihrem Versteck zitternd und hilflos wie ein Kaninchen gehockt zu haben, war ganz und gar nicht bewundernswert.
Da sie Woodmore nicht allzu lange alleine lassen wollte, klingelte sie nach einem der Diener. Eine junge Frau trat ein, und Narcise trug ihr in einem etwas holprigen Französisch auf: Sie brauche auf
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