Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
versuchte, möglichst flach zu atmen, denn das Zimmer – insbesondere das Bett – stank nach Koitus, und über all dem lag dann noch der Duft von Chas Woodmore. Von seinem Blut.
Auf einmal fühlte sich Narcise verlegen und irgendwie fehl am Platze. Und dann, ganz plötzlich, auch erschöpft. Ihre Knie wackelten und der Kopf drehte sich ihr, blind griff sie nach dem Stuhl und setzte sich.
Aber sie war frei. Ein Lächeln brach aus ihr hervor, und ein Glückstaumel erfasste sie, stieg von innen nach oben in ihr auf, so stark, dass ihr Teufelsmal sie wieder zu zwicken begann ... und urplötzlich, schossen ihr die Tränen in die Augen. Tränen rannen ihr über das Gesicht, überrumpelten sie – sie hatte gar nicht geahnt, dass sie zu derlei überhaupt noch fähig war, zu weinen – aber jetzt, ganz plötzlich, schluchzte sie und konnte gar nicht aufhören.
Ihr wurde ein Taschentuch ins Gesicht geschoben, und sie nahm es blind, dankbar, an – und zugleich schämte sie sich auch dafür. Sie hatte so viel durchmachen müssen ... warum, jetzt, da sie glücklich war, warum musste sie sich jetzt eine solche Blöße geben?
Das Tuch roch nach Woodmore, natürlich, aber dicht und schwer – verkrustetes Blut daran und Schweiß und Schmerz und auch der angenehme Duft seiner Haut und seiner Haare. Sie trocknete sich die Tränen und hob das Gesicht an, nur um zu sehen, dass er sie mit einem etwas gleichgültigem Gesichtsausdruck beobachtete. „Danke.“
„Ich habe drei Schwestern“, erwiderte er mit einem Achselzucken. „Heulende Frauen machen mir gar nichts mehr aus. Und ich vermute mal, Sie haben wesentlich mehr Anlass zu heulen wie Angelica, als ihr gelbes Lieblingskleid mit Tinte bekleckert wurde.“
Narcise schenkte ihm ein etwas zittrig-feuchtes Lächeln und schneuzte sich erneut. „Ich kann mich gar nicht an das letzte Mal erinnern, als ich geweint habe. Nicht einmal vor zehn Jahren habe ich geweint.
Es klopfte noch einmal an der Tür, und diesmal ging Woodmore aufmachen. Sie bemerkte, wie seine Füße ein wenig scharrten, als er durchs Zimmer ging, als ob er sie kaum heben könne. Er hielt die Tür fest, als eine kleine Sitzbadewanne und dicht hinterdrein fünf riesige Eimer dampfenden Wassers hereingetragen wurden, und sie nahm an, er hielt sich an der Tür fest, damit ihm die Knie nicht nachgaben. Auf seinem Gesicht und vor allem um seine Augen lag ein Ausdruck harter Anspannung.
Aber nun, da sie sich mit seinem ganz eigenen Duft vertraut fühlte, ertappte Narcise sich dabei, wie sie seinen nackten Oberkörper betrachtete, dort, in dem schwachen Licht der Lampe. Er war groß, und die Haut an seiner Brust und an seinem muskulösen Bauch war so dunkel wie an seinen Händen und in seinem Gesicht. Dunkles Haar wuchs ihm in einer Linie am Bauch hinunter, verschwand dort, in dem Hosenbund, der etwas mitgenommenen aussah, und nach oben breitete es sich über die ganze Breite seiner Brust aus. Seine Arme waren muskelbepackt, voller Narben und anderer Wunden, aber nichtsdestotrotz kraftvoll.
Ihre Augen begannen warm zu werden, als sie an die Textur seiner Haut dachte und die Essenz seines Lebensblutes, und sie musste wegschauen. Es war eine Reaktion, die sie nicht gänzlich unter Kontrolle hatte, aber sie konnte sie verbergen, denn es bedeutete überhaupt nichts.
Nach dem Wasser kam die Magd, die das Essen gebracht hatte, noch einmal; und diesmal trug sie einen Stapel Tücher und einen kleinen Tiegel Salbe. Diese stellte sie neben dem Bad ab, und Narcise begriff, dass es für Woodmores Verletzungen gedacht war.
Als die Tür sich noch einmal schloss, und sie wieder alleine waren, drehte sich Woodmore zu ihr um. Er schien noch unsicherer auf den Beinen zu sein, und sie dachte, er würde dort stehend hin-und her wanken. „Ich nehme nicht an, dass man Sie leicht schockieren kann, aber falls dem so ist, dann müssen Sie entweder das Zimmer verlassen, oder sich umdrehen.“
„Ich habe keinen anderen Ort, wo ich hingehen könnte“, sagte sie leise.
Er warf ihr einen Blick zu, den sie nicht zu deuten wusste, und drehte sich dann um. Und dann machte er ganz plötzlich eine Art halbe Drehung, als wolle er nach dem Stuhl greifen, und er begann, zu Boden zu gehen.
Sie hörte, wie er leise fluchend aufstöhnte, kurz bevor er dann mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden aufschlug.
Narcise eilte zu ihm und kniete sich neben ihm auf den Boden nieder. „Woodmore?“, sagte sie und wollte ihn an den Schultern schütteln ...
Weitere Kostenlose Bücher